Studie: Jugendliche sind religiöser als ihr Ruf

Jugendliche und junge Erwachsene sind religiöser als erwartet. Das geht aus einer internationalen Studie im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung hervor. "Die These, dass Religiosität von Generation zu Generation kontinuierlich schwindet kann nach unseren weltweiten Erhebungen - auch in vielen Industriestaaten - eindeutig widerlegt werden", sagt der Leiter des Projektes Religionsmonitor, Martin Rieger.
Von PRO

Weltweit sind rund 85 Prozent der 18- bis 29-Jährigen religiös. Etwa die Hälfte (44 Prozent) von ihnen wird als hochreligiös eingeschätzt. Nur etwa 13 Prozent der jungen Menschen haben mit Gott und Glauben nichts im Sinn. „Dabei darf man aber nicht religiös mit kirchlich verwechseln. Nicht jeder als religiös eingestufte Jugendliche geht jeden Sonntag in die Kirche“, sagte Martin Rieger, Projektleiter der Bertelsmann-Stiftung.

Dennoch gibt es große Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern und unter den verschiedenen Konfessionen. Vor allem sind Jugendliche in islamischen Staaten und Entwicklungsländern stark religiös. Im Vergleich dazu seien junge Christen in Europa „religionsfern“. Unter jungen Protestanten in Europa seien nur sieben Prozent Hochreligiöse zu finden, rund 25 Prozent müssten als „Karteileichen“ ihrer Kirche betrachtet werden. Bei Katholiken zeigt sich ein ähnliches Bild. Hier werden etwa 25 Prozent der Europäer als hochreligiös eingestuft.

Junge Menschen in den USA sehr religiös

Als eine große Ausnahmeerscheinung gelten die USA. Junge Menschen sind dort weitaus mehr religiös als in den meisten anderen westlichen Ländern. Rund 57 Prozent gaben bei der Umfrage an, täglich zu beten. In Österreich sind dies vergleichsweise nur sieben Prozent.

Weiter widerspricht die typisch europäisch-westliche Vorstellung, dass die Großeltern- und Elterngeneration religiöser seien als die der Jugendlichen, laut der Studie der Realität. Gerade in Entwicklungsländern und islamischen Staaten glauben die Jugendlichen nicht weniger als ihre Eltern. Die Länder, in denen sich die Jüngeren weniger intensiv mit dem Glauben auseinandersetzen, liegen nahezu alle im westlichen Kulturkreis von Australien bis Spanien.

Macht Glaube toleranter?

Zudem wies die Studie einen Zusammenhang zwischen der Religiosität der Jugendlichen und ihrer Haltung zu Politik und Sexualität nach. Die Mehrheit der befragten Europäer und Bewohner westlicher Länder sagte, dass Religion ihre politische Meinungsbildung nicht beeinflusse. Auch bei den Themen Sex und Partnerschaft sagten die meisten, dass Sex Privatsache sei und der Glaube hierbei nicht maßgeblich sei. Lediglich sieben Prozent der jungen Protestanten und 14 Prozent der Katholiken in Europa sagten, dass ihr Glaube Einfluss auf eine intime Partnerschaft habe.

So fanden die Forscher heraus, dass Länder mit einem großen Anteil von gläubigen Menschen toleranter gegenüber anderen Religionen sind, als Länder, in denen nur wenige religiöse Menschen leben. Ob es sich bei dem Ergebnis der Studie um einen langfristigen Trend handelt, konnte Rieger bisher nicht bestätigen: „Um die Zahlen zu verifizieren, wollen wir in Zukunft alle vier Jahre diesen Religionsmonitor wiederholen.“

Für die Studie wurden im Sommer des Jahres 2007 rund 21.000 Menschen in 21 verschiedenen Ländern befragt. Darüber hinaus wurden insgesamt sechs Kerndimensionen von Religion und Glauben untersucht wie religiöse Überzeugungen, Alltagserfahrungen, öffentliche und private Praxis oder die allgemeine Alltagsrelevanz von Religion. (PRO)

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