Umstrittene von Praunheim-Ausstellung zieht von Nürnberg nach München

In Nürnberg wurde die Kirchenausstellung „Jesus liebt“ des schwulen Künstlers Rosa von Praunheim nach Protesten geschlossen. Jetzt gibt es neue Veranstaltungsorte. Anfang Oktober wird sie zunächst in München gezeigt - und danach in Hamburg.
Von Johannes Blöcher-Weil
Der Künstler Rosa von Praunheim

Vor einigen Tagen war Schluss mit der umstrittenen Bilderausstellung des schwulen Künstlers Rosa von Praunheim in der Nürnberger St. Egidien-Kirche. Jetzt gibt es neue Veranstaltungsorte. Die Ausstellung wird bald in München und Hamburg zu sehen sein, allerdings nicht mehr in einer Kirche, sondern in Galerien.

Die Schau beschäftigt sich mit Liebe, Sex und Homosexualität im Christentum. Sie war wegen negativer Reaktionen kurz nach ihrer Eröffnung am 20. Juli geschlossen worden. Dabei habe es sich neben ernstzunehmender Kritik auch um Hass und Hetze gehandelt, meldet die dpa. „Zahlreiche Menschen fühlten sich in ihrem religiösen Empfinden verletzt“, teilte die Gemeinde mit. Der Kirchenvorstand hatte sich daraufhin entschieden, die Schau nicht wieder zu öffnen.

Dies wiederum kritisierten verschiedene Organisationen, die sich für Homosexuelle einsetzten. Die Kirche sei eingeknickt, mahnte die Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche. Der Förderverein des Christopher-Street-Day Nürnberg, der die Ausstellung mitorganisierte, sah den Abbruch als „ein fatales Zeichen aus dem Raum der Kirche“.

Abbruch „echt evangelische“ Entscheidung

Von Praunheim selbst zeigte sich begeistert davon, dass durch das Aus soviel Aufmerksamkeit für das Thema entstand. Er attestierte dem Kurator, Pfarrer Thomas Zeitler, sehr viel Mut, dass er die Ausstellung gezeigt habe. Die Bilder zeigen provokante, teils explizite homoerotische und sexuelle Handlungen.

Die Nürnberger Regional-Bischöfin Elisabeth Hann von Weyhern begrüßte den Beschluss der Gemeinde und nannte die Entscheidung am Freitag „echt evangelisch“. Allen Beteiligten sei bewusst, dass jedwede Entscheidung „irgendeine Gruppe vor den Kopf stoße“, teilte der Kirchenkreis Nürnberg mit. Die Ausstellung mit provokanten Bildern werde „dem Auftrag der Kirche nicht gerecht“, zitiert der epd aus der Mitteilung der Kirche.

Der theologisch konservative Arbeitskreis Bekennender Christen in Bayern betonte, dass die Ausstellung das Schamgefühl verletze und absichtlich „mit ins Pornografische gehenden Bildern“ provoziere. Die in der Kirche gezeigten Bilder hätten „eine blasphemische, gotteslästerliche Wirkung“.

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