Umstritten: Neue ProSieben-Serie über die „sieben Todsünden“

B e r l i n (PRO) - Der Privatsender ProSieben widmet sich in einer Serie den so genannten "sieben Todsünden". Mit nachgestellten Szenen werden Wollust, Zorn, Neid, Völlerei, Hochmut, Trägheit und Habgier in angeblichen "Dokumentationen" mit Kriminalfällen der vergangenen Jahre in Verbindung gebracht. Schon nach der Ausstrahlung der ersten Folge erntete die Serie scharfe Kritik.
Von PRO

In sieben Episoden behandelt die ProSieben-Serie „Die sieben Todsünden – Der Abgrund in uns“ Kriminalfälle der letzten zehn Jahre. „Jeder Fall steht mit einer der Todsünden in unmittelbarem Zusammenhang“, beschreibt der Privatsender das Konzept der Serie. „Ob ein Sexualdelikt (Wollust), ein Serienmord aus Habgier, die perfide Tötung einer Schülerin aus Hochmut, der Unfalltod einer fettsüchtigen Frau (Völlerei) oder das absichtliche Überfahren eines Kindes (Zorn) – die Ermittlungen wollen vor allem eines klären: Welche inneren und äußeren Kräfte wirken auf das Ich, wenn es zum Opfer seiner Triebe wird? Was zwingt einen Täter zu seinen Handlungen? Wie wird ein Mensch zum Mörder?“, so ProSieben weiter.

Dabei brandmarke schon die Bibel „menschliche Schwächen in ihrer Extremform als Todsünde“, meint der Sender. Wer übersteigert neidisch, faul, hochmütig oder triebgesteuert sei, werde nicht nur gesellschaftlich geächtet. „Glaubt man der Bibel, so schmort er nach seinem Tod auf ewig in der Hölle“, schreibt ProSieben.

„Die Welt“: „Voyeuristische Bilder und fluffige Dramaturgie“

In der ersten Folge der Serie zum Thema „Wollust“ wurden von den Produzenten zahlreiche Sexszenen eingebaut, die von Wissenschaftlern und Experten kommentiert wurden. „Es ist erschreckend, wie hier die Zuschauer für dumm verkauft werden und journalistische Regeln zugunsten von voyeuristischen Bildern und einer fluffigen Dramaturgie, die das Leben dummerweise kaum zu bieten hat, einfach über Bord geworfen werden“, kritisierte die Tageszeitung „Die Welt“ auf ihrem Online-Portal.

Bei der Serie handele es sich um ein Beispiel für den „zunehmenden Einsatz von Dichtung statt Wahrheit in angeblich authentischen Formaten“. Der Zuschauer werde etwa nicht darüber aufgeklärt, dass es sich bei einem „Therapeuten“, der die Szenen kommentiert oder bei angeblichen Verwandten von Tätern, die in der Serie auftreten, um Schauspieler handele.

Doch all das scheint die Zuschauer nicht zu stören, vermeldete ProSieben doch einen „hervorragenden Start“ der Serie über die „sieben Todsünden“, die freitags im 23 Uhr ausgestrahlt wird: 1,5 Millionen Zuschauer sahen zu später Stunde die erste von sieben Folgen und sorgten damit für einen Marktanteil von 9,8 Prozent.

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