Über 37 Prozent der Schweizer Fernsehzuschauer hatten am Samstag für das musikalische Sextett gestimmt und damit deren Qualifikation für den "Eurovision Song Contest" (ESC) gesichert. Die Heilsarmee dürfe allerdings nur ohne ihre Uniform und unter anderem Namen auftreten, teilten die Veranstalter der European Broadcasting Union (EBU) am Dienstag mit. Sie verwiesen auf das Reglement über die Zulassung zum ESC.
"Name und Uniform gehören zu unserer Identität"
"Wir haben erst gestern vom Schweizer Fernsehen von diesen Auflagen erfahren und sollen nun eine rasche Entscheidung treffen. Vorher wussten wir von diesen Auflagen nichts", sagt Gabrielle Keller von der Schweizer Heilsarmee gegenüber pro. Stein des Anstoßes für die EBU ist, dass die Heilsarmee sich mit ihrer Uniform sichtbar zum christlichen Glauben bekenne. Das Reglement verbiete es, dass der Eurovisions-Auftritt zu Werbezwecken benutzt werde, zitiert die Evangelische Nachrichtenagentur idea den EBU-Kommunikationsdirektor Jarmo Siim.
"Der Name und die Uniform tragen unmittelbar zu unserer Identität bei und sind unser Bekenntnis", erklärt Keller weiter. Deswegen wolle die Heilsarmee sich treu bleiben und sich nicht verrenken. "Wir sind weder politisch noch kommerziell unterwegs", ergänzt sie. "Wir hoffen, dass wir gemeinsam einen Weg finden, der für beide Seiten passt. Aber unter Zeitdruck lassen wir uns dabei nicht setzen." Der Ball liege jetzt wieder im Feld der EBU.
Mit einer Entscheidung vor Weihnachten rechnet Keller nicht mehr. Sie ärgere sich aber darüber, dass alle anderen Bands und Gruppen ihre Ausstattung auch selbst bestimmen dürfen. Die eigene Darbietung sei ein Gesamtpaket und auch als solches zum Sieger erkoren worden, heißt es in der Stellungnahme.
Über eine gemeinsame Lösung nachdenken
Auch das Schweizer Fernsehen zeigt sich irritiert über die Entwicklungen: Das Lied der Band sei von der EBU im Vorfeld als "reglementskonform" bezeichnet worden, betonte SRF-Sprecherin Eva Wismer am Dienstag im Gespräch mit der Schweizer Nachrichtenagentur sda. Dass zentrale Elemente ihres Auftritts plötzlich nicht mehr zugelassen sein sollen, irritiert auch sie. Gemeinsam mit der Heilsarmee wolle man jetzt nach einer Lösung suchen.
Die Heilsarmee wurde 1865 von dem englischen Methodisten-Pastor William Booth gegründet und ist in 126 Ländern tätig. Sie engagiert sich vor allem im sozialen Bereich. Die Heilsarmee in der Schweiz ist auch für Österreich und Ungarn zuständig und hat dort rund 5.000 Mitglieder. Die Schweiz tritt in einem der beiden Halbfinales am 14. und 16. Mai an. Das Finale findet dann am 18. Mai in schwedischen Malmö statt. (pro)