Trauer in Duisburg: „Die Liebe bleibt“

Bei einer bewegenden Trauerfeier haben am Samstag Tausende Abschied von den Opfern der Loveparade-Katastrophe genommen. Als einzige Politikerin hat Ministerpräsidentin Hannelore Kraft zu den Gästen gesprochen - und einen Wertewandel gefordert.

Von PRO

"Uns alle lässt das Geschehene nicht los. Es macht uns betroffen, hilflos und manche auch wütend", sagte Hannelore Kraft vor mehr als 100 Angehörigen, Helfern und Politikern wie Bundespräsident Christian Wulff, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundesaußenminister Guido Westerwelle und Bundestagspräsident Norbert Lammert. In der Salvatorkirche in Duisburg erinnerte sie, gemeinsam mit dem EKD-Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider und dem Essener Bischof Franz-Josef Overbeck, an die Opfer der Massenpanik während der Loveparade am 24. Juli. 21 Menschen waren getötet und Hunderte verletzt worden.

Kraft forderte, der Katastrophe einen Sinn zu geben, indem man sie zum Anlass nähme, neu über "unser aller Wertesystem" nachzudenken. "Der Mensch, sein Wohlergehen und seine Sicherheit müssen wieder wichtigste Leitlinie unseres Handelns sein, vor allen anderen Motiven", sagte Kraft. So lobte die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin etwa das Engagement der zahlreichen Rettungshelfer. "Viele haben bis an die Grenzen ihrer Belastbarkeit nahezu Übermenschliches geleistet", sagte sie. Und weiter: "Sie haben andere aufgerichtet, damit sie nicht hinfielen, sie haben andere gestützt, denen die Kraft zum Stehen fehlte, sie haben anderen zu trinken gegeben, damit sie nicht kollabieren, sie haben ihre Hand gereicht, obwohl sie selber eingezwängt waren. Vieles davon geschah ungesehen. Als stille Hilfe. Aber diese Hilfe ist in der Welt. Und wir sind dankbar dafür."

"Die Loveparade wurde zum Totentanz"

Nikolaus Schneider warb in seiner Ansprache dafür, den Glauben an Gott auch in Zeiten des Schreckens nicht zu verlieren: "Wir alle ringen um Fassung und suchen nach Trost, nach Verstehen und Verständnis. Auch unser Vertrauen in Gottes Gerechtigkeit und Liebe hat Risse bekommen. Aber unser Gottvertrauen und unseren Lebensmut wollen wir deshalb nicht preisgeben (…). Wir halten dagegen: Stärker als der Tod ist die Liebe!" Die "Bänder der Liebe" brächen die Macht des Todes. "Das Zuhören, die Umarmung, das tröstende Wort; die Notfallversorgung und die Umsicht der Rettungskräfte; die spontane Hilfe fremder Menschen. Das bleibt gültig", sagte Schneider. Zwar sei die Loveparade zum Totentanz geworden. Doch das Leben, das Gott schenke, sei stärker als der Tod.

Bischof Overbeck betonte, es sei schwer, mit dem Geschehenen zu leben. "Und doch bleibt etwas und geht weiter, was auch der Name der ‚Loveparade‘ zum Ausdruck bringt: die Liebe. In der Bibel heißt es, dass Gott die Liebe ist. Sie bleibt, sie verbindet uns Menschen, miteinander und mit Gott – über den Tod hinaus. Denn die Liebe ist stärker als der Tod. Und sie trägt durch die Schrecken dieser Tage hindurch."

Die Trauerfeier wurde über Videoleinwände an verschiedene Orte der Stadt übertragen, unter anderem ins Stadion des MSV Duisburg. Medienberichten zufolge war nur rund ein Zehntel der erwarteten Trauergäste gekommen – wohl, weil die meisten ihre Anteilnahme bereits am Ort des Unglücks mit Kerzen und Blumen bekundet hatten. Zum Schluss der Feierlichkeiten am Samstag nahmen rund 2.000 Menschen an einem Trauermarsch durch die Duisburger Innenstadt teil. Am Ende ließen die Gäste Luftballons steigen – für jedes Todesopfer einen schwarzen und für jeden Verletzten einen weißen. (pro)

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