Thomas Gottschalk von „frommem Schauer“ ergriffen

Alle zehn Jahre beeindruckt die Laien-Aufführung der Kreuzigung Jesu im bayerischen Oberammergau die Besucher. In diesem Jahr sah sich der bekannte Moderator Thomas Gottschalk das Spektakel an. In der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (F.A.Z.) berichtet er, wie er von einem "frommen Schauer" ergriffen wurde.
Von PRO
"Ich kam dann als Zweifelnder nach Oberammergau und ging im Innersten berührt", so Gottschalk im Feuilleton der Zeitung. Der 1950 in Bamberg geborene Thomas Gottschalk wurde katholisch erzogen. Die zwei Eintrittskarten für das "Oberammergauer Spiel von der Passion des Jesus von Nazareth" habe ihm ein Freund zum 60. Geburtstag geschenkt, schreibt der Fernsehstar in der F.A.Z.

Erwartet hatte er das nicht. "Obwohl selbst die Heiden von ‚Spiegel Online‘ in ihrer Rezension vor der aktuellen Inszenierung artig niedergekniet waren, richtete ich mich doch eher auf biederes Volkstheater mit entsprechend touristischer Vermarktung ein." Weiter schreibt Gottschalk: "Aber der liebe Gott sorgt immer noch dafür, dass Hochmut vor dem Fall kommt. Schon in der ersten Szene, als Jesus auf seinem Esel in Jerusalem einzog, wurde meine Sonnenbrille von innen feucht, und als er anfing, aus der Bergpredigt zu zitieren, musste mir meine Frau ihr einziges Tempotaschentuch rausrücken."

"Es fällt mir schwer, an Gott zu glauben, aber…"


Er habe sich selbst nicht wiedererkannt, so der Fernsehprofi, der auch als Schauspieler in Filmen auftrat, etwa 1983 in der Komödie "Die Supernasen". "Es fällt mir oft schwer, an den allgegenwärtigen, dreieinigen Schöpfergott zu glauben, an die Hölle will ich nicht und an die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel kann ich nicht glauben. Und dann kommt ein Oberammergauer in Jesuslatschen auf die Bühne, und es geht mir wie dem ungläubigen Thomas, der seine Finger in die Seite des Herrn legen darf."

Als am Anfang der Erzähler im Festspielhaus ausruft: "Alle seien gegrüßt, die mit uns folgen dem Erlöser", habe er sich auch angesprochen gefühlt, schreibt Gottschalk. Bereits als Fünfjähriger habe er eine Kinderbibel besessen und später mehrmals als Vorbeter in einer Kulmbacher Kirche die Leidensgeschichte Jesu vorgetragen.

Beeindruckt zeigt er sich unter anderem von der Darstellung der Juden, "die am Palmsonntag ‚Hosianna‘ rufen und ein paar Tage später ‚Kreuzige ihn’". Den Darsteller des Jesus beschreibt er als eine Mischung aus dem Sänger der Band "Nickelback" und Multimilliardär Richard Branson. Den Kreuzestod hätten die Oberammergauer "so hinbekommen, dass man kein amerikanischer Naiv-Katholik" sein müsse, "um von diesen Bildern im Innersten berührt zu werden".

Zusammenfassend urteilt Gottschalk: "Mit der Zeit beruhigt sich der fromme Schauer, aber es bleibt ein großer Respekt vor Darstellung und Inszenierung." Er fügt hinzu: "Wer kein hartgesottener Gottesleugner ist, der ist in Oberammergau spätestens zur Pause bereit, sein Glaubensbekenntnis zu erneuern." Ihm selbst sei dazu allerdings nicht genug Zeit geblieben, da das Publikum den prominenten Moderator sofort erkannt hat und Autogramme von ihm verlangt.

Die Oberammergauer Passionsspiele wurden das erste Mal 1634 aufgeführt. Damals schworen die Bürger des Dorfes, sie würden das Theater alle zehn Jahre aufführen, falls Gott die Pest schnell an ihnen vorüberziehen lassen würde. Der Überlieferung nach forderte die Seuche ab diesem Zeitpunkt keine neuen Opfer. (pro)
http://www.faz.net/s/Rub4D7EDEFA6BB3438E85981C05ED63D788/Doc~EFAA3F6487F2543838BA105E1AC6F6E9F~ATpl~Ecommon~Scontent.html
http://www.passionsspiele2010.de
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