Streit um Moschee nahe Ground Zero

Ausgerechnet am Ort eines der größten Anschläge islamistischer Terroristen, am "Ground Zero" in New York, will eine muslimische Vereinigung eine Moschee errichten. Die einen preisen die Idee als Beitrag zur Völkerverständigung, die anderen sind empört über eine bewusste Provokation von Moslems gegen die Opfer des 11. September 2001.
Von PRO

Die muslimische Organisation "Cordoba Initiative" setzt sich für ein besseres Verhältnis zwischen dem Islam und der westlichen Welt ein. Die Initiative mit Sitz in New York organisiert etwa Tagungen zwischen jungen arabischen und amerikanischen oder jüdischen Jugendlichen. Ihr Direktor, Imam Feisal Abdul Rauf, hat für viel Wirbel in der amerikanischen Öffentlichkeit gesorgt, weil er ein Islamisches Zentrum nur zwei Blöcke vom "Ground Zero" entfernt errichten möchte. Dort wurden am 11. September 2001 die zwei Türme des World Trade Centers durch zwei Passagierflugzeuge zerstört. Die islamistischen Anschläge brachten fast 3.000 Menschen den Tod.

Zu dem Zentrum mit 13 Stockwerken sollen eine Moschee, ein Fitnesscenter, eine Kochschule sowie Künstler-Ateliers gehören. Die Immobilienfirma "SoHo Properties" hat das Grundstück am "Park Place" für rund fünf Millionen Dollar gekauft. Deren Chef, Sharif El-Gamal, versprach, das Projekt werde transparent durchgeführt und von unabhängigen Beobachtern begleitet.

Am Dienstag genehmigte die Denkmalschutzbehörde den Abriss eines dort stehenden 150 Jahre alten Gebäudes. Das berichten die "New York Times" und das "Wall Street Journal". Damit ist eine wichtige Hürde für den Bau des Islamischen Zentrums genommen.

"Taktlos und für Opfer-Angehörige schmerzhaft"

Viele Amerikaner protestieren gegen die Moschee an diesem Ort und bezeichnen die Idee als geschmack- und taktlos. Noch immer werden im Schutt Leichenteile gefunden. Bekannte Republikaner, wie die ehemalige Gouverneurin von Alaska und Präsidentschaftskandidatin Sarah Palin sowie der ehemalige Sprecher des Repräsentantenhauses Newt Gingrich, haben den Plan kritisiert. Es sei eine Provokation, ausgerechnet am Ort des größten Anschlages durch islamistische Terroristen eine Moschee zu errichten.

Die jüdische Bürgerrechtsbewegung "Anti-Defamation League" (ADL) hat sich ebenfalls gegen das Projekt ausgesprochen. "Hier geht es nicht um die Frage nach bestimmten Rechten, sondern um die Frage, was richtig ist", ließ die ADL verlautbaren. "Nach unserer Meinung würde die Errichtung eines islamischen Zentrums im Schatten des World Trade Centers einigen Opfern unnötigerweise noch mehr Schmerzen bereiten, und das ist nicht richtig." Am Mittwoch hat eine Gruppe konservativer Rechtsanwälte eine Klage eingereicht, die das Bauvorhaben stoppen soll.

New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg unterstützt indes das Vorhaben. Die Forderung von Moschee-Gegnern, den Bau und dessen Finanzierung genauer zu untersuchen, nannte er "unamerikanisch". Wie die Nachrichtenagentur "Associated Press" berichtet, haben sich  am Donnerstag jüdische Aktivisten und Gemeindeleiter am umstrittenen Ort eingefunden, um für den Bau zu demonstrieren. Sie werfen den großen jüdischen Organisationen vor, den Islam nicht richtig verstanden zu haben. Rabbi Arthur Waskow vom "Shalom Center" in Philadelphia, nahm wie 30 andere religiöse Führer und jüdische Aktivisten an der Demonstration teil. Der 76-jährige Waskow ist überzeugt, dass ein solches Zentrum Menschen dabei helfen könne, den Islam besser zu verstehen. Vor allem könne es mit dem Vorurteil aufräumen, dass es beim Islam nur im Terror und Blutvergießen gehe.

Auch Christen beteiligen sich an der heftigen Diskussion. Bill Keller, Leiter der christlichen Webseite Liveprayer.com, will im September das "9-11 Christian Center" am Ground Zero eröffnen – als christliche Antwort auf die Moschee. Statt nur einmalig dagegen zu demonstrieren, müsse man nachhaltiger gegen die Moschee eintreten, ist Keller überzeugt. Er wolle einen Ort schaffen, an dem Menschen zum Beten kommen und Frieden finden. Kellers "9-11 Christian Center" soll ab dem 5. September jeden Sonntag Gottesdienste abhalten.

Der Autor der Autobiographie "Sohn der Hamas", Mosab Hassan Yousef, äußerte sich ebenfalls skeptisch zu den Moschee-Plänen. Yousefs Vater ist Mitbegründer der radikal-islamischen Gruppe Hamas, doch Yousef bekehrte sich zum christlichen Glauben und ist nun einer der stärksten Kritiker des Islam. "Warum haben sie sich genau diesen Ort ausgesucht?", fragte Yousef, der mittlerweile in Kalifornien lebt, laut einem Bericht der "Christian Post". "Weil der Bedarf an einer 100 Millionen Dollar teuren Moschee so groß ist? Weil Park Place 45-47 der letzte verbliebene Platz für eine Moschee in Manhattan ist? Nein, sondern weil es eine mächtige politische und religiöse Proklamation ist." (pro)

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