Noch in diesem Jahr könnte der Deutsche Bundestag sich mit dem Thema Sterbehilfe auseinandersetzen. Das hat Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) erklärt. Auch beim Talk von Günther Jauch sprachen Prominente aus Politik, Medizin, Medien und Kirche über das Sterben auf Verlangen.
Von PRO
Foto: Thomas Oser|Fotolia
Noch in diesem Jahr könnte der Bundestag ein Gesetz zum Sterben auf Verlangen verabschieden
In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sprach Gröhe sich erneut gegen jede Form systematischer Sterbhilfe aus: „Meine Überzeugung ist, dass nicht nur die erwerbsmäßige – also ein besonders verwerfliches Geschäftemachen mit der Lebensnot von Menschen –, sondern jede Form der organisierten Selbsttötungshilfe verboten werden muss. Schwerstkranke und sterbende Menschen brauchen in ihrer letzten Lebensphase liebevolle Zuwendung und bestmögliche Pflege.“ Er hält es für möglich, dass der Bundestag noch in diesem Jahr über ein neues Gesetz abstimmt. Bisher ist die Beihilfe zum Suizid in der Bundesrepublik nicht gesetzlich geregelt. Die Fraktionsdisziplin soll, wenn es nach Gröhe und Justizminister Heiko Maas (SPD) geht, bei der politischen Debatte aufgehoben und jeder Abgeordnete nur seinem eigenen Gewissen verpflichtet sein.
Gröhe reagierte in dem Interview auch auf eine Erhebung, nach der zwei Drittel der Deutschen sich wünschen, im Falle des Falles auf Sterbehilfe zurückgreifen zu können. „Aus den Umfragen spricht natürlich auch die Angst, den Angehörigen zur Last zu fallen. Aber wollen wir in unserer Gesellschaft den Gedanken fördern, menschliches Leben falle anderen zur Last? Gilt das dann auch für behindertes Leben? Ich will das nicht.“ Die Frage nach einem Verbot der Sterbehilfe tangiere die gesamte Werteordnung der Bundesrepublik, sagte Gröhe.
Notausgang für jeden
Auch in der ARD-Talkshow von Günther Jauch am Sonntagabend ging es um dieses Thema. Der Moderator präsentierte eine weitere Umfrage des Instituts Infratest dimap, nach der 69 Prozent der Deutschen finden, Ärzten sollte Sterbehilfe bei schwer Erkrankten mit bergenzter Lebenserwartung erlaubt werden. 10 Prozent sind der Meinung, dies sollte bei allen Sterbewilligen praktikabel sein. 18 Prozent wünschen sich ein komplettes Verbot. Diese Position vertrat auch der ehemalige SPD-Vorsitzender Franz Müntefering und verwies auf die Möglichkeiten der Palliativmedizin. „Jedes Leben ist wertvoll“, sagte er. Die Würde des Menschen stehe jedem zu, auch dem, der sich nicht mehr um sich selbst kümmern könne. Zur Freiheit gehöre auch die Solidarität mit jenen, die nicht mehr für sich selbst sorgen können oder Gebrechen haben.
Ganz anders sieht das der ehemalige MDR-Intendant Udo Reiter. Müntefering hatte sich mit ihm bereits in der Süddeutschen Zeitung einen Schlagabtausch zum Thema geliefert. Bei Jauch erklärte Reiter: „In einer freien und selbstbestimmten Gesellschaft sollte ein Mensch das Recht haben, zu sagen, nein danke, das will ich nicht, es ist genug, ich möchte mein Leben auf eine würdige und schmerzfreie Art beenden.“ Einen solchen „Notausgang“ möchte er jedem bereitgestellt sehen, egal ob jung oder alt. Für ihn ist Selbstbestimmung ein Menschenrecht, das jedem zusteht.
„Das Leben wird uns geschenkt“
Dem widersprach die evangelische Pfarrerin Petra Bahr. Würde sei nicht aus dem Menschen selbst heraus produzierbar. „Das Leben wird uns geschenkt“, erklärte sie, und weiter: „Wir haben den Tod nicht in der Hand.“ Der moderne Mensch versuche, die „Provokation“ des Sterbens zu kontrollieren. „Nichts scheint uns mehr zu provozieren, als gepflegt werden zu müssen“. Propagiert werde ein „Ideal des fitten Menschenkörpers“.
Zu Gast war auch der Mediziner und Sterbehelfer Uwe-Christian Arnold. Er mache die Erfahrung, dass es vielen Patienten schon genüge, zu wissen, dass sie die Möglichkeit der Sterbehilfe in Anspruch nehmen können. Nicht selten nähmen jene, die ihn zuvor darum gebeten hätten, dies dann gar nicht wahr. Er sprach von einer „sehr sehr schweren Aufgabe“, die Sterbehelfer hätten, wünschte sich aber auch, dass der Wunsch der Bevölkerung nach einer Erlaubnis der Suizid-Beihilfe akzeptiert werde. (pro)
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