Terry Jones‘ Rückzug



Terry D. Jones hat es nicht getan: Der umstrittene amerikanische Pastor hat von einer öffentlich Verbrennung des Korans Abstand genommen. Als offizielle Begründung nannte er die erhaltene Zusage, dass die geplante Moschee am "Ground Zero" nicht gebaut werde. Die Crux an der Sache war, dass der zuständige New Yorker Imam laut eigenen Angaben nichts von der Sache wusste.
Von PRO

Jones Aufforderung: "Es ist an der Zeit, dass wir uns erheben und
endlich etwas tun" nahmen dafür sechs andere Christen zum Anlass, am
Wochenende vor dem Weißen Haus Koran-Seiten zu zerreissen. Wie "Welt
online" berichtet, wollten sie mit ihrer Aktion "Unwahrheiten über den
Islam" anprangern. "Einer der Gründe, warum wir das machen: Die Lüge,
dass der Islam eine friedliche Religion ist, muss aufhören“, wird einer
der Initiatoren, Randall Terry, dort zitiert. Bei blutigen Protesten im indischen Teil Kaschmirs sind am Montag nach Medienberichten mindestens acht Menschen, wegen der Gerüchte um die Koran-Verbrennung, ums Leben gekommen.

Über 100
Morddrohungen

Laut eigenen Aussagen hat Terry Jones seit seiner
Ankündigung über 100 Morddrohungen erhalten. Eine Pistole habe er
seitdem immer dabei, um "für alle Fälle" gewappnet zu sein. Der
US-amerikanische Präsident Barack Obama hatte die Angelegenheit zur
Chefsache erklärt und den Pastor via Fernsehbotschaft zur Besinnung
aufgerufen: "Ich hoffe er hört auf die besseren Engel und er erkennt,
dass dies ein destruktiver Akt ist", zitiert der "Focus" ihn in seiner
aktuellen Ausgabe.

Jones selbst sieht sich, laut Focus, weiterhin als Speerspitze im Religionskrieg gegen die muslimische Welt. Daraus macht er keinen Hehl. Sein im August erschienenes Buch lautet "Der Islam kommt vom Teufel." Im vergangenen Jahr hatte er vor seiner Kirche ein Plakat aufgehängt, das einen muslimischen Mann zeigt, der einen Christen erhängt. Seine Begründung im örtlichen Radio lautete: "Ich will auf die Gefahr der islamischen Religion aufmerksam machen."


Züge einer Psychose

Der Journalist Tobias Kaufmann merkte in einem Kommentar des "Kölner Stadtanzeigers" an, dass die bloße Ankündigung eines Provinzpredigers, einen Koran zu verbrennen, ausreiche, um den Westen in Angst vor islamistischer Vergeltung zu versetzen. "Das trägt Züge einer Psychose. Die Episode hielt die halbe Welt in Atem, Zehntausende protestierten, in Afghanistan wurde ein Mensch erschossen", so der Autor.



Sicher sei es eine widerliche, verwerfliche Provokation, wenn ein Priester den Koran verbrennen will. Dabei habe jeder gewusst, "der Anstand und Verstand hat", dass niemand außer dem unwichtigen Provinzprediger Terry Jones hinter der Sache steckte. Hinter der hysterischen Selbstverteidigung stecke die Angst, auch weil dem Westen "Mord für Mord" der Mut verloren zu gehen scheint, schreibt Kaufmann.



Er wollte Schlagzeilen machen



In Amerika ist das große Engagement politischer Repräsentanten in dieser Sache nicht nur auf positive Resonanz gestoßen. Man hätte das Ganze einfach ignorieren sollen, stellt der NBC-Journalist Chris Matthews fest: "Jetzt weiß jeder, wie er den Verteidigungsminister ans Telefon bekommt", so Matthews. Der Pentagon-Chef Robert Gates hatte Jones telefonisch dazu aufgefordert auf die Aktion zu verzichten.

Klare Worte findet auch Detlef Esslinger in einem Kommentar auf "Süddeutsche.de". "Der Pastor Jones mag nicht viel begriffen haben von der Welt, so viel aber schon: Man sei so dreist wie irgend möglich. Man drücke diese Dreistigkeit in einem Spektakel aus wie noch nie – und im Nu wird man von dieser Welt mit Mikrophonen und Ü-Wagen geschmückt." Dabei hätten die Medien besser der Empfehlung des deutschen Theologen Friedrich Schorlemmer folgen sollen, den sogenannten Amtskollegen aus Florida zu ignorieren. NBC-Mann Matthews sieht die Sache ebenfalls ganz nüchtern: "Er wollte Schlagzeilen machen."



Obama hatte seine Landsleute zum Jahrestag der Terroranschläge zur Toleranz aufgerufen. "Es war keine Religion, die uns an diesem Septembertag angegriffen hat. Es war Al-Qaida, eine jämmerliche Bande von Männern, die Religion pervertiert", sagte Obama in Washington. In einer Schweigeminute im Weißen Haus gedachte der Präsident um 8.46 Uhr wie viele andere US-Bürger der Opfer der Anschläge.



Bei einer Gedenkveranstaltung am New Yorker Ground Zero, dem Ort des Unglücks, wurden feierlich die Namen der rund 3.000 Opfer der Terroranschläge verlesen. Beim Angriff der islamistischen Terroristen waren am 11. September 2.994 Menschen getötet worden. (pro)

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