Über das neue Interesse an Glaube, Gott und Kirche

W e t z l a r (PRO) - In Umfragen sagen immer mehr Menschen, dass ihnen der Glaube wichtig ist. Beobachter zögern nicht, von einem "neuen Interesse an Glaube, Gott und Kirche" zu sprechen. Medien berichten mehr denn je über Glaubensthemen, Filme wie "Sakrileg" entfachen eine nie dagewesene Diskussion über Glaubensthemen und Politiker üben sich in einem neuen Konservativismus. Wir haben Journalisten, Politiker und engagierte Christen gefragt: Ist der "christliche Grundwasserspiegel" wirklich gestiegen?
Von PRO

Wissenslücken

Uta Windisch (CDU) ist Mitglied des Sächsischen Landtages und des Präsidiums des Landtages. Ihrer Meinung nach wissen die Menschen in Deutschland viel zu wenig über den christlichen Glauben. „Fakt ist leider insbesondere in den neuen Bundesländern, dass 75 Prozent der Menschen über zwei Generationen hinweg infolge kommunistischer, antichristlicher und antikirchlicher Indoktrination inzwischen vergessen haben, dass sie Gott nicht kennen. Im Kernland der Reformation leben mittlerweile europaweit die wenigsten religiös gebundenen Menschen“, schreibt die Politikern in der neuen Ausgabe des Christlichen Medienmagazins „pro“. Diese langjährige Indoktrination habe bis heute große Auswirkungen auf die „Meinungsmacher“ wie Journalisten, Redakteure oder Lehrer. „Sie wissen selbst gar nichts mehr von den christlichen Wurzeln Europas.“ Der Auftrag von Christen sei es heute mehr denn je, das „geistliche Vakuum aufzufüllen und hineinzuwirken in die Grundfragen unserer Gesellschaft“.

Sachkompetenz der Journalisten gefragt

Aktuelle gesellschaftspolitische Debatten sind für den Redakteur des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), Bernhard Wiedemann der Anlass, in seinem Programmbereich christliche Werte zu thematisieren. Zu diesen Debatten gehörten etwa die Fragen nach dem Islam oder Forderungen nach einem Wertekanon in der Gesellschaft, vor allem in der Schule. „Journalisten haben das erkannt, reagieren darauf und stellen diese Fragen in der Öffentlichkeit. Dazu gehört auch, über Religiöses zu berichten.“ Weil jedoch, so Wiedemann, die Menschen Kirche und Religion in erster Linie über Klischees wahrnehmen, sei bei der Berichterstattung Sachkompetenz gefragt. „Das erfordert sowohl journalistische Distanz als auch Engagement für christliche Themen, die über Events mit Live-Charakter hinausgehen.“

Chance, aber mehr ein Platzregen

Genau diese Medienpräsenz biete Christen die Chance, über Glaubensthemen ins Gespräch zu kommen, meint Frieder Trommer, Geschäftsführer der „Stiftung Christliche Medien“ (SCM). „Mehr Christen sind gefragt, die die Chancen nutzen, ungekünstelt von ihren Gotteserfahrungen zu berichten und die sich mit einem Herz voll Liebe anderen zuwenden. Dann werden auch christliche Werte unsere Gesellschaft wieder zukunftsfähig machen“, schreibt Trommer. Grundsätzlich hält er das enorme Medienecho über christliche Veranstaltungen jedoch mehr für ein „Platzregen, der auf einer festen, verhärteten Oberfläche abprallt und abfließt“. Jetzt sei ein „Landregen“, die „kontinuierliche Präsenz der Bibel, gelebten Glaubens und überzeugender Gemeinden in den Medien“ gefragt.

Geistliche Wüste

Ähnlich sieht das auch Edgar Sebastian Hasse, Redakteur der „Welt/ Welt am Sonntag“. „Wer vom Anstieg des ‚christlichen Grundwasserspiegels‘ redet, sieht ein Bild, das die Medien nur temporär aus der Wirklichkeit konstruieren, nicht aber diese Wirklichkeit selbst.“ Zwar sei das Bedürfnis nach Religion nicht verschwunden, aber die Menschen suchten dessen Befriedigung außerhalb der Institution Kirche, etwa bei der „Talkshow-Beichte“ oder der „TV-Traumhochzeit“. In manchen Teilen Deutschlands steige nicht der „christliche Grundwasserspiegel, sondern breitet sich eher eine geistliche Wüste aus“, so Hasse.

Werdet offener und einladender!

Jürgen Mette, Leiter der Stiftung „Marburger Medien“, hält ein gesteigertes Bewusstsein für biblische Werte und ein Interesse an christlicher Lebensgestaltung in der Gesellschaft für unübersehbar. „Wenn wir Christen nur diese Chance erkennen und Gemeinde Jesu offener und einladender gestalten würden“, schreibt Mette. „Wir sind innerhalb der verschiedenen Kirchen und Frömmigkeitsformen immer noch zu sehr mit gegenseitiger kritischer Observation beschäftigt.“

Zu wenig Glaubenswissen

„Ja, es gibt eine leicht zunehmende Akzeptanz christlicher Themen in der Öffentlichkeit“, meint auch Hartmut Steeb, Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz. Es sei erfreulich, dass gerade während der Fußball-Weltmeisterschaft viele christliche Sportler öffentlich über ihren Glauben gesprochen hätten. „Aber das hat noch nicht zu einem wirklichen Ansteigen des ‚christlichen Grundwasserspiegels‘ geführt. der ist nach wie vor katastrophal defizitär“, so Steeb. Seiner Ansicht nach sollte die Bibel in den Pflichtlektürenkatalog der allgemeinbildenden Schulen aufgenommen werden. „Fröhlich den Glauben leben, zuversichtlich und authentisch. Sich öffentlich orientierend zu Wort melden“, lautet sein Prinzip.

Weniger Gegenwind

Detlef Holtgrefe, Geschäftsführer des Brunnen Verlags in Gießen, sieht zwar eine starke Umsatzsteigerung des christlichen Buchmarktes in den vergangenen Jahren, doch beruhe diese nur bedingt auf einem größeren Interesse an christlichen Themen. „Tatsache ist, dass ein immer geringeres Wissen über die christlichen Glaubenswahrheiten in der gesamtdeutschen Bevölkerung vorhanden ist“, schreibt Holtgrefe. Der Grund: „Man ist schlicht gleichgültiger geworden.“

Aktiv bleiben und werden

„Die erfreuliche Zunahme von Beiträgen über Jesus Christus in manchen Medien ist noch lange kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen“, schreibt Martin Kugele, Pfarrer i.R. aus Bretten. Denn an der Basis der Bevölkerung sei das Christliche noch nicht angekommen – wie Umfragen zeigten, bei denen Menschen das Pfingstfest mit Ostern verwechselten.

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Die vollständigen Kommentare lesen Sie in der neuen Ausgabe des Christlichen Medienmagazins pro – jetzt kostenlos bestellen! Telefon (06441) 915 151, Fax -157, E-Mail: pro@kep.de 

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