Die Wissenschaftler Paul L. Harris, Professor an der Universität Harvard, und Melissa A. König von der University of Chicago wollten mehr über das Lernverhalten von Kindern erfahren. Besonders interessierte es sie, wie Kinder Lerninhalte in Wissenschaft und Religion aufnehmen, die sie nicht selbst sehen und überprüfen können.
Ausgesprochene und unausgesprochene Informationen
Das Ergebnis: Kinder tun mehr als einfach das zu glauben, was man ihnen sagt. Sie fassen intuitiv alle verfügbaren ausgesprochenen und unausgesprochenen Informationen zusammen und fügen ihre eigene Interpretation hinzu. Veröffentlicht wurde die Studie in der aktuellen Ausgabe der amerikanischen Zeitschrift „Child Development“.
Wenn Kinder etwa lernen, dass die Erde rund ist, dann finden sie schnell heraus, dass sie, wenn sie an einem Punkt beginnen, rund um die Welt zu marschieren, an dem gleichen Punkt wieder ankommen müssten, an dem sie gestartet sind – auch wenn man ihnen das nicht explizit sagt.
Wenn Erwachsene erzählen, dass das Gehirn zum Denken da ist, schließen viele Kinder daraus schnell, dass der Austausch von zwei Gehirnen auch den Austausch der Persönlichkeiten mit sich bringen müsste.
Über Glaube als Tatsache reden
Generell scheint es Kindern jedoch leichter zu fallen, an wissenschaftliche Thesen und Objekte zu glauben, die sie nicht sehen können, als an christliche Botschaften, wie etwa die Existenz Gottes.
Eine plausible Erklärung dafür liefert Professor Harris: Wenn Erwachsene über Bakterien oder Organe sprechen, dann als Tatsache. Sie sagen nicht: „Wir glauben an Bakterien.“ Wenn sie über Religion reden, vermitteln Erwachsene mit vielen Formulierungen immer noch einen gewissen Zweifel, meinen die Wissenschaftler.