In einer Festrede zum 80. Geburtstag der „Süddeutschen Zeitung“ hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eine „mediale Dauerapokalypse“ beklagt. Diese raube Kraft, Mut und Zuversicht und sei Gift für das Miteinander. Der Kampf um Klicks in den sozialen Medien, ein rüpelhafter Ton, Empörungswellen und der „tägliche Wettbewerb um größtmögliche Skandalisierung des Banalen“ könnten das Bedürfnis nach Orientierung in einer von Krisen und Veränderungen geprägten Welt nicht erfüllen. Sie führten eher dazu, dass Menschen sich erschöpft und ohnmächtig fühlten.
Deshalb brauche es einen freien und verantwortungsvollen Journalismus „auf allen Kanälen“, betonte Steinmeier. Dieser Journalismus informiere sachlich und wahrheitsgetreu über die Vielfalt und Widersprüche der Welt und sei sich seiner eigenen Fehlbarkeit und Grenzen bewusst. Er wünsche sich einen Journalismus, der den Mut habe, zu differenzieren, und der „über soziale, emotionale und praktische Intelligenz“ verfüge. Zudem sollten journalistische Medien sich durch Sprache und Themenauswahl von der „digitalen Dauererregung“ unterscheiden.
Steinmeier sieht es ebenso als Aufgabe von Journalisten an, aufzuzeigen, wie Probleme gelöst werden können. Auch sollten sie über positive Entwicklungen berichten – „Tatsachen, die gute Laune und Lust auf Zukunft machen“. Bürger sollten sich anhand der Berichterstattung ein fundiertes Urteil bilden und demokratische Entscheidungen treffen können. Soziale Medien und Künstliche Intelligenz könnten einen solchen Journalismus nicht ersetzen.