Tod, Zerstörung, Atom-Angst: Japans Jahrhundertkatastrophe

Vermutlich tausende Tote, vernichtete Städte, zerstörte Industrieanlagen und die wachsende Gefahr durch Radioaktivität: Japans Ministerpräsident Naoto Kan spricht von der "schlimmsten Krise des Landes seit dem Zweiten Weltkrieg". Kirchliche Werke rufen zur Hilfe auf.
Von PRO

"Nun hat die Apokalypse wieder an unsere Tür geklopft, wir waren live dabei", kommentiert Claus Christian Malzahn in der "Welt am Sonntag" und bezieht sich dabei auf das Gottesgericht in der Offenbarung des Johannes. Nach dem Tsunami "biblischen Ausmaßes" sind "gleich mehrere apokalyptische Reiter auf der Insel unterwegs. Als wäre das Seebeben mit seinen grauenhaften Folgen nicht schon genug des Unglücks, folgt nun wahrscheinlich noch eine nukleare Katastrophe".

Die Lage Japans könnte verzweifelter nicht sein. Als unmittelbare Folgen des Erdbebens wurden Straßen, Brücken und Häuser zerstört. Industrieanlagen wie Ölraffinerien wurden schwer beschädigt, stehen seit Tagen in Flammen. Dann kam die Flutwelle: Ganze Städte und Dörfer wie Fujitsuka sind vernichtet. Große Schiffe wurden wie Schlauchbote an Land gespült, brauner Schlamm hat den Flughafen Sendai überschwemmt, die Menschen retteten sich auf das Dach des Terminals.

Doch Japan droht noch größere Gefahr: Das Kernkraftwerk Fukushima ist durch die Erdstöße schwer beschädigt, angeblich hat es in einem der Reaktoren eine Kernschmelze gegeben. Eine unbekannte Menge an radioaktiven Gasen ist ausgetreten. Wie die ARD am Sonntag berichtet, droht in einem weiteren Reaktor der Anlage eine Explosion.

"Bild am Sonntag" ruft zum Gebet auf

Angesichts dieser "Jahrhundertkatastrophe" ("Frankfurter Allgemeine Zeitung") ruft die "Bild am Sonntag" ihre Leser zur Fürbitte auf: "Betet für Japan", ist in großen Lettern auf dem aktuellen Titelblatt zu lesen. Der Theologe und Journalist Peter Hahne schreibt in der Zeitung über die drohende atomare Gefahr in Japan: "Wo unsere Ohnmacht übermächtig ist, bleibt die Allmacht Gottes." Japan als drittstärkste Wirtschaftsmacht der Erde sei "ohnmächtig gegen die Gewalt der Natur". "Wohl dem", so Hahne, "der in diesen Tagen beten kann; der eine Adresse hat, um seine Hilf- und Ratlosigkeit abzugeben".

Im "Wort zum Sonntag", das am Samstagabend in der ARD ausgestrahlt wurde, wurde für die Situation in Japan gebetet. In der Sendung beschrieb der Mainzer Pfarrer Stefan Claaß, wie er gemeinsam mit einer Gruppe junger Leute die Nachrichten verfolgt hatte. Einer der Jugendlichen kommentierte, Japan sei doch nur kilometermäßig weit weg. "Ich musste an die Predigt denken, die der Apostel Paulus einst in Athen gehalten hat", erinnerte sich Claaß in seiner Ansprache und zitierte dann: "Gott hat die Menschen gemacht, damit sie auf dem ganzen Erdboden wohnen. Und er ist jedem von uns ganz nahe." Er wolle sich Paulus anschließen und Gott um spürbare Nähe bitten. Der Pfarrer der Auferstehungsgemeinde in Mainz lud seine Zuschauer ein, mitzubeten. "Gott im Himmel und auf Erden, der Boden unter unseren Füßen und unsere Herzen sind brüchig", betete er. "Die Menschen in Japan und in ihrer Nachbarschaft legen wir dir zuerst ans Herz. Hilf uns, ihnen nahe zu sein in Gedanken und im Helfen. Gib uns einen kritischen Geist, wenn wir auf unsere technischen Möglichkeiten schauen. Und gib uns einen selbstkritischen Geist, wenn wir auf unseren Lebensstil schauen."

Kirchliche Hilfswerke solidarisch mit Betroffenen

"Brot für die Welt" und die "Diakonie Katastrophenhilfe" rufen zur Solidarität mit den betroffenen Menschen auf. "Wir erhalten aktuelle Nachrichten von evangelischen Kirchen und Gemeinden in Japan, und die Informationen von dort zeigen, wie stark die Menschen verunsichert sind", berichtet Rainer Lang, Sprecher der "Diakonie Katastrophenhilfe", in einer Pressemitteilung. Besonders die mögliche radioaktive Verseuchung bereite den Leuten "große Angst". Der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider sagte am Sonntag in einer vom ZDF übertragenen Predigt: "Die Katastrophe in Japan zeigt uns die Zerbrechlichkeit des Lebens und wie unsicher der Boden ist, auf dem wir stehen und den wir doch – weil wir darauf leben müssen – gern für so sicher halten möchten."

Auch die katholische Organisation "Caritas" hat Unterstützung zugesichert. "Caritas International", das Hilfswerk der deutschen "Caritas", hat seinem japanischen Äquivalent bislang 50.000 Euro zur Verfügung gestellt, weitere 25.000 Euro kommen von der Hilfsorganisation "Malteser".

"Die Erde bebte, als habe ein Gott die japanische Inselwelt in die Höhe gehoben, ein paarmal ausgeschüttelt wie ein Kissen und dann in den Pazifik zurückfallen lassen", schreibt die "Basler Zeitung". Wie "Spiegel Online" am Sonntagnachmittag meldet, gibt es auch im Kernkraftwerk Onagawa eine erhöhte Strahlenbelastung. Der Gebetsaufruf von "Bild am Sonntag" scheint nötiger denn je. (pro) 

http://mediathek.daserste.de/sendungen_a-z/442936_das-wort-zum-sonntag/6704736_n-her-als-wir-dachten?buchstabe=D
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