Der katholische Pater Antonio Rungi etwa hatte Internet-User dazu aufgerufen, die schönste Nonne zu wählen. Interessierte Ordensschwestern sollten sich mit Foto und Lebenslauf bei ihm melden. „Äußere Schönheit ist ein Geschenk Gottes, und wir dürfen sie nicht verstecken“, begründete er seine Aktion, von der er sich angeblich mittlerweile schon wieder distanziert hat. Vielleicht, so schreibt Zips in der SZ, wollte sei Pater Antonio mit seinem Nonnen-Schönheitswettbewerb die heutigen Menschen „dort abholen, wo sie sind. An der Oberfläche nämlich“. Die Schauspielerin Audrey Hepburn im Film „Geschichte einer Nonne“ jedenfalls sei tatsächlich eine wunderschöne Ordensschwester gewesen. Doch „leider – soll man sagen: Gott sei Dank?“ sähen Nonnen nur selten aus wie Audrey Hepburn. „Pfarrer erinnern ja meist auch nicht an Richard Chamberlain in „Die Dornenvögel“, so Zips.
Keiner weiß mehr, was ein „Scheffel“ ist
Entscheidend sei aber ohnehin nur, was die Kirchenvertreter zu sagen hätten. Und dazu gehöre, dass man dem Zeitgeist eigentlich nicht hinterherhecheln sollte. „Oder dass man seinen Nächsten lieben soll wie sich selbst, oder dass man sein Licht nicht unter den Scheffel stellen darf. Blöd nur, dass heute niemand mehr weiß, was ein Scheffel ist. Und Nächstenliebe klingt auch merkwürdig. Im Jahr 2008.“
Zips fährt fort: „Die Kirche hat ein Problem: Sie leidet unter Kundenschwund. Darum macht sie gerne einen auf trendy. Früher war es noch so: Wer einen Brief aufgeben wollte, der ging zu Post; wer einen Schrank brauchte, ging zum Schreiner; wer verzweifelt war, der ging zum Pfarrer. Heute heißt die Post DHL, Hermes, Pin oder Ups, der Schreiner heißt Ikea, Lutz oder Scan und in Sachen Verzweiflung reicht das Angebot von der Wellness-Massage bis zum Dianetikzentrum. Die Kirche und ihre Mitarbeiter wirken da wie das Hirschgeweih, das man nach Omas Tod auf den Dachboden gebracht hat. Eigentlich möchte man es endlich wegwerfen. Und dann macht man es doch nicht.“
Auch von aufblasbaren Kirchen berichtet der Journalist: Wahrscheinlich seien die dazu da, „die Kinder von ihren Patchwork-Eltern und den Eishändlern am Strand wegzulocken und ihnen ein bisschen was über Jesus zu erzählen.“ Ebenso wundert sich Zips über den „Aerobic-Gottesdienst“, den eine Frau in einer Gemeinde bei Washington anbietet, und über den die „Süddeutsche Zeitung“ vergangene Woche online berichtete. Über die 400.000 verkauften Exemplare des Tonträgers „Chant – Music for Paradise“, auf dem österreichische Zisterzienser-Mönche zu hören sind, schreibt er: „Sie wirken nur wie eine im Altarraum vergessene Goldene Schallplatte.“
„Willkommen in der Pop-Kirche des Jahres 2008!“
Zusammenfassend urteilt Zips: „Willkommen in der Pop-Kirche des Jahres 2008: Bitte beachten Sie unsere reichhaltige Produktpalette! Kommen Sie, staunen Sie!“
Auch die Aktion „Container der Hoffnung“ des Vereins ProChrist, der derzeit in 80 deutschsprachigen Städten Halt macht, um unter dem Motto „Zweifeln und Staunen“ Menschen zum Gespräch über den christlichen Glauben einzuladen, erwähnt Zips: „Container – seit Big Brother weiß man das auch in der Kirche – begeistern die Menschen.“
Audrey Hepburn jedenfalls habe am Ende des Films „Geschichte einer Nonne“ ihren Konvent verlassen, erinnert Zips. „Als Ordensschwester wollte sie es immer allen recht machen. Das hat nicht geklappt.“ (PRO)