Streit um ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann

Die geplante Auszeichnung der ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis sorgt für Kontroversen. Die „Welt“ wirft ihr Einseitigkeit und Befangenheit gegenüber Israel in ihrer Nahost-Berichterstattung vor.
Von Norbert Schäfer
Sophie von der Tann

Sophie von der Tann hat als ARD-Korrespondentin im Studio Tel Aviv vom ersten Tag an über den Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 auf Israel und den anschließenden Krieg des Landes gegen die Terror-Miliz berichtet. Für ihre journalistische Arbeit soll von der Tann mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis 2025 ausgezeichnet werden. Nun wird Kritik laut.

Die „Welt“ spricht im Zusammenhang mit der Vergabe des renommierten Journalistenpreises an die ARD-Korrespondentin am Freitag davon, dass „ihre Berichterstattung oft durch Einseitigkeit auffalle“. Unter dem Titel „Die Auffälligkeiten in der Berichterstattung der Sophie von der Tann“ wirft die Zeitung der Journalistin gar „Befangenheit gegenüber Israel“ und „Tatsachenbehauptungen ohne Distanzierung“ vor.

In einer Pressemitteilung zur Preisverleihung vom Donnerstag nennt der WDR von der Tann „eine krisenfeste und unerschrockene Korrespondentin, die sich nicht scheut, Dinge beim Namen zu nennen“. Und weiter: „Wenn es um die Massaker der Hamas und ihre Terror-Herrschaft in Gaza geht, fällt das nicht schwer. Wenn eine deutsche Korrespondentin auch kritisch über Israels Politik und Kriegsführung berichtet, macht das schon eher Probleme.“

Als die Terror-Miliz ihren bestialischen Angriff auf jüdische Siedlungen durchführte, habe von der Tann „von einem Augenblick zum nächsten […] in einem der massivsten Waffengänge der Geschichte des Heiligen Landes an der Berichterstattungsfront“ gestanden.

Prosor: „Dämonisierung Israels“

Die Jury erkenne in von der Tann „eine herausragende Journalistin, die in einer Extremsituation zuverlässig erstklassige Arbeit liefert, die – gestützt auf ihre Kenntnis der Sprachen und Kulturen des Landes – den Menschen und ihren Schicksalen nahe ist, ohne dazuzugehören, cool – aber nicht kalt.“

Israels Botschafter Ron Prosor sieht das offenbar anders und hat die Vergabe des Journalistenpreises an von der Tann am Donnerstag kritisiert. Prosor sprach gegenüber der „Welt“ davon, dass die „Dämonisierung Israels heute der schnellste und bequemste Weg zu einem Medienpreis“ sei. „Schon am 7. Oktober verharmloste sie die Mörder der Hamas als ‚militante Palästinenser‘“, zitiert die Zeitung Israels Botschafter.

Die „Welt“ bemängelt am Freitag, dass sich von der Tann in der Berichterstattung nur von Informationen israelischer Quellen distanziert habe und will darin keinen „Ausrutscher“ sondern ein „wiederholtes Muster“ in der ARD-Berichterstattung erkennen. Die Zeitung verweist als Beleg auf eine Video-Dokumentation der Journalistin Sarah Maria Sander. Die liste reihenweise auf, „wie die ARD sich höchst kritisch bis hin zum Genozid-Vorwurf mit Israel auseinandersetzt – und andererseits Hamas-Stellen ohne Quellenkritik Glauben schenkt“. Zudem bemängelt die Zeitung, dass in der ARD-Berichterstattung die „offen israelfeindlichen Haltungen von UN-Stellen“ nicht erwähnt würden.

Der Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis würdigt nach Angaben der Veranstalter „herausragende Leistungen des kritischen Fernsehjournalismus“. Die Preisverleihung findet am 4. Dezember im Funkhaus des WDR in Köln statt. In diesem Jahr feiert der Preis sein 30-jähriges Jubiläum.

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