Twitternder Abt will Kirche transparent gestalten

Der Schweizer Mönch Martin Werlen hat mehr als 3.000 Follower auf Twitter. Er will das moderne Medium nutzen, um Außenstehenden die Botschaft Gottes nahezubringen, schreibt "Die Zeit" in einem ausführlichen Beitrag.
Von PRO

Der erste Tweet von Martin Werlen Ende 2009 lautete: "auf moderne Weise weitergeben, was gott uns an diesem ort sei ueber tausend jahren schenkt" (sic). Diese Bezeichnung ist Programm: Unter seinem Twitter-Namen @AbtMartin versorgt er seine Leser mit Gleichnissen, die ihm im Alltag begegnen. Vor allem beim Bahnfahren ist der 49-Jährige, der seit 30 Jahren im Kloster Einsiedeln lebt, kreativ. "Nur, wer die Menschen sammelt, kann sie zum Ziel führen" schreibt er beispielsweise. "Jeder soll die Möglichkeit haben, mich anzusprechen" sagt Werlen, "nur twittern, aber sonst vollkommen unzugänglich sein – das entlarvt sich schnell und wirkt nur anbiedernd."

Angefangen hat alles mit einem Beitrag des Schweizer Fernsehens, das den Abt für einen Beitrag über Twitter fragte, ob er nicht Lust habe, den Kurznachrichtendienst auszuprobieren. Nach der Ausstrahlung im Fernsehen habe er schnell Leser auf Twitter hinzugewonnen, so Werlen in der "Zeit". "Wahrscheinlich hat es viele einfach interessiert, wie jemand Twitter nutzt, der in der Kirche Verantwortung trägt." Häufig würden ihm auch Gebetsanliegern per Direktnachricht mitgeteilt, die er natürlich immer erfülle. Der direkte Kontakt mit Menschen ist Werlen aber nach wie vor am Wichtigsten. In den Wallfahrt- und Pilgerort Einsiedeln kommen täglich Hunderte Touristen.

"Twitter-Schulungen" für Mönche

Inzwischen bietet Werlen in der Klostergemeinschaft sogar "Twitter-Schulungen" an, auch einige andere Mönche würden den Dienst bereits nutzen. Letztes Jahr organisierte er eine "Twallfahrt", an der 50 Pilger teilnahmen, die während der fünfstündigen Wanderung ständig über das Erlebte twitterten. Darunter war auch ein Moslem, der so erstmals mit der Kirche in Berührung kam. Werlen ist von seiner multimedialen Arbeit überzeugt: "Soziale Medien haben nun mal einen großen Stellenwert heute – auch wenn das die meisten Verantwortlichen in Kirche, Wirtschaft und Politik noch nicht verstanden haben."

"Wir müssen doch auf die Menschen zugehen", findet Werlen, und schreibt bei Twitter, in welchem Zug er gerade sitzt oder an welchem Bahnhof er wartet. "Eigentlich kommt immer jemand, mal nur zum Plausch, mal weil er ein ernstes Anliegen hat." (pro)

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