„Stern“-Umfrage: Katholische Kirche verliert Vertrauen

Die Missbrauchsfälle innerhalb der katholischen Kirche und ihr Umgang mit dem Skandal bleiben nicht folgenlos. Die Bürger entziehen der katholischen Kirche und dem Papst ihr Vertrauen. Das ergab eine "Forsa"-Studie im Auftrag des "Stern".
Von PRO

Das Vertrauen der Deutschen in die katholische Kirche und den Papst ist aufgrund der sexuellen Missbrauchsfälle extrem eingebrochen. Nach Angaben des "Stern" vertrauen lediglich 17 Prozent der Deutschen der katholischen Kirche, 24 Prozent vertrauen dem Papst. Noch vor sechs Wochen hatten 29 Prozent der Kirche und 38 Prozent dem Papst vertraut. Selbst unter den Katholiken fiel das Ergebnis nicht besser aus. Bei ihnen sank das Vertrauen in den Papst seit Ende Januar von 62 auf 39 Prozent. Die Kirche mit Sitz in Rom verzeichnet eine Vertrauenseinbuße von 54 auf 32 Prozent.

Kaum Vertrauenseinbrüche bei Protestanten

Im Gegensatz dazu scheint die evangelische Kirche den Rücktritt ihrer Ratsvorsitzenden Margot Käßmann nahezu unbeschadet überstanden zu haben. Das Vertrauen der Deutschen sank von Ende Januar bis März lediglich von 44 auf 42 Prozent.

Die Frage ist nun, ob sich diese Vertrauenseinbußen in einem Massenaustritt der Kirchenmitglieder niederschlagen werden. Ernst Rutz, Sprecher der katholischen Kirche des Kantons Zürich geht davon aus, dass die große Austrittswelle erst noch kommen werde. Gegenüber der "Baseler Zeitung" sagte er, dass die Kirche aus den Missbrauchsvorfällen einen "enormen Image-Schaden" davon trage. Anders sieht das Edi Wigger, Synodalverwalter der römisch-katholischen Kirche des Kantons Luzern. Auch wenn man davon ausgehen könne, dass die Austritte zunehmen werden, ginge es den meisten vor allem um das Geld. "Die Lage wird sich nicht dramatisch verschlimmern", fügt er hinzu. Die Gläubigen wüssten, dass die schockierenden Vorfälle nicht auf die ganze Kirche umgemünzt werden dürfen.

Auch in Deutschland geht man davon aus, dass die Austritte andere Ursachen haben. Hauptursache für die Austritte sei die vermeintlich zu hohe Kirchensteuer, sagte Peter Weidemann, Sprecher des Bistums Erfurt gegenüber der "Thüringischen Landeszeitung". Eine Abkehr von der Kirche oder gar vom Glauben sei keine Alternative, fügte er hinzu. Stattdessen werde in den Gemeinden heftig diskutiert.

Viel Diskussion löste auch der Beitrag des "Stern" über die Ergebnisse der "Forsa"-Studie online aus. Auf der Homepage des "Stern" machten Leser in einer ins Unsachliche abgleitenden Diskussion ihrem Unmut über die katholische Kirche Luft. Daraufhin beschloss der Administrator bestimmte Beiträge zu löschen und weitere Kommentare zu verhindern. Wer mit Begriffen wie "kriminelle Vereinigung" oder "Karnevalsverein Vatikan" diskutiere, argumentiere ohne Fakten, hieß es. (pro)

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