Überraschungen der Bibel zeigen: Bibelmuseum in Frankfurt wird 20

Das Bibelmuseum in Frankfurt a.M. wird 20 Jahre. Die Evangelische Kirche kürzt indes seine finanzielle Unterstützung. Museumsdirektor Veit Dinkelaker ist fest überzeugt von der Bedeutung der Bibel als dem Buch, das „Gott und die Menschen verbindet“.
Von Jörn Schumacher
Bibelhaus Frankfurt, Jesus-Boot

Der Beginn des heutigen „Bibelhauses Erlebnismuseum“ (BIMU) in Frankfurt am Main bestand in einer in den 1990er-Jahren begründeten Bibelausstellung des damaligen Propstes Dieter Trautwein. Im Jahr 2003 gab die Reformierte Gemeinde ihren damaligen Kirchraum in der Metzlerstraße zur Miete frei. Heute zieht das Bibel-Museum, nahe am Main gelegen, rund 20.000 Besucher im Jahr an.

In unmittelbarer Umgebung befinden sich das Museum für Angewandte Kunst, das Museum für Kommunikation sowie das Städel-Museum. Etwa zwei Drittel der Besucher seien Jugendliche, die meist mit ihren Schulklassen kommen, teilte Museumsdirektor Veit Dinkelaker gegenüber PRO mit.

Das „Bibelhaus Erlebnismuseum“, wie das Bibel-Museum offiziell heißt, präsentiert nicht nur archäologischer Funde, die religiöse, historische und soziale Hintergründe der biblischen Zeit widerspiegeln. In einer Art „Expedition in die spannende Welt der Bibel“ möchten die Kuratoren die Bibel erlebbar machen. Und immer geht es den Ausstellungsmachern um die Frage: Was hat dies mit uns modernen Menschen zu tun?

Das BIMU ist eine Einrichtung in Trägerschaft der Frankfurter Bibelgesellschaft. Deren Ziel war es im 19. Jahrhundert, das Bibellesen zu fördern. Damals sollten auch Bedürftige die Möglichkeit haben, eine Bibel zu bekommen. Das BIMU kooperiert mit zehn Fakultäten und Instituten für Theologie, seit 2010 zudem mit der Israelischen Antikenverwaltung. Von dort kommen über 300 Originalfunde, die als Dauerleihgabe im Frankfurter Museum präsentiert werden.

Kirche kürzt finanzielle Unterstützung

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau wird ab 2025 das Bibel-Museum nicht mehr im bisherigen Umfang mitfinanzieren. Museumsdirektor Veit Dinkelaker erklärte auf Anfrage, die Gesamtsynode der Kirche werde in diesem Jahr darüber abstimmen, in welcher Größenordnung die Förderung der Arbeit am BIMU ab 2025 weitergehen wird.

„Wir sind der Hoffnung, dass die einzigartige und vielfältige Arbeit mit biblischen Inhalten im BIMU weitergehen kann, und brauchen dazu die Unterstützung nicht nur der Kirche, sondern auch aus der Gesellschaft“, sagte Dinkelaker. Er arbeite mit seinem Team daran, das Erlebnismuseum „zukunftsfähig“ zu machen. Dafür werde etwa das digitale Portfolio erweitert. Eine Online-Ausstellung und eine Mediathek gehörten ebenso dazu wie ein „frischer Webauftritt“.

Teil des Jubiläumsjahres sei eine umfangreiche Spenden-Kampagne, so Dinkelaker. „Alle Menschen, die das BIMU mit in die Zukunft tragen möchten, können sich beteiligen.“ Eine Patenschaft sei ebenso möglich wie eine Mitgliedschaft in der Frankfurter Bibelgesellschaft. „Wir sind in Gesprächen mit Vertreterinnen und Vertretern der Kirchensynode, der Stadt, des Landes und mit weiteren möglichen Geldgebern.“

Von Jesus-Schiff bis Gutenberg-Bibel

Rückblickend erinnert sich der Museumsdirektor im Jubiläumsjahr an einige Highlights, etwa die Schau „Luthers Meisterwerk“ im Jahr 2015, zu deren Eröffnung der Bundespräsident und evangelische Theologe Joachim Gauck kam. Zu sehen war eine originale Gutenberg-Bibel von 1445/55; sie war unter Polizeischutz von der Frankfurter Universitätsbibliothek ans Museumsufer transportiert worden.

Das Bibelhaus sei seit seiner Eröffnung eine Erfolgsgeschichte, findet Dinkelaker. Schon im Eröffnungsjahr seien es mit 23.000 Besucher überraschend viele gewesen. Die Ausstellung „Alles Echt!“ mit frühesten Papyrus-Manuskripten des Neuen Testaments zog 30.000 Gäste an.

Als „Coup“ bezeichnet er zudem den Nachbau des berühmten Bootsfundes vom See Genezareth, der auf Initiative seines Vorgängers Jürgen Schefzyk im Haus ausgestellt wird. Das Boot aus der Zeit Jesu wurde 1986 nahe dem antiken Hafen Magdala gefunden.

Dinkelaker, der selbst Pastor ist, hebt zudem das „Erzählzelt“ und die Gutenberg-Druckerpresse als Highlights seines Museums hervor. „Ein Museum mit vielen Mitmach-Stationen war damals neu, und ist nach wie vor interessant für alle Altersgruppen“, sagt Dinkelaker. Die letzte Ausstellung mit dem Titel „G*tt w/m/d – Geschlechtervielfalt seit biblischen Zeiten“ habe zudem zu einem „spannenden Diskurs“ zu einem gesellschaftlich aktuellen Thema beigetragen.

„Bibel hat etwas zu unserer Zeit zu sagen“

Von März bis Mai 2023 zeigt das Haus die Ausstellung „Respekt! Samaritaner*innen in der Bibel und heute“. Darin gehe es um die „erstaunliche Gegenwart und Vergangenheit der samaritanischen Religionsgemeinschaft“, kündigt Dinkelaker an.

Mit der hänge „eine der wirkungsvollsten Geschichten des Neuen Testaments“ zusammen: der barmherzige Samariter genauso wie das erstaunliche Gespräch Jesu mit der Samaritanerin am Brunnen. Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Museum of the Bible in Washington D.C. und der Yeshiva University Center for Israel Studies in New York.

„Die Bibel zeugt in ihrem Reichtum von der überbordenden Vielfalt der Schöpfung und Gottes Zuwendung.“

Museumsdirektor Veit Dinkelaker

In der Jubiläumskampagne möchte das Haus zeigen: „Die Bibel ist divers, vegan, ökologisch, visionär, antirassistisch und feministisch, und an Stellen sogar queer!“ Dinkelaker: „Wir haben dabei Menschen im Blick, die der Bibel nichts mehr zutrauen. Wir möchten einladen zu entdecken, dass die Bibel etwas zu unserer Zeit zu sagen hat – auch wenn das der einen oder dem anderen nicht sofort schmecken mag.“

Dass die Bibel immer spannend bleibt und damit auch sein Museum, davon ist Dinkelaker überzeugt. „Die Bibel steckt voller Überraschungen“, sagt Dinkelaker gegenüber PRO. „Sie fordert immer wieder heraus, den Blickwinkel zu ändern und die Dinge in einem neuen Licht zu sehen – vom andern Menschen her. Sie zeugt in ihrem Reichtum von der überbordenden Vielfalt der Schöpfung und Gottes Zuwendung. Die Bibel verbindet Gott und die Menschen untereinander.“

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