Meinung

Ulmen-Fernandes geht „Wundern“ nach

In einer ZDF-Dokumentation geht Collien Ulmen-Fernandes der Frage nach, ob Unmögliches in Wundern wahr wird. Auch, ob Gott etwas damit zu tun haben könnte.
Von Norbert Schäfer
Collien Ulmen-Fernandes

Wenn in einer Lebenssituation Unmögliches eintritt, sehen viele Menschen darin ein Wunder. In einer ZDF-Dokumentation geht Collien Ulmen-Fernandes der Frage nach, wie solche Erfahrungen Menschen verändern und ob Wunder etwas mit Gott zu tun haben. Dazu schildert der Film sechs unterschiedliche Begebenheiten. Die beleuchten der Psychologe Leon Windscheid und die katholische Theologin Carolin Hohmann.

Der vierjährige Luis braucht eine teure OP in den USA. Die Eltern starten eine Crowdfunding-Aktion und ermöglichen die OP, von der sie sich viel erhoffen. Luis kann operiert werden, der Zustand des Jungen verbessert sich auch, aber die Ergebnisse bleiben hinter den Erwartungen der Eltern zurück. Kein Wunder?

Der leidenschaftliche Fußballer Marco erleidet einen Herzstillstand. Zwei Männer retten sein Leben. Für den Katholiken Marco und seine Frau Maria steht fest: Die Rettung war ein Wunder, weil die Retter zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren.

Schwester Bernadette Moriau berichtet, wie sie nach einer Wallfahrt nach Lourdes Heilung ihrer Gebrechen durch eine Krankensalbung erfahren hat. Nach eigenem Bekunden sollte die katholische Christin „Zeugin der Hoffnung sein“. Der Arzt Cornel Sieber hat die Krankenakte untersucht und kann den Verlauf aus medizinischer Sicht nicht erklären. Ein Wunder?

Wunder sind wie „kleine Osterfeste“

Der Psychologe Windscheid erklärt den Glauben an Wunder als eine Art Gegenreaktion auf den Kontrollverlust, den Menschen oft hinnehmen müssten. Der Begriff Wunder werde heute auch dann verwendet, wenn eine wissenschaftliche Erklärung für ein bestimmtes Ereignis noch nicht gefunden sei. Die Theologin Hohmann hält den Gedanken, dass die Welt nicht alleine auf Zufällen beruht, nicht für naiv. Die Forschung zeige, dass etwa der Glaube für eine Heilung förderlich sein könne. Dazu sein jedoch ein positives Gottesbild nötig.

Wunder könnten aus theologischer Sicht als Ereignisse interpretiert werden, in der Gottes Handeln erkennbar werde. Über Wunder sagt Hohmann: „Diese kleinen Osterfeste, Feste der Auferstehung, können wir auch in unserem Alltag haben.“ Wunder sind aus Sicht der Theologin „nichts für Couch-Potatoes“, sondern jeder müsse das tun, was in seiner Macht stehe.

Schauspieler und Regisseur Daniel Wahl berichtet in der 43-minütigen Dokumentation, wie ein Vogel ihn vor dem sicheren Tod in der syrischen Wüste gerettet hat. Anne Willkommen schildert ihre Stammzellentransplantation, wegen der sie sieben Wochen alleine in einem Zimmer ausharren musste. Am Ende hatten die Ärzte keine Hoffnung mehr für die Krebspatientin. Für Anne und ihre Lebensgefährtin ist es ein Wunder, dass sie letztlich doch überlebt hat und zudem ein Stammzellen-Spender gefunden wurde.

Für den Sänger und Entertainer Ross Antony hat sich der verstorbene Vater seinem Empfinden und seinem Erleben nach in einem Schmetterling gezeigt. Vielleicht sei es kein Wunder, schließt Antony, sondern das, was er letztlich glauben wolle.

Ergebnisoffen und glaubwürdig

Ist es am Ende Schicksal oder eine Frage der persönlichen Haltung? Müssen wir fähig sein, Wunder zu sehen und anzuerkennen? Die Frage, ob Wunder etwas mit Gott zu tun haben, lässt die Dokumentation am Ende dann doch offen. Daran tut sie aber gut. Indem die Dokumentation die unterschiedlichen Begebenheiten aus der Sicht der Betroffenen schildert und dann das jeweils Erlebte von einem Psychologen und einer Theologin einordnen lässt, bleibt sie ergebnisoffen, und damit glaubwürdig. Zumal bei einem Thema, dass sich weder wissenschaftlich noch theologisch völlig unstrittig klären ließe.

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