Tatort Scientology: Kontroverse Gastrolle im Sonntagskrimi

Aufregung um die Krimireihe "Tatort": Am Sonntagabend wird mit Gaststar Sofia Milos eine bekennende Scientologin ermitteln. Sektenexpertin Ursula Caberta findet das nicht in Ordnung: Mitgliedern von Scientology sollte keine Bühne gegeben werden.
Von PRO

"Ich halte es für sehr problematisch, dass die ARD in ihrem Flagschiff, dem ‚Tatort‘, eine Scientologin auftreten lässt", sagte Caberta gegenüber "Focus Online". Die Hamburgerin ist Autorin mehrerer kritischer Bücher über die Sekte und sorgt dieser Tage mit ihrem neuen Werk "Schwarzbuch Esoterik" für Schlagzeilen. "Scientology wird in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtet", erklärte sie. "Sofia Milos ist damit Mitglied einer verfassungsfeindlichen Organisation, ihr sollte man keine Bühne geben."

Sofia Milos, amerikanische Schauspielerin mit griechisch-italienischen Wurzeln, wurde durch die TV-Serien "Die Sopranos" und "CSI: Miami" bekannt. In dem Schweizer "Tatort" mit dem Titel "Wunschdenken" wird sie die US-Austauschpolizistin Abby Lanning spielen. Privat ist Milos auch in der Scientology-Gruppe "Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte" aktiv. "Das ist eine politische Kampftruppe der Scientology", sagt Caberta. Die Gruppe hat es sich zur Aufgabe gemacht, angebliche Missstände in der Psychiatrie anzuprangern. "Das Motiv ist klar", so Caberta: Scientology-Gründer L. Ron Hubbard gehe davon aus, dass jeder Nicht-Scientologe psychische Defizite aufweise. "Nur bei Scientology kann man geistige Gesundheit erlangen", laute die Ideologie der Organisation, die sich selbst als "Kirche" bezeichnet.

ARD: Weltanschauung der Darsteller spielt keine Rolle

Die Verantwortlichen bei der ARD sehen in Milos‘ Scientology-Mitgliedschaft kein Problem: "Die Besetzung war eine Entscheidung des Schweizer Fernsehens", erklärte eine Sprecherin des Senders gegenüber "Focus Online". Für die Ausstrahlung des Films spielten die "weltanschaulichen Überzeugungen der Schauspielerin Sofia Milos" keine Rolle, die ARD habe "die Kirche im Dorf gelassen". Das Schweizer Fernsehen, das die "Tatort"-Folge produziert hatte, argumentierte ähnlich: Die Privatfrau Milos und die Schauspielerin Milos seien zu trennen.

Ursula Caberta kann diese Sichtweise nicht nachvollziehen: "Schauspieler haben ja bei Scientology den Auftrag, über ihren Namen die Organisation positiv darzustellen. Die Lehre greift bis in die Wurzeln der Persönlichkeit", berichtet sie. "Ein Scientologe ist zuerst Scientologe, durch und durch, egal, welchen Beruf er hat. Und er verfolgt zu jeder Zeit die Ziele der Organisation." Somit sei die Haltung der ARD "naiv", findet Caberta. Dies sei schade, da der Sender 2010 mit seinem Film "Bis nichts mehr bleibt" die Abgründe der Sekte sehr gut dargestellt habe. Der im März 2010 ausgestrahlte Spielfilm handelt von einer Familie, die bei Scientology einsteigt und nach und nach an den Anforderungen der Sekte zerbricht.

Viele Publikumslieblinge sind Scientologen

Auch in der ARD-Kultserie "Lindenstraße" ist Scientology derzeit ein Thema, obgleich die Gruppe nicht direkt beim Namen genannt wird. Mehrere Protagonisten geraten in die Fänge der mysteriösen Gruppe "Society", die deutliche Parallelen zu Scientology aufweist.

Sofia Milos ist kein Einzelfall: Zahlreiche prominente Schauspieler, vor allem aus den USA, sind aktive Anhänger von Scientology. Neben den bekanntesten Aushängeschildern der Organisation, Tom Cruise und John Travolta, gehört beispielsweise Leah Remini zu Scientology. Vielen Deutschen ist sie als Carrie Haffernan aus der Serie "King of Queens" bekannt. Weitere prominente Scientologen sind Priscilla Presley, Kirstie Alley und Jenna Elfman. (pro)

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