Terry Jones will Koran den Prozess machen

Erst wollte er den Koran öffentlich verbrennen, nun soll das Glaubensbuch der Muslime vor Gericht gestellt werden – zumindest wenn es nach dem amerikanischen Pastor Terry Jones geht. Der kündigte nun einen öffentlichen Prozess in seiner Gemeinde an.

Von PRO

Am 20. März will Jones zum "Richte-den-Koran"-Tag in seine Gemeinde in Gainesville/Florida einladen. Wie Jones auf der Internetseite des "Dove World Outreach Center" ankündigt, soll der Koran an diesem Tag angeklagt werden, für den Tod unschuldiger Menschen verantwortlich zu sein. "Ihm werden Mord, Vergewaltigung, Fehlleitung und Aufrufe zu Terroraktionen vorgeworfen", erklärt er.

Prozess mit Jury, Richter und Schuldspruch

Im Falle eines Schuldspruchs folge die Bestrafung des für Muslime heiligen Buchs durch eine öffentliche Hinrichtung. Zuvor werde die muslimische Gegenseite eine faire Chance bekommen, den Koran gegen die Anschuldigungen zu verteidigen. Dazu hat Jones die muslimischen Gemeinden weltweit aufgerufen, am 20. März einen Verteidiger nach Gainesville zu schicken. Aus den USA hätten sich bereits mehrere muslimische Würdenträger und Prediger bereit erklärt, am Prozess teilzunehmen, erklärte er gegenüber der "Welt". Auch eine Delegation islamischer Gelehrter aus Ägypten habe sich schon angekündigt, sagte Jones. Die Rolle des Hauptanklägers soll der Gründer eines arabisch-christlichen Fernsehsenders aus Kalifornien übernehmen.

Im Falle einer Verurteilung, könne via "Facebook" darüber abgestimmt werden, wie der Koran bestraft werden soll. Jones: "Zur Wahl stehen Verbrennen, Ertränken, Zerreißen oder die Erschießung durch ein Exekutionskommando". Die Verhandlung werde vielleicht sogar weltweit per Video im Internet übertragen. "Ich glaube, dass Muslime, die wirklich an den Koran glauben, und denken, dass er falsch interpretiert wird, diese Gelegenheit begrüßen", sagte Jones der "Morgenpost Online". Er selbst werde keinen Einfluss auf den Richterspruch haben. "Ich werde nicht Teil der Jury sein", so Jones. "Das wäre ich gerne, aber ich denke, das ist nicht möglich, denn nach allem, was vorgefallen ist, gelte ich sicher nicht als unvoreingenommen und unparteiisch."

Jones hatte im vergangenen Jahr angekündigt, den Koran am 11. September symbolisch zu verbrennen. Damit hatte er nicht nur weltweite Proteste von Muslimen ausgelöst, auch die Deutsche Evangelische Allianz und die EKD distanzierten sich von dem Vorhaben. Umstritten war der Pastor schon vor seiner geplanten Bücherverbrennung. Die Christliche Gemeinde Köln, die Terry Jones früher leitete, entband ihn 2008 wegen unhaltbarer theologischer Aussagen und Geltungssucht von seinem Amt.

Dieses Mal keinen Rückzug

Nach dem Einschreiten hochrangiger politischer Verantwortlicher in den USA, sagte Jones sein Vorhaben im September ab. Dieses Mal werde es keinen Rückzug geben, erklärte er zum Koran-Prozess. "Unsere Überzeugungen haben sich nicht geändert", sagte er. Dass die geplante Bestrafungs-Aktion des Koran zu neuer weltweiter Gewalt führen könnte, schreckt ihn nicht ab. Er sei überzeugt davon, dass die radikalen Elemente des Islam keinen Grund für Gewalt brauchen. Beim Bombenattentat auf koptische Christen im ägyptischen Alexandria zum Jahreswechsel habe es schließlich im Vorfeld auch keine Koran-Verbrennung gegeben, sagte Jones und sieht sich gar in der Nachfolge Martin Luther Kings: Seine Bürgerrechtsbewegung habe für viele Tote und Gewalt gesorgt, "aber niemals würden wir sagen, dass es Martin Luther Kings Schuld war". (pro)

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