Tacheles zur Ehe: Altbekanntes, wenig Neues

„Ist die Ehe noch heilig?“ fragte Moderator Jan Dieckmann seine Gäste in der aktuellen Ausgabe der Talkshow Tacheles. In der Marktkirche in Hannover diskutieren unter anderem Landesbischof Ralf Meister und Autorin Amelie Fried über die Heiligkeit der Ehe – und landeten am Ende doch wieder beim EKD-Familienpapier. Ausgestrahlt wird Tacheles am kommenden Sonntag.
Von PRO
Hedwig, Freifrau von Beverfoerde, Ralf Meister, Amelie Fried und Silvio Wirth (von links) diskutierten mit Moderator Jan Dieckmann (Mitte) über die Heiligkeit der Ehe
Verlässlichkeit und tiefes Vertrauen – das bezeichnet Ralf Meister als Werte in einer „heiligen Ehe“. Für ihn kommt außerdem noch die Beziehung zu Gott hinzu. Aber auch anderen Paaren, die nicht gläubig sind, spricht er eine Heiligkeit der Ehe nicht ab. Er betonte aber: „Wenn man sich allein, ohne Gott, auf die Ehe einlässt, verpasst man etwas.“ Autorin Amelie Fried ist seit 23 Jahren standesamtlich verheiratet. Sie ist der Meinung: „Vor Gott soll nur heiraten, wer wirklich glaubt.“ Da das auf sie nicht zutreffe, habe sie nicht kirchlich geheiratet. Die Hochzeit ist für sie ein Zeichen nach außen, um eine Partnerschaft verbindlich zu machen. Eine Beziehung könne ohne den Trauschein aber genauso gut funktionieren. Auch der Sexualtherapeut Silvio Wirth, ebenfalls Gast der Sendung, hält den Trauschein nicht für zwingend notwendig. Ebenso wie für Fried ist für ihn die Heirat eine „öffentliche Deklaration“.

Familienpapier lässt grüßen

Hedwig, Freifrau von Beverfoerde, Sprecherin der Initiative Familienschutz und überzeugte Katholikin, sieht die Ehe als wichtigen Bestandteil der Gesellschaft. Sie schaffe ein Fundament, das Bestand habe. Schnell waren die Gäste um Pastor Jan Dieckmann, Moderator der Sendung, dann beim Thema Familie und damit auch beim Familienpapier der EKD angelangt. Beverfoerde bezeichnete die Definition von Familie im Papier als „beliebig und unklar“. Familie sei das, was aus einer Verbindung zwischen Mann und Frau hervorgehe. Sie gestand anderen Lebenformen zwar ein gleichwertiges Existenzrecht zu, wehrte sich aber dagegen, gleichgeschlechtliche Partnerschaften als Familie zu bezeichnen. Fried zeigte kein Verständnis für die Überzeugung von Beverfoerdes. Familie sei, wenn Menschen füreinander Verantwortung übernähmen. Sie könne den Familienbegriff problemlos erweitern, auch auf mehr als zwei Erwachsene in einer Beziehung. Das unterstützte auch Wirth, der die Meinung vertrat, die Gesellschaft werde sich in den kommenden Jahren mehr und mehr öffnen – auch für Beziehungen, die aus mehr als zwei erwachsenen Partnern beständen.

Kirche: Begleiten, stärken und stützen

Dem widersprach Meister. Die Grenzen von der Definition des Begriffes Familie lägen in der Zweierbeziehung. Er glaubt nicht an einen ähnlichen Trend wie Wirth. Für Meister sind aber auch gleichgeschlechtliche Paare mit Kindern Familie. Ausschlaggebende Werte sind für ihn dabei Verlässlichkeit, Schutz und Treue. Damit unterstützt er die Aussagen des Familienpapiers. Trotz allem müsse man Positionen wie der von Beverfoerde Respekt entgegenbringen. Der Landesbischof erklärte zudem die Aufgaben der Kirche, die diese seiner Meinung nach gegenüber Familien habe: Die evangelische Kirche sei offen für verschiedene Formen von familiärem Zusammenleben und müsse begleitend, stärkend und stützend aktiv werden. Die Ehe sei ein starkes Bündnis in der Gesellschaft, sagte Meister. Seit der Verabschiedung des Lebenspartnerschaftsgesetzes im Jahr 2001 gebe es 27 eingetragene Lebenspartnerschaften in Deutschland. Gleichzeitig gab es in diesem Zeitraum aber auch 3,8 Millionen klassische Eheschließungen. Das zeige, dass das traditionelle Modell von Familie trotz aller Diskussion zukunftsfähig sei.

Heiligkeit aus dem Blick verloren

Die Heiligkeit der Ehe – dieses Thema wurde eigentlich nur am Rande behandelt. Im Fokus stand wieder einmal die Diskussion um Lebens- und Familienformen und das EKD-Familienpapier. Schade, denn darüber wurde in den vergangenen Monaten wahrhaft genug gesprochen. Und die Positionen der Evangelischen und Katholischen Kirche dazu sind mittlerweile auch bekannt. (pro) Phoenix strahlt die Talkshow voraussichtlich am Sonntag, 30. März, um 13 und 24 Uhr sowie am Sonntag, den 06. April, um 17 Uhr aus
https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/kirche/detailansicht/aktuell/ekd-haelt-neues-papier-zu-sexualethik-zurueck/
https://www.pro-medienmagazin.de/kommentar/detailansicht/aktuell/evangelische-online-kampagne-zur-beziehungsvielfalt/
https://www.pro-medienmagazin.de/politik/detailansicht/aktuell/familienkongress-familienschutz-als-freiheitsrecht-achten/
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