Das Material für das 90-minütige Stück resultiert aus Interviews, die seit Sommer vergangenen Jahres auf der Straße und vor Kirchen und Moscheen geführt wurden. Die Antworten dafür fallen – erwartungsgemäß – unterschiedlich aus. „Ich glaube an alles was wahr ist, was man fühlt, was es gibt“, antwortete der 19-jährige Osman, der auch zugibt, gerade auf der Suche nach einem Gott zu sein. Leroy (19) glaubt in erster Linie an sich selbst, während die ein Jahr jüngere Janntje an „das Leben, die Liebe, an die Freundschaft“ glaubt. „Und daran, dass es für jedes Problem immer einen Ausweg gibt.“ Aus den Recherchen sind Antworten, Gegenfragen, Meinungen, neue Anregungen und Perspektiven auf die Frage „Was glaubst du?“ entstanden.
Im Schauspiel selbst wird der biblische Prophet Jona gezeigt, wie er mit seinem Glauben kämpft, von Gott geprüft wird und sich mit der Frage quält, wie weit er für den Glauben gehen darf. Eine andere Szene zeigt einen jungen Mann, der am Flughafen steht, und nur weil er türkischer Herkunft ist, als Islamist verdächtigt wird. Auch Beziehungsfragen greift das Stück auf. Ein junges Paar fragt sich, ob man noch an die gemeinsame (Fern)-Beziehung und die glückliche Zukunft glaubt. Ein anderes Mädchen glaubt nicht an Gott, aber an etwas Höheres, das ihr das Gefühl gibt, nicht alleine auf der Welt und mit anderen Menschen verbunden zu sein.
„Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass wir nur so vor uns hin existieren“
Fünf Autoren stehen hinter dem Bühnenexperiment, dass gemeinsam mit zehn Jugendlichen und vier Schauspielern umgesetzt wurde. Alle Szenen, die auf ihre Weise eindrücklich sind, kreisen um das große Thema „Glauben“. Kritisch hinterfragen die Sequenzen auch, warum sich Menschen vom Glauben abwenden. Dabei werden keine schnellen Antworten gegeben.
Für viele Jugendlichen hat die Glaubensfrage auch mit der Suche nach Sinn, Halt und Erklärungen zu tun. Die jüngste „Religionsmonitor“-Studie der Bertelsmann-Stiftung belegt, dass viele von ihnen an Gott oder etwas Göttliches glauben. 41 Prozent der 21.000 weltweit befragten Jugendlichen waren in starker Intensität und 30 Prozent in mittlerer Intensität vom Glauben an Gott oder etwas Göttliches überzeugt. Die 18-jährige Xenia ist sich sicher, wenn sie auf die Frage antwortet „Was glaubst Du?“: „Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass wir nur so vor uns hin existieren.“ Die Uraufführung jedenfalls wurde bei der Premiere mit lang anhaltendem Applaus bedacht.
Weitere Vorstellungen im Kinder- und Jugendtheater „Moks“ sind bis zum 30. April geplant. Über die Sondervorstellungen (Tor 48 im Güterbahnhof) im Rahmen des 32. Deutschen Evangelischen Kirchentages, der vom 20. bis 24. Mai mit rund 100.000 Dauerteilnehmern in Bremen gefeiert wird, kann man sich unter www.kirchentag.de informieren. (PRO)