Über 230 Millionen Nutzer sind im Online-Netzwerk Twitter aktiv – nicht alle auf dieselbe Weise, aber in einem bestimmten Muster. Das hat das amerikanische Pew-Forschungszentrum in einer aktuellen Studie entdeckt. Während manche Nutzer enge Kontakte zu anderen pflegen, wollen andere am liebsten nichts miteinander zu tun haben.
Mit solchen Graphen analysieren Forscher, wer auf Twitter mit wem worüber diskutiert. Dabei ergeben sich verschiedene Twitter-Muster
Wer auf Twitter über Politik diskutiert, ist fast ausschließlich mit Nutzern vernetzt, die eine ähnliche politische Position vertreten. Das amerikanische Meinungsforschungsinstitut Pew Research Center hat herausgefunden, dass sich die Twitterer dabei in zwei Lager teilen: die eher Liberalen und die Konservativen. Zwischen ihnen gibt es kaum Verbindungen im Netzwerk. Das heißt, wer in dem einen Lager ist, folgt niemandem aus dem anderen oder reagiert auf dessen Beiträge. Beide Seiten bleiben unter sich, „ignorieren sich gegenseitig“ und greifen auch unterschiedliche Informationen auf: Während die Liberalen Mainstream-Nachrichten verlinken, verbreiten die Konservativen auch eher Links auf konservative Nachrichtenseiten.
Die Forscher sehen darin eine wichtige Erkenntnis über den politischen Diskurs. Jedoch seien die Diskussionen auf Twitter nicht repräsentativ für die Gesellschaft. So spiegele die demografische Zusammensetzung der Netzgemeinde nicht die der Bevölkerung wieder. Und lediglich 18 Prozent der Internetnutzer seien auch bei Twitter aktiv. Von ihnen diskutiere nur ein kleiner Teil in diesem Medium über Politik.
Für die in der vergangenen Woche veröffentlichte Studie stellte das Pew Research Center gemeinsam mit der Social Media Research Foundation Diskussionsnetzwerke zu verschiedenen Themen auf Twitter grafisch dar. Dafür verwendeten sie eine eigens dafür entwickelte Software. Anhand von Linien zeigen diese „Landkarten“, welche Nutzer wem folgen, wen sie in ihren Tweets erwähnen und auf wen sie antworten. Der Vorteil von solchen „Landkarten“ sozialer Netzwerke und deren Konversationen liege darin, dass hier verschiedene Informationen miteinander verknüpft werden könnten: Die Meinung, welche die Twitterer äußern; die Informationsquellen, die sie zitieren; das Netzwerk der jeweiligen Nutzer und die Größe desselben. Sechs Muster identifizierten die Forscher dabei als Grundtypen der Kommunikation in sozialen Netzwerken.
Twittern wie auf dem Basar
Neben der Form der sich gegenüber stehenden Gruppen gibt es auch Twitter-Nutzer, die in Bezug auf ein gemeinsames Thema in und zwischen verschiedenen Gruppen sehr eng miteinander vernetzt sind. Sie erwähnen sich gegenseitig oder antworten auf Tweets der anderen. Kaum Verbindungen hingegen bestehen zwischen Twitterern, die über Marken kommunizieren. Das zeigt die Studie des Instituts am Beispiel von Tweets über die Firma Apple und ihre Produkte: Viele einzelne Nutzer haben Tweets dazu abgesetzt, aber sie haben sich nicht miteinander vernetzt. Es gab nur einzelne kleine Gruppen von Nutzern, die zu diesem Thema gegenseitig auf ihre Beiträge Bezug nahmen.
Weiterhin gibt es Themen, über die in vielen kleineren und mittelgroßen, dicht vernetzten Nutzergruppen getwittert wird. Zu denselben Themen diskutieren daneben noch eine Reihe von Twitterern, ohne sich auf die anderen zu beziehen. Diese Form vergleichen die Forscher mit einem Basar, auf dem es verschiedene Stände gibt. Das ist besonders bei Diskussionen über weltweite Nachrichtenthemen der Fall, stellten die Institute fest.
„Online-Netzwerke sind das Zuhause der Zivilgesellschaft“
Eine andere Kommunikationsform beobachteten sie bei Diskussionen über bestimmte Medienbeiträge und Schlagzeilen. Dies lässt sich mit der Nabe und den Speichen eines Rades vergleichen: Eine zentrale Quelle, zum Beispiel ein Journalist, wird von verschiedenen Nutzern zitiert, seine Tweets werden weiterverbreitet und kommentiert. Diese Nutzer verweisen dabei aber nicht gegenseitig auf sich, sind also nicht miteinander, sondern nur mit der Quelle verbunden. Nur in Einzelfällen bilden sich kleine, dichte Gruppen, in denen sie die Themen weiter diskutieren. Ein ähnliches Muster zeigt sich, wenn Behörden, Organisationen oder Unternehmen auf Tweets zu einem Thema reagieren, das sie betrifft – zum Beispiel Kundenbeschwerden. Der Unterschied zum vorherigen Modell ist, dass in diesem Fall „die Nabe“, also das Unternehmen, auf Tweets der Nutzer antwortet und nicht umgekehrt.
Wie das Pew-Institut schreibt, sind soziale Online-Netzwerke zunehmend ein Zuhause für die Zivilgesellschaft, „der Ort, an dem Wissen geteilt, Diskussionen, Debatten und Streite ausgetragen werden“. Es sei wichtig, Konversationen in sozialen Netzwerken als den neuen öffentlichen Plätzen ebenso zu dokumentieren wie große, öffentliche Versammlungen. Solche Analysen gäben einen Einblick, welche Rolle solche Netzwerke in der Gesellschaft spielen. (pro)
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