Studie: Protestantismus beflügelt Wirtschaft

B a t h (PRO) - In protestantisch geprägten Ländern ist die Beschäftigungsquote sechs Prozent höher als in Ländern, in denen andere Religionen vorherrschen. Dies hat der britische Wissenschaftler Horst Feldmann von der Universität Bath herausgefunden. Bei Frauen ist die Quote sogar um elf Prozent größer.
Von PRO

Feldmann untersuchte die Wirtschaftsdaten sowie die religiöse Zugehörigkeit der Bewohner von 80 Ländern. In den Staaten, unter denen sich sowohl Industrieländer als auch Schwellen- und Entwicklungsländer befanden, berücksichtigte er wirtschaftliche Faktoren wie Steuern, Einkommensstruktur, Gewerkschaften und Arbeitsschutzgesetze ebenso wie Kriege und die geographische Lage. Im Mittel liege der Anteil der arbeitenden Menschen in einer protestantisch geprägten Bevölkerung (wie etwa in den USA, Großbritannien, Dänemark und Schweden) sechs Prozent über dem von Staaten, die durch andere Religionen geprägt sind, seien es Katholizismus, Islam, Shinto (wie in Japan) oder Hinduismus.

„Religion hat die Kultur eines Landes geprägt“, sagte Feldmann gegenüber „Spiegel online“. Deutschland, in dem sich Protestanten und Katholiken mit jeweils rund 25 Millionen etwa die Waage halten, zählte der Forscher zur protestantisch geprägten Ländergruppe. Seine Ergebnisse veröffentlichte Feldmann im „American Journal of Economics and Sociology“.

Bereits im Jahr 1904 veröffentlichte der Soziologe Max Weber seine bekannten Thesen vom Einfluss des Protestantismus auf die Wirtschaft: der „Geist des modernen Kapitalismus“ habe zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert im Wesentlichen wegen der protestantischen Ethik ein Aufblühen erlebt, so Weber in seiner Schrift „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“. Der britische Ökonom Feldmann sagte gegenüber „Bild der Wissenschaft“: „Allerdings meinte Weber, dass die Religion später ihren Einfluss an staatliche Organisationen verlieren werde.“ Dies sei durch seine Studie nun jedoch wiederlegt. Obwohl viele Protestanten keine aktiven Kirchgänger mehr seien, bliebe doch eine kulturelle Prägung, die von Generation zu Generation weitergegeben werde.

Als Gründe für die positive Auswirkung des Protestantismus auf das Wirtschaftssystem, das sich heutzutage in fast allen westlichen Ländern durchgesetzt hat, sah Weber am Anfang des vorigen Jahrhunderts vor allem die „innerweltliche Askese“, insbesondere im Calvinismus. Weber stellte eine auffallend „geringere Beteiligung der Katholiken am modernen Erwerbsleben in Deutschland fest“. Protestanten seien hingegen überzeugt, dass jeder erlaubte Beruf vor Gott gleichen Wert habe und Arbeit eine von Gott gestellte Aufgabe sei.

In weiteren Studien will Feldmann untersuchen, wie sich die Beschäftigung in überwiegend katholisch oder islamisch geprägten Volkswirtschaften entwickelt.

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