TV-Prozess: Papst schuldig, Bin Laden frei gesprochen

Der Papst ist verantwortlich für Millionen Tote, Osama Bin Ladens Schuld hingegen ist nicht erwiesen – eine neue Gerichts-Show in den Niederlanden sorgt derzeit für Aufsehen. In "Der Advokat des Teufels" verteidigt ein Star-Anwalt bekannte Personen.
Von PRO

Eine „Bürger-Jury“ sah die Schuld Papst Benedikts XVI. an Millionen Aids-Toten als erwiesen an. Mit seinen Äußerungen gegen den Gebrauch von Kondomen hatte das Kirchenoberhaupt Mitte März für öffentliche Proteste gesorgt. Auf einer Afrikareise hatte er erklärt, ein Lebenswandel nach moralischen Maßstäben sei wichtiger als Verhütungsmittel. Das, so entschied die Jury der TV-Show laut der Nachrichtenagentur dpa, reichte für einen Schuldspruch.

Verteidigt wurde der Papst von Star-Anwalt Gerard Spong. Bei der Premiere der Sendung vor einer Woche hatte er den Terrorführer Osama Bin Laden erfolgreich vertreten. Der Al Qaida-Chef wurde von der Jury freigesprochen, weil seine Beteiligung an den Anschlägen vom 11. September in New York nicht hinreichend bewiesen sei.

Vier weitere Show-Prozesse gegen mutmaßlich „grausame Verbrecher“

Sein Plädoyer für den Papst hingegen war weniger erfolgreich. Obwohl Spong bemerkte, dass die Katholische Kirche sich für Aidskranke einsetze und ständige Aufforderungen zum Kondomgebrauch Menschen zu riskanten Sex-Praktiken ermuntern könnten, hatten die fünf Fernsehgeschworenen kein Pardon mit dem Oberhaupt der Katholiken und befanden den Papst für schuldig. Zudem verurteilten sie ihn wegen Diskriminierung von Frauen und Homosexuellen. Einen Freispruch erwirkte Spong allerdings im dritten Anklagepunkt: Wegen seiner öffentlichen Distanzierung von dem Holocaust- Leugner Richard Williamson habe er sich nicht einer „Legitimierung des Antisemitismus“ schuldig gemacht.

Spong will in den kommenden Wochen in fiktiven Gerichtsverhandlungen des öffentlich-rechtlichen Senders „Nederland 2“ vier weitere „grausamer Verbrechen verdächtigte Menschen“ verteidigen. Die TV-Urteile wird eine „Bürger-Jury“ fällen, als „Ankläger“ gegen Bin Laden wurden etwa ein früherer US-Korrespondent und ein Terrorismus-Experte engagiert. Moralische Bedenken wegen seiner Verteidigung Bin Ladens vor einem TV-Publikum habe Spong nicht. „Auch Menschen, die Verbrechen verübt haben sollen, die das menschliche Vorstellungsvermögen übersteigen, müssen verteidigt werden“, erklärte er laut dpa. (PRO)

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