Textilbündnis für faire Bedingungen stößt auf Ablehnung
Mit dem „Bündnis für nachhaltige Textilien“ will Entwicklungsminister Gerd Müller gegen Ausbeutung im Textilhandel vorgehen. Doch kaum ein Unternehmen will dem Bündnis beitreten. Die hohen Standards seien nicht umsetzbar.
Von PRO
17. Oktober 2014
Foto: Wiebe
H&M ist eines der Unternehmen, das in Billiglohnländern produziert. Großen Firmen wie H&M oder C&A lehnten den Beitritt zum „Bündnis für nachhaltige Textilien“ jedoch ab
Mit einem Aktionsplan sollten sich Textilunternehmen auf die Einhaltung hoher Standards, die Zahlung von Mindestlöhnen an den Produktionsstandorten und zum Umweltschutz verpflichten. „Die unterzeichnende Organisation ist sich bewusst, dass der gemeinsame Aktionsplan insbesondere wegen der Komplexität der internationalen Lieferketten und Heterogenität in Handel und Industrie ambitioniert ist“, zitiert die Süddeutsche Zeitung (SZ) aus der Beitrittserklärung zum Bündnis. Auf 64 Seiten gebe es Bestimmungen über die Zulassung von Chemikalien, die Standards für Spinnen, Weben, Stricken und Regelungen über ethische Geschäftspraktiken und „Zeitziele“, bis zu denen Normen zu erfüllen seien.
Vielen Unternehmen sind diese Regelungen jedoch zu genau. Sie beklagen, dass festgelegten Standards nicht eingehalten werden könnten. „Das Problem ist, dass der Konfektionär in Bangladesch vielleicht den Stoff in Kambodscha zukauft, und der wieder hat das Garn aus China“, sagte Hartmut Spiesecke, Pressesprecher für den Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie. Es habe natürlich niemand etwas gegen existenzsichernde Löhne. Ein deutsches Unternehmen könne als Auftraggeber eines Subunternehmers in dieser Hinsicht oft nicht viel tun.
Bündnis bringt „Bewegung in die Debatte“
Dem Bündnis sind bis jetzt nur etwa 30 von 60 Gesprächspartnern beigetreten, darunter Unternehmen wie Trigema, Vaude oder Hess Natur. Firmen wie Adidas, Puma und Händler wie KiK, Aldi und C&A hätten die Beitrittserklärung nicht unterzeichnet, berichtet die SZ. Der Handelsverband HDE trat ebenfalls nicht bei, wertete die Ziele des Bündnisses aber als positiv. Generell unterstütze die Branche daher die Bildung eines Textilbündnisses, teilte der Verband mit. Müller will sein Vorhaben trotzdem nicht aufgeben. „Kinderarbeit, Zwangsarbeit, Tod durch Chemikalien, das muss aufhören. Das ist nicht verhandelbar“, sagte er.
Alexander Gentsch, Koordinator der Micha-Initiative Deutschland, wertete das Textilbündnis positiv. Es habe „Bewegung in die Debatte gebracht und dem Thema Arbeitsbedingungen eine große Öffentlichkeit ermöglicht“. Es könne durchaus sein, dass der Zeitplan des Ministers für manches Unternehmen zu ambitioniert sei. Müllers Ziel, eine komplett transparente und von menschenwürdiger Arbeit geprägte Produktionskette zu schaffen, sei jedoch „absolut unterstützenswert“, sagte Gentsch gegenüber pro. Er verwies auf eine Aussage des Friedensnobelpreisträgers Kailash Satyarthi, der erklärt habe, mit Hilfe lokaler Partner in den Produktionsländern sei eine transparente Kette möglich. „Aber es braucht auch den Willen der Unternehmen.“
Die Micha-Initiative lege Wert auf die Würde jedes Menschen, „denn jeder ist als Ebenbild Gottes geschaffen.“ Insofern sei die Initiative des Ministers trotz aller Kritik erst einmal ermutigend. „Es bleibt zu hoffen, dass es ihm gelingt, mit einem so breiten Bündnis wie möglich kreative Lösungen zu finden, die am Ende wirklich den Arbeitern im Baumwollfeld und den Näherinnen in den Fabriken helfen.“ (pro)
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