Studie: Muslimische Gewaltbereitschaft unabhängig vom Einkommen

P r i n c e t o n (PRO) - Radikale Moslems sind nicht zwingend ärmer oder weniger gebildet als andere Moslems. Eher das Gegenteil ist der Fall. Dies geht aus einer Studie des Gallup-Meinungsforschungsinstitutes hervor.
Von PRO

Je wohlhabender und gebildeter Moslems seien, desto eher tendierten sie zu radikalen Ansichten, resümierten die Forscher. Zudem gebe es keinen signifikanten Unterschied bei den religiösen Ansichten zwischen „moderateren“ und radikalen Moslems. „Jeder Politiker hat eine Theorie: dass Radikale religiöse Fundamentalisten sind; sie seien arm, ohne Hoffnung und voller Hass. Aber diese Theorien sind falsch“, schrieben die Forscher laut einem Bericht der Online-Ausgabe der britischen „Times“.

„Wir fanden heraus, dass muslimische Radikale mehr mit ihren moderaten Brüdern gemein haben als oft angenommen. Wenn der Westen die Extremisten erreichen und die Moderaten stärken will, muss er sich zunächst bewusst werden, mit wem er es zu tun hat.“

In der Studie heißt es weiter, Terroristen „kidnappten“ oft die Dogmen des Islam für ihre eigene Zwecke. Daraus resultiere, dass der Islam im Westen als Religion des Terrors gesehen werde. „Sie meinen oft, dass die religiöse Glut radikale und gewaltbereite Ansichten hervorruft“, schreiben John Esposito, Professor für Religionswissenschaft, und Dalia Mogahed, Direktorin der Forschungsabteilung Islam am Gallup-Institut. „Aber die Daten sagen etwas anderes. Es gibt keinen signifikanten Unterschied zwischen Moderaten und Radikalen, was ihre Religiosität angeht. Tatsächlich tendieren Radikale nicht mehr dazu, an religiösen Diensten teilzunehmen, als Moderatere.“

Es sei „kein Geheimnis, dass viele in der muslimischen Welt an lähmender Armut und unter einem Mangel an Bildung leiden. Aber sind radikale Moslems ärmer als andere? Wir fanden heraus, dass das Gegenteil der Fall ist: es gibt in der Tat einen entscheidenden Unterschied zwischen Radikalen und Moderaten, wenn es um Einkommen oder Erziehung geht, aber es sind die Radikalen, die mehr verdienen und länger zur Schule gingen.“

Moslems mit radikalen Ansichten seien insgesamt zufriedener mit ihrer finanziellen Situation und ihrer Lebensqualität als Glaubensgenossen mit moderateren Ansichten.

84 Millionen Muslime begrüßen Anschläge vom 11. September

Ein weiteres Ergebnis der Studie war, dass sieben Prozent der Befragten die Anschläge vom 11. September 2001 als „vollkommen gerechtfertigt“ ansahen. Das würde bedeuten, dass 84 Millionen Muslime die Attentate auf Unschuldige rechtfertigen, wenn man von 1,2 Milliarden Muslimen weltweit ausgeht.

Eine antiamerikanische Einstellung fanden die Forscher vor allem in Saudi-Arabien: hier stehen 79 Prozent der Bürger den USA ablehnend gegenüber. In Pakistan war der Anteil der antiamerikanisch eingestellten Menschen von 69 Prozent im Jahr 2001 auf 65 Prozent gesunken. Auch im Iran waren es 2001 noch 63 Prozent, die die USA hassten, und nun nur noch 52 Prozent. In Jordanien waren 65 Prozent gegen die USA, in Marokko 49 Prozent.

Das Gallup-Institut für muslimische Studien in New York befragte 2005 und 2006 rund 10.000 Muslime in zehn Ländern, in denen der Islam überwiegt. Gemeinsam mit einer anderen Gallup-Umfrage aus dem Jahr 2001 decken die Forscher nach eigener Aussage mehr als 80 Prozent der Meinungen in der islamischen Welt ab. In einer weiteren Umfrage, deren Ergebnisse im April veröffentlicht werden sollen, wurden 1.500 Muslime in London, Paris und Berlin befragt.

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