Trauer um katholischen Theologen

Notker Wolf war einer der ungewöhnlichsten katholischen Theologen Deutschlands. Viele Menschen liebten seine klaren Ansagen - auch zu politischen Themen. Der Mönch sorgte auch mit seiner E-Gitarre für Aufsehen. Nun starb er im Alter von 83 Jahren.
Ein Bild von Notker Wolf

Der frühere Abtprimas Notker Wolf ist tot. Wie die bayerische Erzabtei St. Ottilien am Mittwoch mitteilte, starb der Benediktiner und bekannte Autor im Alter von 83 Jahren: „Mit großer Bestürzung hat uns heute am 3. April 2024 die Nachricht erreicht, dass unser Mitbruder Abt Notker Wolf OSB während seiner Rückreise von Italien auf dem Weg zu uns verstorben ist.“

Notker Wolf war Erzabt in St. Ottilien zwischen 1977 und 2000 und Abtprimas der Benediktiner in den Jahren 2000 bis 2016, wie die Erzabtei weiter mitteilte. Er galt als einer der bekanntesten Ordensleute in Deutschland.

Der Benediktiner äußerte sich oft auch zu tagespolitischen Themen. In der Debatte um den prominenten Steuerhinterzieher Uli Hoeneß etwa warnte Wolf davor, mit Fingern auf den Präsidenten des FC Bayern zu zeigen. „Jeder fühlt sich als Justiziar des anderen – diesen ganzen Hass auf die Reichen finde ich sehr bedenklich“, sagte er 2013 dem Bremer „Weser-Kurier“.

Angesichts der Finanzkrise 2008 sprach er sich gegen eine Verstaatlichung der Finanzwirtschaft aus. Es wäre schlimm, wenn die Regierung nun meinte, Unternehmen leiten zu können, sagte er im Deutschlandradio Kultur.

Kritik an katholischer Kirche

Wolf stand auch seiner katholischen Kirche oft kritisch gegenüber. Er forderte sie auf, mehr Demokratie zu wagen. „Unsere Kirche braucht mehr Pfeffer, mehr Feuer, mehr Mut“, sagte der Theologe 2011 in der Beilage „Christ & Welt“ der Wochenzeitung „Zeit“: „Manchmal hat man den Eindruck, die Kirche ist eine Versicherungsanstalt geworden“, beklagte der Abtprimas damals.
 
Für schwierige theologische Themen fand Wolf immer wieder einen neuen Ansatz. Im Herder-Verlag veröffentlichten er und der Journalist Matthias Drobinski 2008 ihre Auslegung der Zehn Gebote („Regeln zum Leben“). Diese sollten laut Verlag nicht mehr als lebensferne Einengung erfahren werden, sondern als Leitfaden für ein gelingendes Leben und ein friedliches Zusammenleben.

Wolf wollte Missionar werden

Wolf machte sich mit seiner unkonventionellen Art, seinen zahlreichen Vorträgen und seinem Hang zur Rockmusik einen Namen – auch über die Kirche hinaus. „Die Musik gehörte von Anfang an zu meinem Leben“, erinnert er sich einmal. 1991 hätten ihm Schüler eine Gitarre in die Hand gedrückt und ein paar Riffs beigebracht. Geige und Klavier gab er zugunsten von Querflöte und Gitarre auf und trat mit einer Band auf.

Der Benediktiner wurde 1940 im Allgäu als Werner Wolf geboren. Mit dem Wunsch, Missionar zu werden, wechselte Wolf 1955 auf das Ordensgymnasium St. Ottilien. Bei seinem Eintritt in die Missionsbenediktinerabteil 1961 erhielt er den Ordensnamen Notker. Nach dem Noviziat studierte er Philosophie, Theologie und Naturwissenschaften in Rom und München. 1968 wurde er zum Priester geweiht. 1970 wurde Wolf Professor für Naturphilosophie und Wissenschaftstheorie in Rom.

Das Requiem und die Beerdigung sollen am 6. April in St. Ottilien stattfinden.

epd
Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen