Meinung

Gloria Gaynor mit Gastauftritt in christlichem Film

Es ist besser, anderen zu helfen, anstatt immer nur auf sich selbst zu schauen. Das lernen ein paar College-Studenten in dem christlichen Spielfilm „The Thursday Night Club“. In einer Nebenrolle: die Sängerin Gloria Gaynor.
Von Jörn Schumacher

Einen Oscar wird dieser Film wohl nicht bekommen; auch nicht seine Schauspieler. Man braucht keine Sorge vor allzu tiefgründigen Dialogen haben, aber seine Botschaft ist gar nicht so übel: Der Film „The Thursday Night Club“ läuft seit kurzem auf dem christlichen Streamingportal „Pure Flix“. Die bekannte Sängerin Gloria Gaynor spielt in einer Nebenrolle mit, und sie macht mit 79 Jahren ihren ersten Job als Schauspielerin ganz gut.

Dass der Star Gloria Gaynor in diesem Film mitspielt, haben die Produzenten gut als Werbemittel einzusetzen verstanden. Mehrere Medien berichteten über den Start des Films, der bis jetzt nur beim christlichen Streamingportal Pure Flix zu sehen ist. Dass die Sängerin, die vor allem durch ihren Hit „I Will Survive“ bekannt ist, am Ende nur wenige Sätze im Film zu sagen hat, ist dann doch eine Enttäuschung.

Der titelgebende „Thursday Night Club“ ist im Film ein wöchentliches Treffen von fünf Mittzwanzigern. Dabei wird geklönt, gegessen und getrunken und diskutiert. Eines Abends besucht Jesses Vater die Freundesgruppe, und er hat eine durchaus weise Botschaft für die noch etwas orientierungslos durchs Leben stolpernden jungen Erwachsenen: „Eure Zukunft besteht aus mehr als aus Euch. Es geht um jeden um Euch herum. Die einzige Möglichkeit, eine Zukunft zu schaffen, in der ihr selbst leben wollt, ist, wenn ihr darin eine aktive Rolle übernehmt.“

Der Vater macht deutlich: „Wir haben einen Auftrag in dieser Welt. Und der ist wichtiger, als berühmt zu werden oder Erfolg im Beruf zu haben.“ Und dieser Auftrag ist, anderen zu helfen. Eine explizit christliche Botschaft darüber hinaus hat der Film nicht; wenn nicht sehr viel christliche Popmusik unter die Szenen gelegt wäre, würde man es nicht unbedingt als christlichen Film identifizieren.

Zunächst fällt dieser Rat auf wenig fruchtbaren Boden bei den fünf Freunden. Doch nach und nach erkennt jeder von ihnen auf unterschiedliche Weise, dass es doch sinnstiftend ist, nicht egoistisch durchs Leben zu gehen, sondern Projekte zu starten, die anderen helfen. Der Film basiert auf einer Novelle, die Steven Manchester im Dezember 2019 schrieb. Die 41-jährige amerikanische Schauspielerin Valerie Smaldone gab mit dem Streifen ihr Regie-Debüt. „Im Film geht es darum, dass man anderen Freundlichkeit gegenüber zeigen sollte“, sagte sie in einem Interview mit dem Magazin Billboard. „Es dreht sich nicht immer alles um die eigene Karriere oder das Handy und die Kontakte, sondern darum, anderen zu helfen.“ Darin liege ein weitergehender spiritueller Sinn, so Smaldone. „Man sollte nach den Zeichen um sich herum suchen, die führen uns.“

Bis jetzt läuft „The Thursday Night Club“ nur auf dem Streamingportal Pure Flix, das als christliche Version von Netflix gedacht ist. Nur familienfreundliche und explizit christliche Filmen laufen dort. Bislang ist das kostenpflichtige Film-Portal nur für Nutzer aus den USA zugänglich. Angeblich gibt es Gespräche darüber, „The Thursday Night Club“ irgendwann auch auf anderen Streamingportalen zu zeigen. Schon jetzt können ihn Kirchen und christliche Organisationen für Aufführungen lizenzieren lassen.

Sexueller Missbrauch und früh Schmerzen durch Arthrose

Die junge Izzy will ihren Auftrag, Gutes zu tun“ dadurch erfüllen, dass sie für ein krankes vierjähriges Mädchen eine Knochenmark-Spende macht. Hier kommt Gloria Gaynor ins Spiel: Sie verkörpert die Ärztin Dr. Poitier, die für die Entnahme des Knochenmarks zuständig ist. Die 79-Jährige, bekannt vor allem durch ihre Songs „I Will Survive“ (1978), und „I Am What I Am“ (1983), gewann zwei in ihrem Leben für ihre Musik zwei Grammys, geschauspielert hat sie zuvor noch nie.

In ihrer Autobiografie „I Will Survive“ schrieb Gaynor darüber, dass sie im Alter von fünf Jahren Opfer eines sexuellen Missbrauchs wurde, erneut mit zwölf und 18. Es seien Menschen gewesen, denen sie eigentlich vertraute. Sie hatte zudem oft Schmerzen in den Knien, mit 46 teilte ihr ein Arzt mit, sie habe Arthrose. Bei einem Auftritt 1978 fiel sie von der Bühne, sie musste an der Wirbelsäule operiert werden. Sie habe ihr Leben in ihren 30ern Jesus übergeben, als sie auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs stand, sagte sie in Interviews. Im Jahr 2019 brachte Gaynor ein Gospel-Album heraus mit dem Titel „Testimony“ (Zeugnis), für das sie einen Grammy bekam. Im Jahr 1981 veröffentlichte Gaynor ihr berühmtes Lied „I will survive“ erneut mit einem neuen christlichen Text. So wurde beispielsweise aus der Textzeile „It took all the strength I had not to fall apart“ (Es brauchte all meine Kraft, um nicht auseinander zu brechen) die Zeile „Only the Lord could give me strength not to fall apart“ (Nur der Herr konnte mir die Kraft geben, nicht auseinander zu brechen).

In einem Interview mit The Christian Post sagte die Sängerin, wie sehr sie sich freue, dass ihr erster Film pünktlich zu den Weihnachtsfeiertagen erscheine. Das sei ihr Lieblingsfest, und da seien die Herzen der Menschen offener. „Sie sind mehr bereit, sich um andere zu kümmern, und genau darum geht es ja in diesem Film.“ Gaynor sagte über ihren Glauben: „Ein Teil des Leibes Christi zu sein, ist wunderbar. Es geht um Liebe, Gnade, Freude und Frieden. Auch um ein Geführtwerden, um Weisheit und ein Verständnis dafür, was er uns schenkt. Nichts, wonach wir im Leben streben, kann man damit vergleichen.“

Jungen Menschen könne sie nichts Besseres empfehlen, als die Liebe Jesu mit anderen zu teilen. „Junge Menschen haben so einen Ausdruck, manche Mädchen etwa sagen: ‚Für dieses Kleid würde ich sterben!‘. Oder jemand sagt: ‚Für diesen Spieler würde ich sterben.‘ Sie verstehen nicht, dass Christus dachte: Für euch könnte ich sterben! So sehr liebte er uns.“

Dokumentation über Gaynor geplant

Gaynor vergleicht Gott mit einem guten Vater oder Mutter, die am besten wissen, was gut für ihre Kinder ist. „Er will das beste für uns, und nichts, was er uns sagt, ist überflüssig. Alles, was er uns sagt, ist gut für uns. Alles, was gut und vollkommen ist, kommt vom Vater des Lichts.“

Im kommenden Jahr werde ein Dokumentarfilm über sie erscheinen, kündigte sie an. „Darin geht es um alles, was ich in meinem Leben getan habe, und es wird auch um meinen Glauben gehen“, sagte die Sängerin. Sie hoffe, dass viele Menschen durch diese Dokumentation mehr über den Glauben erfahren. Denn: „Wenn sie den Herrn nicht kennen, werden sie vielleicht neugierig und suchen ihn. Er sucht ständig nach uns. Also dreht euch um und sagt ihm: OK, hier bin ich. Lass mich anhören, was du zu sagen hast.“ Die 79-Jährige versichert: „Wenn man einmal seine Liebe gespürt hat, will man nicht mehr fort von ihr.“

Wahrscheinlich war Gaynor vor allem als Zugpferd für den Film gedacht, um möglichst viele Zuschauer auf ihn neugierig zu machen. Singend ist sie darin nicht zu sehen. Doch schauspielerisch macht Gaynor in „The Thursday Night Club“ ihre Sache gut, daher hätte man ihr ruhig eine größere Rolle geben können.

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