Studie: Kirche erreicht nur ein Drittel der Jugendlichen

Jugendliche halten sich möglichst viele Optionen offen, sie sind flexibel und "docken dort an, wo es ihnen nützt". Insgesamt sind junge Menschen in Deutschland eher pragmatisch und schauen, was ihnen nützt. Zu diesen Ergebnissen kommt die "Sinus-Jugend-Studie".
Von PRO

Die Ergebnisse der Studie stellten deren zwei Auftraggeber, der „Bund der Deutschen Katholischen Jugend“ (BDKJ) und „Misereor“, das Entwicklungshilfswerk der katholischen Kirche, am Montag in Köln vor. Die „Sinus-Jugend-Studie“ zeigt, dass die Mehrheit der jungen Menschen auf der Suche nach Sinn und Spiritualität ist. Allerdings erreichen die katholische Kirche und ihre Organisationen, durch ihre Jugendarbeit lediglich ein Drittel der jungen Menschen.

Image und persönlicher Nutzen sind wichtige Ziele

Dies erklärt die Studie http://www.misereor.de/unter anderem so: „Der Pragmatismus, die Technologie und Medienaffinität und das insgesamt lustvolle wie verantwortungsbewusste Leben dieser Jugendlichen stellen Erwartungen an Kirche, die sie aus jugendlicher Sicht derzeit nicht erfüllt.“ Die Wirkung des Weltjugendtages sei im Alltag weithin verpufft, sagte „Sinus“-Studienleiter Carsten Wippermann. Kirche stehe bei Jugendlichen in Konkurrenz zu einer Vielzahl an Sinnangeboten. Dabei fragten heutige Jugendliche ganz konkret, was ihnen persönlich nutze und wo sie ihr Image gegenüber Altersgenossen verbessern könnten. Dazu komme, dass „die meisten keine Vorstellung davon haben, was für sie Vorteile und Nutzen einer katholischen Jugendarbeit sein könnten.“

Das Heidelberger „Sinus“-Institut führte die Studie über die Lebenswelten der neun- bis 27-Jährigen durch. Dafür habe man Daten von über Tausend Jugendlichen ausgewertet und ausführliche Gespräche mit rund 110 Teilnehmern geführt, so Studienleiter Wippermann.

Die Studie unterscheidet sieben Milieus, zwischen denen oftmals nahezu unüberwindliche Grenzstriche gezogen sind. Folgende Gruppen von Jugendlichen werden benannt: Traditionelle (4 Prozent Anteil), Bürgerliche (14 Prozent), Konsummaterialisten (11 Prozent), Postmaterielle (6 Prozent), Hedonisten (26 Prozent), Moderne Performer (25 Prozent) und Experimentalisten (14 Prozent). Dabei „ticken“ Jugendliche in den Milieus höchst unterschiedlich in Bezug auf Zukunftsvorstellungen, Lebensstil, Geschmack, Musikvorlieben, Mediennutzung und Sehnsüchte.

Die größte Gruppe stellen die lustbetonten Hedonisten, die sich nichts vorschreiben lassen und Widerstand gegen die Erwachsenen zeigen. Sie wollen „echt“ sein und sehen sich als unangepasste Minderheit. Mit nur einem Prozentpunkt weniger folgt die Gruppe der „Performer“. Die Studie beschreibt sie als junge, ehrgeizige Leute, die sich selbst „formen und optimieren“ wollen, denen Lifestyle, Design und gutes Aussehen viel bedeuten.

Gemeinschaft im Internet erleben

Für alle Gruppen ist die Pflege der Gemeinschaft über das Internet ein wesentlicher Faktor. Beispielsweise wird der Austausch in Internet-Communities wie „StudiVZ“ als echte Form von Zusammenleben empfunden. In allen jugendlichen Milieus spielen Design und Outfit eine große Rolle. „Der Wertewandel rast“, so Wippermann, „und in 15 Jahren werden die Jugendlichen nicht mehr so sein wie heute. Alle fünf bis zehn Jahre muss man mit einem signifikanten Wandel rechnen.“

Sprecher von Misereor und BDKJ bezeichneten die Ergebnisse als Herausforderung. „Wir müssen und wollen uns an der Lebenswirklichkeit von Kindern und Jugendlichen orientieren“, sagte Dirk Tänzler, BDKJ-Vorsitzender, gegenüber Deutschlands Katholischer Nachrichten-Agentur „kipa“. Die Studie sei der Startschuss für ein intensives Nachdenken über die Formen katholischer Jugendarbeit.

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