„Stern“: Kinder sind zur Randgruppe geworden

Mit der Titelgeschichte "Störfaktor Kind" zeigt der "Stern" in seiner aktuellen Ausgabe: Kinder sind in Deutschland nicht nur selten, sondern auch zu einer Randgruppe geworden. Durch das Sinken der Kinderzahl finden die Jüngsten immer weniger Beachtung.

Von PRO

Das rumpelnde Bobby-Car stört. In den Büschen darf nicht gespielt werden. Ein Kindergarten in der Nachbarschaft mindert den Grundstückswert. All das ist laut "Stern" Realität in Deutschland. Wir lebten in einer Gesellschaft, "in der Kinder wahlweise als Rarität bestaunt oder als Störfall beargwöhnt werden", heißt es da, und weiter: "Je weniger Kinder geboren werden, je schneller die Bevölkerung altert, desto stärker werden die Bedürfnisse von Kindern missachtet."

In Großstädten wie München wohnten in nur 16 von hundert Haushalten Kinder. Jeder fünfte Deutsche sei älter als 65 Jahre. Mehr Geburten als Todesfälle habe es zuletzt 1971 gegeben. Die Zahl der Sechs- bis Neunjährigen werde bis 2025 bundesweit um 14 Prozent sinken. Weil die Gesellschaft verlerne, mit Kindern umzugehen, hätten Mütter wie Rica Shoshana es zunehmend schwer. Erst nachdem sie 200 Wohnungen gesichtet hatte, fand ihre siebenköpfige Familie in München ein Zuhause, in dem Kinder nicht unerwünscht waren. Das aber ist überteuert und im Grunde zu klein. Nun suchen die Eltern erneut nach Wohnraum.

Deutsche sind überzeugte Kinderlose

"Im Vergleich zu anderen Ländern gibt es bei uns eine auffallend große Gruppe überzeugter Kinderloser", zitiert der "Stern" Renate Köcher vom Institut für Demoskopie Allensbach. Ein Drittel der Kinderlosen wolle grundsätzlich keinen Nachwuchs. Die häufigste Begründung: "finanzielle Einbußen". Eine Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung verrät: Nur die Hälfte der Deutschen empfindet das Leben mit Kindern als bereichernd.

Das zeigt sich im Leben der Kleinsten: 320.000 Krippenplätze und Zehntausende Erzieher fehlen laut "Stern" in den kommenden Jahren in Deutschland. Jedes dritte Kind wohne in Verhältnissen ohne ausreichende Spielmöglichkeiten. "Kein Wald, keine Wiese, kein Platz zum Toben", schreibt der "Stern". "Wer heute ein Haus baut, muss vielleicht Stellflächen für Autos nachweisen – Spielflächen nicht. Den meisten Platz haben Kinder heute im Internet. Dort machen sie keinen Krach. Dort stören sie keinen." (pro)

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