Streit um christliche Werbung beim „Super Bowl“

Am kommenden Sonntag findet wieder das größte Sport- und vor allem Fernsehereignis in den USA statt: der "Super Bowl", das Finale der American-Football-Profiliga. In diesem Jahr sorgen zwei Werbespots für Diskussionen: der eine, von Christen, wurde vom TV-Sender CBS akzeptiert, ein anderer, von Homosexuellen, wurde abgelehnt.
Von PRO
Der Super Bowl ist die amerikanische Großveranstaltung schlechthin. Über 100 Millionen Zuschauer schalten ein, wenn das Football-Finale live übertragen wird. Legendär sind die eigens für diesen Abend produzierten, besonders kreativen Werbefilme, die in den Pausen gezeigt werden. Eine Umfrage des US-Marktforschers Nielsen ergab sogar, dass 51 Prozent der Fernsehzuschauer an der Werbung mehr Gefallen finden als am Spiel selbst. Die Preise für einen Spot in den Werbepausen sind zwar in diesem Jahr leicht gefallen, dennoch kosten 30 Sekunden immer noch zwischen 1,72 und 1,93 Millionen Euro.

Auch die evangelikal-christliche Vereinigung "Focus on the Family" hat sich dieses Jahr die Zeit für einen 30-sekündigen Spot gesichert. Die Organisation setzt sich für den Wert der Familie ein, ist gegen Abtreibung, Pornographie und Homosexualität und rät vom außerehelichen Geschlechtsverkehr ab. Wenn am Sonntag in Miami die "Indianapolis Colts" gegen die "New Orleans Saints" antreten, werden die Fernsehzuschauer bald nach dem Startpfiff neben typischen Werbespots für Bier und Schokoriegel einen Film sehen, der eine deutliche Aussage gegen Abtreibung macht.

Football-Star mit Bibelversen im Gesicht

Der kurze Film ist noch nicht veröffentlicht, doch klar ist bereits, dass die evangelikale Christin Pam Tebow von ihrem Sohn erzählen wird, den sie 1987 fast abgetrieben hätte. Der Clou des Spots: ihr Sohn ist Tim Tebow, der neue Shootingstar des American Football. Der 22-Jährige gilt als überragendes Talent und wurde mit Ehrungen bereits überhäuft. Der 110 Kilogramm schwere und 1,92 Meter große Kraftprotz spielt derzeit als Quarterback bei den Florida Gators, wird jedoch wahrscheinlich schon bald von einem der großen Teams eingekauft.

Tim Tebow wurde in Manila auf den Philippinen geboren. Dort arbeiteten seine Eltern als Missionare. In der Schwangerschaft litt seine Mutter an einer Infektion, und wegen der Medikamente gab es eine vorzeitige Plazentalösung beim Fötus. Der Arzt empfahl Frau Tebow eine Abtreibung, um ihr Leben zu retten. Doch Pam entschied sich dagegen und brachte Tim gesund zur Welt.

Tim selbst macht heute bei Spielen gerne auf seinen tiefen Glauben aufmerksam. So malt er sich zusätzlich zur dunklen Bemalung unter den Augen Bibelverse ins Gesicht, etwa "John 3,16" oder  "Ephesians 2, 8-10". Tim wurde zu Hause von den Eltern unterrichtet. Er setzt sich für die Aktion "Kein Sex vor der Ehe" ein. In einem Interview im Sommer erklärte er, dass er sich den ersten Sex für die Ehe aufhebe.

Jeder zweite Amerikaner gegen Abtreibung

Wie "Spiegel Online" berichtet, gab es Proteste in den USA gegen den Spot. Stephanie Wolf von der Frauenrechtsorganisation "Women’s Media Center" etwa monierte: "Hier wird suggeriert, dass eine Frau, die abtreiben lässt, der Nation einen Star-Footballspieler raubt. Das ist völlig surreal." CBS müsse wieder zur bisherigen Haltung zurückkommen, keine Beiträge zu "kontroversen Themen" zu zeigen. Der Werbespot könne im Land wie ein Spaltpilz wirken, so Wolf.

Eine Sprecherin von CBS sagte laut dem Hamburger Magazin, der Sender habe sich bereits im Laufe des letzten Jahres "umorientiert". "Wir haben schon während der Hauptsendezeit Beiträge von Gruppen ausgestrahlt, die eine bestimmte Agenda vertreten", so die Sprecherin. Nun werde es eben auch im Endspiel der Football-Meisterschaft gemacht. "Wir denken, der Zuschauer ist klug genug, sich eine eigene Meinung zu bilden."

Für das deutsche Magazin "Spiegel Online" sind die Menschen, die gegen Abtreibung sind, "Fundamentalisten", in den USA wäre dann jedoch jeder Zweite so ein "Fundamentalist", denn 51 Prozent sind gegen Abtreibung und zählen sich zu den so genannten "Pro-Life"-Anhängern. Das ergab erst im Sommer eine Gallup-Erhebung. Nur 42 Prozent dagegen sehen sich auf der Seite der "Pro-Choice"-Bewegung, plädieren also für die freie Wahl der Frau auf Abtreibung. Damit sprach sich erstmals seit 1995 eine Mehrheit der Befragten gegen das Recht auf Abtreibung aus.

Präsident Barack Obama hatte nicht unbedingt die Mehrheit im Land hinter sich, als er kurz nach seinem Amtsantritt eine Anordnung unterzeichnete, mit der eine bisherige Richtlinie aufgehoben wurde. Diese untersagte die Zuwendung von öffentlichen Mitteln an internationale Organisationen, die Abtreibungen vornehmen oder darüber informieren. Obamas Gesundheitsreform sieht zudem die Legalisierung der Abtreibung auf Bundesebene vor.

Kein Spot für Schwulen-Portal

CBS lehnte am vergangenen Freitag einen anderen Werbespot ab. Die erst vor kurzem gegründete Dating-Seite für Schwule, Mancrunch.com, wollte ebenfalls 30 Sekunden Werbezeit kaufen. In dem einfach gestalteten Spot, der auf Youtube zu sehen ist, sind zwei Männer, die sich beim Fernsehen näherkommen und sich dann schließlich stürmisch küssen. Der Spot entspreche nicht "dem Standard für den Spielsonntag", teilte CBS mit. Außerdem habe man Probleme gehabt, die Zahlungsfähigkeit des Start-Up-Unternehmens zu überprüfen.

Die "Allianz Schwuler und Lesben gegen Diffamierung", GLAAD ("Gay & Lesbian Alliance Against Defamation"), protestierte dagegen, dass einerseits ein Spot gegen Abtreibung gezeigt werde, eine Werbung für ein schwules Online-Portal jedoch nicht. Laut dem "Media Life Magazine" sagte der Vorsitzende von GLAAD, Jarrett Barrios: "CBS hat ein Problem, wenn sie zur gleichen Zeit die Werbung einer schwulendfeindlichen Gruppe wie ‚Focus on the Familiy‘ erlauben." CBS wollte die Vorwürfe nicht kommentieren. (pro)
https://www.pro-medienmagazin.de/fernsehen.html?&news[action]=detail&news[id]=382
http://www.youtube.com/watch?v=5MQWFiIrBLA
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