Strasser in „WamS“: „Jeder Mensch ist religiös“

„Jeder Mensch ist religiös“ – Unter diesem Titel kritisiert der österreichische Philosoph und Professor an der Universität Graz, Peter Strasser, den so genannten „Neuen Atheismus“ von Richard Dawkins. Denn ohne Bezug auf das Absolute und auf Transzendenz verliere die menschliche Existenz ihren Sinn.
Von PRO

Das schreibt Peter Strasser in der aktuellen Ausgabe der „Welt am Sonntag“. In einem Kommentar befasst sich der Professor am Institut für Rechtsphilosophie, Rechtssoziologie und Rechtsinformatik der Universität Graz mit den Vorstellungen von Atheisten, die jegliche Religion und Glauben ad absurdum führen wollen. Jedoch sei „für viele Menschen, und zwar auch solche, die gar nicht gläubig sind, (…) die Vorstellung einer Gesellschaft ohne Religion an sich trostlos“, so Strasser. „Denn zweifellos sind viele Institutionen, Erfahrungsweisen und Gefühle unseres Alltags ohne religiösen Hintergrund nicht denkbar. Wer schon einmal Trauergast beim Begräbnis eines Menschen war, der sich auf seinem letzten Weg jede Einmischung der Religion verbeten hatte, kennt das peinsame Vor-sich-Hinschauen, das Von-einem-Fuß-auf-den-anderen-Treten“, meint der Philosoph.

Auch Atheisten „blinzeln“

Mit einem Zitat aus Friedrich Nietzsches „Also sprach Zarathustra“ schreibt Strasser zudem, dass auch Atheisten vor religiösen Fragen „binzeln“, wodurch diese sich vor Glaubensthemen zu schützen suchten. „Das Blinzeln der letzten Menschen bei Nietzsche ist ein verräterisches Zeichen. Als ob sie sich ständig vor dem Licht einer Sonne schützen wollten, von der sie behaupten, ihre Strahlen könnten ihnen nicht mehr gefährlich werden! Dieses Dauergeblinzle ist am ehesten entschlüsselbar als die Vorspiegelung von Gelassenheit: als eine Schutzmaßnahme gegen ebenjenen Sinn fürs Religiöse, der Nietzsches letztem Menschen in seinem kleinen Glück angeblich völlig fremd geworden ist.“

Strasser weiter: „Kurz, Nietzsches letzter Mensch ist Dawkins‘ Mensch, ein ‚Bright’, doch nicht ganz und gar: Denn er blinzelt. Würde er aufhören zu blinzeln, so hätte er aufgehört, Mensch zu sein – erst dann wäre er wirklich ‚durchgehend säkularisiert’.“

Peter Srasser ist Autor zahlreicher Bücher, auch zu religiösen Themen. Soeben erschien sein Buch „Warum überhaupt Religion?“ bei Wilhelm Fink.

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