Templeton-Preis für französischen Physiker

Am 5. Mai soll der mit 1,08 Millionen Euro dotierte Templeton-Preis im Buckingham Palace in London verliehen werden. Der französische Physiker Bernard d'Espagnat soll ihn für sein Werk "On Physics and Philosophy" (Über Physik und Philosophie) erhalten.
Von PRO

D’Espagnat wurde am 22. August 1921 in Fourmagnac geboren. Nach seinem Physikstudium an der Ecole Polytechnique in Paris, promovierte er und wurde wissenschaftlicher Mitarbeiter des „Centre National de Recherche Scientifique“. Anschließend arbeitete er im europäischen Kernforschungszentrum CERN in Genf. D’Espagnat lehrte bis 1987 an der Sorbonne Universität in Paris. Außerdem war er Direktor des Labors für Theoretische Physik und Elementarteilchen an der Universität Paris-Orsay und ist Mitglied der „International Academy of the Philosophy of Science“ in Brüssel.

Der „Templeton Prize for Progress in Religion“ ist eine der höchsten Auszeichnungen für einzelne Personen, die sich mit Leistungen an der Grenze zwischen Wissenschaft und Religion ausgezeichnet haben. Der Stifter dieses Preises war der britische Finanzinvestor Sir John Templeton, der den Preis erstmals 1973 an Mutter Theresa vergab. Sein Ziel war es, „eine lebende Person, die einen außergewöhnlichen Beitrag zur Bekräftigung der spirituellen Dimension des Lebens“ geleistet hat, zu ehren. Die Auszeichnung richtet sich nicht nach Religion, Beruf oder nationaler Herkunft, sondern soll vielmehr dazu dienen, „die vielfältigen Manifestationen des Göttlichen“ zu begreifen.

„Materialismus auf die Wirklichkeit nicht mehr anwendbar“

Der 87-Jährige soll den Templeton-Preis für seine philosophischen Untersuchungen über die Quantenphysik erhalten, die „neue Einblicke in die Definition von Wirklichkeit und der möglichen Grenzen wissenschaftlicher Kenntnisse eröffnet“, wie die John Templeton Stiftung in Paris mitteilte.

In seinem Werk „On Physics and Philosophy“ (Über Physik und Philosophie) stellt d’Espagnat verschiedene philosophische Erkenntnistheorien den aktuellen Erkenntnissen der Quantenphysik gegenüber. In seiner Argumentation legt er dar, dass der Materialismus auf die Wirklichkeit nicht mehr anwendbar sei und bestätigt so Kants Behauptung von der Unerreichbarkeit des „Dings an sich“. Seine Schlussfolgerung lautet, dass physikalische Theorien zwar weiterhin notwendig sind, aber niemals eine unabhängige, sondern vielmehr eine „verschleierte Realität“ beschreiben. Die klassische Physik nach Isaac Newton glaubte, die Welt durch Naturgesetze vollständig beschreiben zu können. In der Quantenphysik jedoch entschwinden die Teilchen jedoch dieser Logik. „Myteriöse Dinge sind nichts, was negativ wäre, was eleminiert werden müsste. Im Gegenteil, es ist wesentlicher Bestandteil alles Seins“, so d’Espagnat.

Mit dem Geld plant d’Espagnat unter anderem Obdachlose zu unterstützen sowie wissenschaftliche Arbeitsgruppen zu finanzieren. Einen Teil des Geldes möchte er für sich und seine Frau behalten. „Ich bin sehr alt. Meine Frau ist behindert. Wir werden das Geld nutzen, um so lange wie möglich in unserer Wohnung zu bleiben“, sagte er der Schweitzer Tagesschau. „Ich denke, es wird eine Hilfe für uns sein. Ich hoffe es zumindest.“

Weitere Templetonpreisträger sind der Taizé-Gründer Frère Roger (1974), der amerikanische Evangelist Billy Graham (1982) und der Philosoph Carl Friedrich von Weizsäcker (1989). (PRO)

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