Trump gegen Clinton: Für Christen schlechte Alternativen
Die US-Präsidentschaft wird sich höchstwahrscheinlich zwischen Donald Trump und Hillary Clinton entscheiden. Wer wäre für Christen eigentlich besser – oder schlimmer? Ein Kommentar von Moritz Breckner
Donald Trump oder Hillary Clinton? Gewählt wird am 8. November, die Amtseinführung findet am 20. Januar 2017 statt
Insgesamt 10,6 Millionen Amerikaner haben das getan, was den Rest des Planeten fassungslos zurücklässt: Sie haben mit ihren Stimmen Donald Trump zum Präsidentschaftskandidaten der republikanischen Partei gemacht. Umfragen zufolge sind hunderttausende evangelikale Christen unter denen, die ihr Vertrauen auf den Immobilien-Milliardär setzen und nicht auf diejenigen Christen hören wollten, die vehement vor Trump warnen. Das ist in mehrfacher Hinsicht schade, haben sie doch zum einen einen Kandidaten aufs Podest gehoben, dessen Sozialverhalten sich wenig mit seinem im Wahlkampf neu entdeckten christlichen Bekenntnis in Einklang bringen lässt, und zum anderen darauf verzichtet, einen glaubwürdigen und charakterlich gefestigten Christen wie Ted Cruz oder Marco Rubio gegen Hillary Clinton in Stellung zu bringen.
Über Clinton und die Evangelikalen ging ein Satz in die Geschichte ein, den 2006 der legendäre Prediger Jerry Falwell gesagt haben soll: Nichts würde evangelikale Christen stärker motivieren, die Republikaner zu wählen, als eine Kandidatur Clintons – noch nicht einmal eine Kandidatur des Teufels höchstpersönlich. Zehn Jahre ist das nun her, und das Prinzip dahinter gilt noch immer: Clinton und die Demokraten wollen ein anderes Amerika, als es für viele Christen mit ihren Wertvorstellungen zu vereinen ist. Vermeintlich fortschrittliche Interessen der Abtreibungs-Organisation „Planned Parenthood“ oder der in den USA inzwischen fast unbezwingbaren Lobby homo- und transsexueller Menschen werden von demokratischen Spitzenpolitikern mit Begeisterung vorangetrieben – so sehr, dass selbst die Zeitung Die Welt am Mittwoch kritisiert, die Religionsfreiheit für Christen gerate dabei unter die Räder.
Rassistische Äußerungen über Mexikaner kosten Stimmen
Mit Themen wie diesen ist einer der Knackpunkte verbandelt, der eine Präsidentin Clinton für Konservative so gefährlich macht. Als Präsidentin wird sie mit hoher Wahrscheinlichkeit den einen oder anderen der neun Richterposten am Obersten Gerichtshof neu besetzen können. Da die Richter auf Lebenszeit berufen werden, könnte sich dort auf Jahrzehnte eine linke Mehrheit ergeben. Bereits heute wird kritisiert, dass somit fünf Richter, ohne vom Wähler legitimiert zu sein, etwa beim Thema Homo-Ehe die Ergebnisse von Volksabstimmungen einfach vom Tisch wischen können und dies auch tun.
Dass Trump statt linker hier moderate oder konservative Juristen berufen würde, ist nicht unwahrscheinlich. Gleichwohl hat auch er Schwachpunkte, die Christen nicht egal sein können, wie etwa seine rassistischen Äußerungen über Mexikaner. Trump hatte mexikanische Einwanderer pauschal als Vergewaltiger und Drogendealer abgeurteilt. In Wahrheit sind die meisten mexikanischen Einwanderer fleissige Katholiken, deren größter Traum ein normales amerikanisches Leben ist. Als solche stellen sie eine natürliche und für die Zukunft unverzichtbare Wählerschicht für die Republikaner dar – doch solange sich statt der Basis nur einzelne Kandidaten wie Jeb Bush oder Marco Rubio um sie bemühen, bleiben sie im Lager der Demokraten.
„Wir müssen ‚evangelikal‘ neu definieren“, forderte der Chefredakteur des christlichen Magazins Relevant, Aaron Cline Hanbury, im März. Zu sehr sei der Begriff politisch aufgeladen und mit einer sehr konservativen, homogenen Gruppe verbunden, die es so nicht mehr gebe. Sein Punkt ist berechtigt, lässt sich aber schwer umsetzen: Demoskopen fragen nach der Selbsteinschätzung der Befragten, um daraus auf das „evangelikale Wahlverhalten“ zu schließen.
Kommt ein Überraschungs-Kandidat?
Wie dieses Wahlverhalten am 8. November aussehen wird, lässt sich schwer voraussagen. Wahrscheinlich wird nur eine Minderheit der gläubigen Christen für Hillary Clinton stimmen, sei es, um den Präsidenten Donald Trumps zu verhindern, oder aus Sympathie für deren sozialpolitische Vorstellungen. Es ist absehbar, dass viele Wähler zu Hause bleiben werden, diejenigen, die bereits bei den Vorwahlen für Trump gestimmt haben, werden es wieder tun. Auch, ob republikanische Gegner Trumps einen unabhängigen dritten Kandidaten zur Wahl stellen, um Trump zu sabotieren, ist noch offen.
Auch, wenn man jenen Satz von Jerry Falwell für übertrieben halten mag, liegt es auf der Hand, dass für evangelikale Amerikaner ein republikanischer Präsidentschaftskandidat eher in Frage kommt als Hillary Clinton. Dass die Republikaner erneut keinen evangelikalen Kandidaten aufgestellt haben, ist eine Sache. Dass sie einen charakterlich fragwürdigen Reality-Star ohne echte Inhalte ins Rennen schicken, eine andere. So oder so bleibt ein schwacher Trost: Beide Kandidaten, ja sogar Clinton, wären eine deutliche Verbesserung im Vergleich zum Status Quo im Weißen Haus. (pro)
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