James Mumford ist 27 Jahre alt, in der Finanzindustrie tätig und lebt in der Weltmetropole London. Das allein war für die Online-Ausgabe des „Time-Magazine“ noch kein Grund, seine Geschichte in einem Artikel zu erzählen. Das Außergewöhnliche an Mumford: Er ist Christ. Er besucht die „Holy Trinity Brompton“(HTB), eine 4.000 Mitglieder zählende anglikanische Gemeinde in der britischen Hauptstadt. In den letzten 15 Jahren hat sich die Zahl der Gläubigen dort verdreifacht. Für „Time“ stellt James Mumford nur eines von vielen Beispielen dar, die belegen: „In den letzten Jahren hat sich unbemerkt eine unerwartete spirituelle Erweckung in Londons gehobener Gesellschaft vollzogen.“ Der Artikel „Finding Jesus in London“ berichtet über diese Entwicklung.
Zahl der Christen steigt – trotz Atheismus-Kampagnen
Die Christen sind auf dem Vormarsch – trotz atheistischer Kampagnen. Unterstützt vom Oxford-Professor und Autor Richard Dawkins gründete die atheistische „British Humanist Association“ einen Fonds, aus dem antichristliche Plakatierungen auf Bussen finanziert werden. Ab Januar soll dort zu lesen sein: „Es gibt wahrscheinlich gar keinen Gott. Jetzt hören Sie auf, sich Gedanken zu machen und genießen Sie das Leben.“ In wenigen Wochen kamen umgerechnet 190.000 Euro zusammen, weit mehr als von den Initiatoren erwartet (pro berichtete).
„Ich habe kein Problem damit, über meinen Glauben zu sprechen“, erklärt Mumford in „Time“, „aber ich fühle mich dabei ein wenig unbehaglich.“ Dem Magazin zufolge ist das jedoch unbegründet. „London ist still und heimlich eine von Großbritanniens christlichsten Gegenden geworden.“ Noch 1979 seien dort die wenigsten praktizierenden Christen im Land zu finden gewesen, heute lebten in London die meisten Christen Großbritanniens. Das sei zum einen die Folge der städtischen Expansion, zum anderen gebe es eine wachsende Zahl junger, hochgebildeter und wohlhabender Londoner, die sich der Kirche zuwendeten – Menschen wie James Mumford.
Wohlhabende Londoner finden zum Glauben – und unterstützen die Kirchen
Viele finden ihr geistliches Zuhause in der HTB. Das Durchschnittsalter dort beträgt 27 Jahre. Die Kirche nahm laut „Time“ im vergangenen Jahr über sieben Millionen Euro an Spenden ein. Zum Vergleich: Eine mittelgroße anglikanische Gemeinde rechnet durchschnittlich mit rund 150.000 Euro im Jahr. Erst kürzlich, so das „Time-Magazine“, habe die HTB ihre Mitglieder dazu angehalten, aussterbende Gemeinden in der Umgebung zu besuchen, auch auf die Gefahr hin, dass das die eigene Gemeinde schwächen könnte.
Die HTB bietet seit 1990 Glaubensgrundkurse, so genannte Alpha-Kurse, an. Im Laufe der Jahre haben laut „Time“ weltweit 11 Millionen Menschen aller Denominationen an solchen Seminaren im In- und Ausland teilgenommen. Die Kurse sind noch heute beliebt: „Jeden Mittwoch stehen Schlangen von Teenagern und Twens zu Hunderten vor der HTB, um die Chance auf ein kostenloses Essen zu nutzen, eine Predigt zu hören, Lobpreislieder zu singen und sich zu überlegen, ob sie Jesus in ihr Herz lassen wollen.“ Bis zu 900 Menschen besuchen die Londoner Alpha-Kurse.
HTB sei erfolgreich, weil es ein Gefühl der Gemeinschaft bei diesen jungen Teilnehmern fördern könne, erklärt Priester Nicky Gumbel dem Magazin. Selbst wenn alle materiellen Wünsche befriedigt sind, bleibe ein spiritueller Hunger übrig. „Ganz egal, wie schön dein Haus oder dein Auto ist, etwas fehlt“, ist Gumbel überzeugt.
„Die anglikanische Kirche hat neues Leben in Großbritanniens größter und mutmaßlich gottlosester Stadt gefunden“, schreibt das „Time-Magazine“ und schickt eine Botschaft in Richtung Richard Dawkins und „Humanist Association“: „Gemessen am Erfolg der HTB könnten die Humanisten eine verlorene Schlacht kämpfen.“ (PRO)