Twitter in Pakistan vorübergehend gesperrt

Wegen angeblich blasphemischer Inhalte hat Pakistan am Sonntag vorübergehend den Kurznachrichtendienst Twitter im Land gesperrt. Grund sei ein dort erfolgter Aufruf, Bilder von Mohammed malen und ins Internet zu stellen. Den Wettbewerb hatte vor zwei Jahren eine amerikanische Karikaturistin aus Protest gegen die Zensur zweier "South Park"-Folgen ausgerufen.
Von PRO

Die Sperre erfolgte laut der amerikanischen Tageszeitung "New York Times" um die Mittagszeit. Zuvor habe die pakistanische Regierung Twitter erfolglos gebeten, "anstößige" Inhalte zu entfernen. "Dabei handelte es sich um Werbung für einen Wettbewerb auf Facebook, Bilder des islamischen Propheten Mohammed hochzuladen", zitiert die "Times" Mohammad Yaseen, den Vorsitzenden der pakistanischen Telekommunikationsbehörde.

Um etwa 22 Uhr habe die Regierung den Zugang zu Twitter wieder hergestellt. Unklar sei jedoch, um Twitter auf die Forderungen Islamabads eingegangen sei. Allerdings habe sich Facebook bereit erklärt, die Besorgnis der pakistanischen Regierung ernst zu nehmen, sagte Yaseen. Noch am Samstag gab der pakistanische Premierminister Rehman Malik per Twitter bekannt, dass Pakistan weder Facebook noch Twitter sperren werde.

Reaktion auf Zensur bei "South Park"

Den "Alle malen den Propheten Mohammed-Tag" hatte die amerikanische Karikaturistin Molly Norris für den 20. Mai 2010 ausgerufen. Damit protestierte sie gegen die Zensur der Doppelfolge 200 und 201 der Zeichentrickserie "South Park", in der scheinbar Mohammed in einem Bärenkostüm auftritt. Trotz einer zensierten Ausstrahlung hatten radikale Muslime Gewalt gegen die Autoren der Serie, Matt Stone und Trey Parker, angedroht.

Kurz nach Ausstrahlung der Sendung in Amerika im April 2010 veröffentlichte Norris einen Cartoon mitsamt der Erklärung, der 20. Mai sei jährlich der Tag, Mohammed-Karikaturen zu zeichnen. Nach eigenem Bekunden ging es ihr um das Recht der freien Meinungsäußerung. Die Idee von Norris fand im Internet Verbreitung, unter anderem auf Facebook. Die Karikaturistin musste noch im gleichen Jahr angesichts von Morddrohungen in die Anonymität abtauchen.

Pakistan ließ nach dem Aufruf von Norris etwa 1.000 Netzseiten, die in Verbindung mit dem Wettbewerb standen, zwei Wochen lang sperren. Facebook hatte sich schließlich bereit erklärt, die entsprechende Seite für pakistanische Nutzer unzugänglich zu machen. Heute hat die Seite mehr als 2.000 Unterstützer. Dort finden sich zahlreiche, mitunter despektierliche Photos und Videos in Bezug auf Mohammed. (pro)

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