Studie über Konfliktfalle Handy

Sie sind modern, nützlich – und oft eine Streitquelle. Eine österreichische Studie zeigt nun auf, warum so viele Kinder Handys besitzen und was ihre Eltern daran ärgert. Dabei könnten viele Meinungsverschiedenheiten ausgeräumt werden, indem die Aufklärung über Moderne Medien verbessert wird, meint  das "Österreichische Institut für angewandte Telekommunikation".

Von PRO

Jedes dritte Grundschulkind hat es schon, fast die Hälfte aller Eltern streiten mit ihren Schützlingen darüber und nicht selten birgt das kleine elektronische Tool sogar ernste Gefahren – die Rede ist vom Handy. Eine österreichische Studie klärt nun über Gefahren, Konfliktpotential und die positiven Aspekte des Mobiltelefon-Hypes auf. Laut der Erhebung "Eltern, Kinder und das Handy im familiären Spannungsfeld", bekommen Kinder ihr erstes Mobiltelefon durchschnittlich mit zehn Jahren. 74 Prozent von ihnen wollen von allen elektronischen Geräten am wenigsten auf das Handy verzichten.

Während es den Eltern bei der Anschaffung meist um die Sicherheit ihrer Kinder geht, nutzen diese es primär als Kommunikationsmittel und Spielzeug. Mehr als drei Viertel der Jugendlichen haben das Handy immer dabei, vier von fünf tauschen darüber Musik, Videos oder Fotos aus, jeder dritte hat schon per Handy im Internet gesurft. 78 Prozent der Erziehungsberechtigten gab an, das Mobiltelefon angeschafft zu haben, damit das Kind ständig erreichbar sei und im Notfall Hilfe rufen könne. Jeder vierte Elternteil gab allerdings an, dass der Handykauf auf Drängen des Kindes geschehen sei. Auch sozialer Druck und der Wunsch nach einem Statussymbol seitens der Kinder wurden als Gründe genannt.

Streitquellen: Handyrechnung, Gewalt, Pornographie

Auch deshalb ist das Mobiltelefon nicht selten eine Konfliktquelle. 45 Prozent der Eltern erklärten, sich schon mindestens ein Mal mit ihren Kindern darüber gestritten zu haben. Gründe dafür seien vor allem eine zu hohe Handyrechnung, das Telefonieren zu unerwünschten Zeiten und das ständige Herumspielen des Kindes mit dem Gerät. Konflikte treten laut Studie auch dann auf, wenn das Kind beim Anruf der Eltern nicht abhebt oder sich ein neues Handy wünscht. Eltern fürchten sich besonders davor, dass den Kindern das Handy gestohlen wird oder die Kosten für das Gerät zu hoch werden. Auf dem dritten Platz der Risikofaktoren wähnen sie den unkontrollierten Tausch von Gewalt- und Pornovideos, gefolgt von Belästigungen via Telefon und den schwer kontrollierbaren Internetzugang.

98 Prozent der Befragten sehen es als ihre Aufgabe an, Kinder über den verantwortungsvollen Umgang mit Mobiltelefonen aufzuklären. Ein Viertel der befragten Eltern hingegen kontrolliert ohne das Wissen des Kindes die Inhalte des Handys. Ein Fehler, wie Bernhard Jungwirth, Geschäftsführer des "Österreichischen Instituts für angewandte Telekommunikation" (ÖIAT),  erklärt: "Wir empfehlen den Eltern, klare Regeln mit ihren Kindern zu vereinbaren und offen über mögliche Probleme zu sprechen. Geheime Kontrollen können zu einem Vertrauensbruch führen, außerdem haben auch die Kinder ein Recht auf Privatsphäre – wie ein Brief sollte auch eine SMS als privat betrachtet werden." Die Studie wurde von der Initiative "Handywissen" des ÖIAT in Auftrag gegeben. Im Juli 2009 wurden 500 Elternteile in ganz Österreich befragt.

Medienkompetenz an der Schule lehren

Statt heimlicher Kontrollmaßnahmen macht Jungwirth einen anderen Lösungsvorschlag: "Wir setzen uns sehr stark für eine Verankerung der Medienkompetenz-Vermittlung im Lehrplan ein, die unserer Meinung nach in Österreichs Schulen zu kurz kommt. Wir bieten zwar zahlreiche Angebote an – von Informationsmaterial bis hin zu Workshops, können aber nicht den Unterricht in den Schulen ersetzen." Elisabeth Mattes, Unternehmenssprecherin des Netzbetreibers "mobilkom austria", erklärt gegenüber dem Nachrichtenportal "Pressetext": "Das mobile Netz wird sich in Zukunft noch mehr in Richtung Breitband entwickeln und Kinder werden noch multimedialer. Wichtiger als dieser Fortschritt ist für Kinder jedoch, ordentlich in diese neue Welt begleitet zu werden." Weiter sagt sie: "Eltern sollten das Thema lieber locker angehen und nur dann ‚Stopp!‘ signalisieren, wenn strafrechtliche Grenzen überschritten werden." Nützliche Maßnahmen zur Vermeidung hoher Telefonrechnungen seien etwa das gemeinsame Festlegen von monatlichen Höchstbeträgen. Wichtig sei auch, dass sich Eltern ausreichend über die Thematik informieren, da ihre Kinder oft über mehr technisches Wissen verfügen als sie selbst. (PRO)

http://handywissen.at/
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