Timothy Keller über sein Leben, Evolution und Hölle

In einem "Kamingespräch" der "New Canaan Society" sprach der bekannte amerikanische Pastor Timothy Keller mit dem Buchautoren Eric Metaxas über seinen Werdegang, brisante theologische Themen und seine geringe Medienpräsenz.
Von PRO

Timothy Keller erlangte Bekanntheit als Pastor der vielbesuchten "Redeemer Presbyterian Church" in Manhattan, die er 1989 gegründet hatte. Er ist außerdem Autor des vielverkauften Buches "Warum Gott?". Das Gespräch fand im Rahmen des jährlichen "Einkehr"-Wochenendes der "New Canaan Society", einer christlichen Gemeinschaft für Männer, Anfang März in Washington, D. C. statt. Eric Metaxas befragte Timothy Keller zunächst zu seinem Werdegang.

New York: Erst die Predigt, dann der Pastor

Auf die Frage, wann er seine Berufung zum Predigen erfahren habe, antwortete Keller, dass er sein Talent erst mit etwa 40 Jahren entdeckte, als er nach New York ging. Zuvor sei er fast zehn Jahre in einer kleinen Stadt in Virginia Pastor gewesen. In kleineren Gemeinden gewönne man das Vertrauen der Menschen nicht so sehr durch Predigten, sondern durch die Orientierung, die man als Pastor in praktischen Lebensfragen gebe, erklärte er dazu.

In einer größeren Stadt wie New York sei es umgekehrt: Halte man als Pastor gute Predigten, würden die Leute ihm auch in Lebensfragen vertrauen. "Der öffentliche Auftritt war der Auslöser für alles Weitere." So habe er erst dort sein Talent dafür entdeckt, Leute anzusprechen, die dem Glauben distanziert gegenüber stehen. Geplant habe er dies nicht. Als er nach New York gekommen sei, habe er in der neuen Stadt zunächst einfach nur überleben wollen.

Vom Umgang mit wissenschaftlichen Erkenntnissen

Zum Thema Schöpfungsglaube und Evolution sagte Keller, es sei falsch, die Sache so zu behandeln, als ob es endgültige Antworten gebe. Auch die Bibel würde eine Evolution nicht ausschließen. Keller bezeichnete sich als "alte-Erde-fortschrittlicher-Kreationist". Er glaube an eine Art Evolution, jedoch an eine, in der Gott in die Entwicklungsschritte eingreife.

Zum Verhältnis von Naturwissenschaften und biblischen Berichten meinte er, Naturwissenschaften brächten ständig neue Erkenntnisse und seien auch nicht objektiv, wie es manchmal scheine. Aus diesem Grund sage er nicht, die Bibel läge falsch, wenn die Wissenschaft ihr zu widersprechen scheint. "Vielmehr frage ich mich, ob ich die Bibel womöglich falsch verstanden habe." Grundsätzlich habe die Bibel jedoch die höchste Autorität.

Gibt es eine Hölle?

Bezüglich der Hölle sagte Keller, er glaube, dass es sie gebe und dass sie auch bewusst erfahren werde. Letztlich sei es jedoch nicht so sehr Gott, der straft, sondern der Mensch, der es wolle. "Das ist einfach nur gerecht." Keller berief sich auf die Beispielerzählung von Lazarus und dem reichen Mann in Lukas 16. Der reiche Mann in der Hölle wolle gar nicht aus der Hölle heraus, sondern lediglich seinen Durst löschen.

Hier ist allerdings anzumerken, dass es laut der Beispielerzählung im Lukasevangelium gar nicht möglich ist, von der Hölle in den Himmel oder umgekehrt zu kommen. Als weiteren Beleg dafür, dass Gott dem Menschen bezüglich der Hölle letztlich nur gebe, was er wolle, nannte Keller Römer 1. Dort allerdings spricht Paulus nur von diesseitigen Folgen einer Ablehnung Gottes bzw. führt ebendiese laut Paulus zum Tod.

Auf die Frage, was mit Menschen passiert, die nie von Jesus Christus gehört haben und in die Hölle kommen, meinte Keller: "Die Antwort ist: Wenn wir herausfinden werden, was die Antwort ist, werden wir damit keine Probleme haben." Nach heutigem Wissensstand sei Jesus Christus der einzige Weg zum Vater. Daher seien alle verloren, es sei denn, sie nähmen Jesus Christus an.

Keller möchte nicht präsenter in den Medien sein

Metaxas bedauerte in dem Gespräch, dass Keller mit dem, was er zu sagen hat, in den Medien nicht präsenter ist. Auf die Frage, warum das so ist, sagte Keller: "Ich bin der Pastor einer speziellen Gemeinde. Wenn man in die Medien geht, kommen die Leute von überall her, um dich zu sehen." Ihm gehe es aber darum, Menschen aus der Nachbarschaft für Jesus zu gewinnen. Außerdem habe er sich nicht dazu berufen gefühlt, öfter in den Medien zu erscheinen. (pro)

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