Studie: Jeder fünfte Christ lebt in Afrika

Unterhalb der Sahara liegt eines der religiösesten Gebiete der Erde. Eine Umfrage des "Pew Research Centers" zeigt, dass neun von zehn der rund 25.000 Befragten Afrikaner Religion als sehr wichtig für ihr Leben betrachten. Die meisten Afrikaner sind Moslems oder Christen. Religionswechsel gibt es kaum.  

Von PRO

Das mittlere und südliche Afrika zählt zu den religiösesten Regionen der Welt. Sogar die am wenigsten religiösen Nationen unterhalb der Sahara weisen laut Studie mehr Gläubige auf als die USA, eine der religiösesten Industrienationen. In den meisten untersuchten Ländern geben 90 Prozent oder mehr an, Christen oder Muslime zu sein. Übertritte vom Islam zum Christentum oder andersherum gibt es kaum. Für die Studie hat das amerikanische "Pew Research Center" 25.000 Interviews in über 60 Sprachen in 19 Ländern geführt. Die Befragung repräsentiert 75 Prozent des afrikanischen Kontinents unterhalb der Sahara. Dort leben 820 Millionen Menschen. Bei der Befragung sollten die Teilnehmer ihren Glauben und die damit verbundenen Praktiken beschreiben. Die Untersuchung wurde am 15. April veröffentlicht.

Die Zahl der Muslime in der Region hat sich seit dem Anfang des vergangenen Jahrhunderts verzwanzigfacht – von 11 Millionen auf 234 Millionen. Die Zahl der Christen ist noch stärker angestiegen. 70 Mal mehr Christen leben heute im afrikanischen Gebiet als im Jahr 1900. Die Zahl vervielfachte sich von sieben Millionen auf 470 Millionen. Damit ist das mittlere und südliche Afrika die Heimat jedes fünften Christen der Welt (21 Prozent) und jedes siebten Moslems (15 Prozent). Unterhalb der Sahara leben etwa doppelt so viele Christen wie Muslime, auf dem kompletten afrikanischen Kontinent ist das Zahlenverhältnis ausgeglichen. Während Nordafrika hauptsächlich muslimisch ist und Südafrika hauptsächlich christlich, gibt es in der Mitte des Kontinents beide Religionen zu etwa gleichen Anteilen.

Christentum und Islam – mit Extras

Oft vermischt sich der Glaube mit Elementen afrikanischer Naturreligionen. So glauben viele an Hexen, böse Mächte, opfern für ihre Ahnen, suchen Heiler auf oder glauben an Wiedergeburt. Obwohl viele Christen und Muslime die Bibel oder die Scharia zum Gesetz erheben wollen, befürworten sie Demokratie und Glaubensfreiheit. Viele beschreiben die Anhänger der jeweils anderen Religion als tolerant und ehrlich. In den meisten Ländern sehen wenige der Befragten anti-muslimische oder anti-christliche Einstellungen. Wo die Angst vor religiösen Konflikten hoch ist, gibt es auch viel Besorgnis über ethnische Auseinandersetzungen. Die Afrikaner empfinden Arbeitslosigkeit, Verbrechen und Korruption als größere Probleme als religiöse Konflikte. 

Alles in allem bewerten die Befragten ihre Regierungen positiv im Hinblick auf die faire Behandlung religiöser Gruppen. Allerdings geben sie auch an, relativ wenig über die jeweils andere Religion zu wissen. In zwölf Nationen gaben 40 oder mehr Prozent der afrikanischen Christen an, sie empfänden den Islam als gewalttätig. Die Muslime sahen die Christen hingegen positiver. Viele Afrikaner sind über religiösen Extremismus besorgt, auch in ihrer eigenen Religion. Viele Muslime sagen, sie seien besorgter über muslimischen Extremismus als über christlichen. In vier der untersuchten Ländern sagten Christen dasselbe über ihren Glauben. Eine Mehrheit der Befragten gab an, Gewalt gegen Zivilisten zur Verteidigung des Glaubens sei selten oder nie gerechtfertigt. 20 Prozent oder mehr sagen, sie sei manchmal oder oft gerechtfertigt.

Pfingstgemeinden weit verbreitet

In den meisten Ländern sagt mindestens die Hälfte der Muslime, dass es nicht den Frauen überlassen sein sollte, ob sie ein Kopftuch tragen oder nicht. Darüber sollte stattdessen die Gesellschaft als Ganzes entscheiden. Die Beschneidung von Mädchen wird am häufigsten in den muslimischen Ländern Mali und Dschibuti durchgeführt, ist aber auch bei Christen und Muslimen in Uganda verbreitet, so das Ergebnis der Pew-Umfrage. Mehrheiten in fast jedem Land sagen, dass westliche Musik, Filme und Fernsehen die Moral in ihrer Nation negativ beeinflusst hätten. Dennoch sagten Mehrheiten in den meisten Ländern auch, dass sie westliche Unterhaltung persönlich mögen. Das Wohlstandsevangelium ist in der Region weit verbreitet. Es besagt, dass Gott denen Wohlstand und Gesundheit schenkt, die genug Glauben haben.

Große Mehrheiten in allen untersuchten Ländern der Studie glauben an einen Gott und an den Himmel und die Hölle. Viele Christen und Muslime glauben an die historische Wahrheit ihrer Schriften. Die meisten Befragten sagten, sie besuchen mindestens einmal in der Woche Gottesdienste, beten mindestens einmal am Tag, fasten oder spenden. Im Vergleich mit Menschen in anderen Regionen der Welt, blicken die Menschen in Afrika unterhalb der Sahara optimistischer in die Zukunft.

Die Hälfte aller befragten Christen erwartet, dass Jesus noch zu ihren Lebzeiten zurückkehren wird. Knapp 30 Prozent oder mehr der Muslime erwarten, die Wiedererrichtung des Kalifats zu sehen. Viele Christen und Muslime erleben ihren Glauben als intensiv, unmittelbar und persönlich. Viele sagten, sie hätten Heilungen erlebt, Teufelsaustreibungen gesehen oder eine Offenbarung von Gott erhalten. Ein Viertel der Christen aus Äthiopien, Ghana, Liberia und dem Niger gehören zu Pfingstgemeinden, genauso wie einer von zehn Christen in acht weiteren Ländern. Die Studie ergab aber auch, dass Heilungen, Exorzismen und Offenbarungen auch von vielen afrikanischen Christen erlebt werden, die nicht zu Pfingstgemeinden gehören. (pro)

http://pewresearch.org/pubs/1564/islam-christianity-in-sub-saharan-africa-survey?src=prc-latest&proj=peoplepress
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