Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hat sich vor Studenten in Tunesien zu seinem christlichen Glauben bekannt. Er warnte davor, Religion politisch zu missbrauchen.
Von PRO
6. Februar 2015
Foto: pro
Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat in Tunesien über die Bedeutung der Religion für die Demokratie gesprochen und dabei seinen eigenen Glauben bekannt
In einer Rede vor 500 Studenten der El-Manar-Universität in Tunesiens Hauptstadt Tunis sagte Steinmeier Ende Januar: „Ich bin Christ und bin in der protestantischen Kirche aktiv. Natürlich hat mein Christsein mit meinem Handeln in der Gesellschaft zu tun: Meine Religion gebe ich nicht an der Garderobe ab, wenn ich morgens ins Büro gehe.“ Sein Glaube inspiriere das, was er tue, sagte Steinmeier. Aber der dürfe nicht selbst „zum Gegenstand der Politik“ oder „zur Waffe gegen Andersgläubige“ werden.
Die Wochenzeitung Die Zeit hat in ihrer aktuellen Ausgabe Auszüge der Rede abgedruckt. Steinmeier betonte, dass Religion gut sein könne für eine Gesellschaft, sofern sie niemanden ausgrenze. Sie müsse für „das Wohl des ganzen Stadtteils“ da sein. Demokratie brauche einen ethischen Nährboden. Dabei könne Religion helfen. Der Minister zitierte mehrfach die Aufforderung aus dem Ersten Petrusbrief: „Ehret jedermann.“ Dies gelte nicht nur gegenüber Christen. Auch Muslime gingen davon aus, dass Gott die Menschen verschieden geschaffen habe. In „dieser Vielfalt haben wir einander zu achten“.
„Demokratie und Islam passen zusammen“
Steinmeier warnte davor, in einer krisengeschüttelten Zeit einfache Antworten auf Fragen finden zu wollen. „Die gibt es nicht.“ Vor allem dürfe man nicht mit Hilfe der Religion Feindbilder aufbauen. Damit spielte er nicht nur auf islamistische Gewaltaufrufe an, sondern auch auf muslimfeindliche Parolen „in Dresden“. Die Mehrheit der Deutschen sei der Meinung, der Islam passe nicht in die westliche Welt. Das liege auch an der arabischen Welt selbst, die das Gegenteil noch nicht unter Beweis gestellt habe. Die Menschen in Europa kennten „aus dieser Region meist nur Bilder von Kriegen und Konflikten“. Dennoch widersprach Steinmeier der Mehrheitsauffassung seiner Landsleute: „Es gibt eine Demokratie, die dem Islam Raum gibt. Und es gibt einen Islam, der der Demokratie Raum gibt!“
An seine tunesischen Zuhörer gerichtet sagte Steinmeier, das Land müsse nach dem Arabischen Frühling nun beweisen, dass dort „jeder frei leben kann – als guter Demokrat und als guter Muslim!“ Demokratie und Zivilgesellschaft seien die Voraussetzung für Sicherheit. „Nur wer sich in der Mitte der Demokratie aufgehoben fühlt, ist immun gegen die Lockrufe der Radikalen.“ (pro)
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