„Teddy-Affäre“: Sudans Präsident begnadigt Lehrerin

K h a r t u m (PRO) - Die wegen der so genannten "Teddy-Affäre" verurteilte britische Lehrerin Gillian Gibbons soll noch am Montag aus dem Gefängnis entlassen werden, berichtet der britische Fernsehsender BBC. Der sudanesische Präsident Omar Hassan al-Baschir habe die Lehrerin begnadigt.
Von PRO

Am Samstag waren zwei muslimische Abgeordnete des britischen Oberhauses in die sudanesische Hauptstadt Khartum gereist, um sich bei Regierungsvertretern für eine Freilassung der Lehrerin einzusetzen. Am Montag gab die britische Delegation bekannt, dass Gibbons noch am selben Tag freigelassen werden solle. Unklar ist, ob die Lehrerin im Sudan bleiben kann. Das Gericht hatte ihre sofortige Abschiebung nach Großbritannien nach Ende der Haft angeordnet.

Vergehen: Teddybär den Namen Mohammed gegeben

Der britische Premier Gordon Brown zeigte sich Medienberichten zufolge „erleichtert“ über die Begnadigung der 54-Jährigen aus Liverpool. Gibbons war am 25. November auf Grund einer Anzeige einer Sekretärin der Schule verhaftet worden. Ihr Vergehen: Die Lehrerin hatte ihren Schülern erlaubt, einen Teddybär den Namen Mohammed zu geben. Die Initiative, den Teddy mit diesem Namen zu benenne, war von den Schülern ausgegangen. Aufgrund ihrer Erlaubnis wurde die Lehrerin wegen Verunglimpfung der Religion angeklagt. Vergangenen Donnerstag verurteilte ein Gericht in Khartum sie schließlich zu 15 Tagen Haft. Zwischenzeitlich hatten der Lehrerin eine einjährige Haftstrafe oder 40 Peitschenschläge gedroht.

Massenproteste für Todesstrafe der Lehrerin

Der britische Außenminister David Miliband bestellte daraufhin zwei Mal den sudanesischen Botschafter in London ein und forderte Gibbons Freilassung. Die Anklage sei ein „Missverständnis“, das einer Unschuldigen gelte, so Miliband. Es war erwartet worden, dass Gibbons auf Druck des Außenministers hin bereits am Wochenende freikomme. Doch am Freitag riefen Islamisten erbost über die aus ihrer Sicht zu milde Strafe zu Protesten auf. Tausende gingen nach dem Freitagsgebet mit Macheten bewaffnet in Khartum auf die Straße und forderten den Tod der Britin. Die Lehrerin musste daraufhin aus Sicherheitsgründen in ein anderes Gefängnis verlegt werden.

Islamische Republik: Scharia ist Gesetz

Sudan, der größte Flächenstaat Afrikas, ist eine Islamische Republik. 70 Prozent der Bevölkerung sind sunnitische Muslime, 25 Prozent Animisten und rund fünf Prozent Christen. Die Nichtmuslime leben hauptsächlich im Süden des Landes. Im muslimischen Landesteil gilt die Scharia, das islamische Gesetz.

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