Starzeichner entwirft Bibelcomic

In den 60er Jahren wurde er durch seine gewaltverherrlichenden Cartoons bekannt – nun hat Robert Crumb die Schöpfung illustriert. Sein Comicbuch "Genesis" erscheint Ende Oktober im Carlsen-Verlag.

Von PRO

"Aufsicht durch Erwachsene erforderlich", steht
auf dem Buchdeckel der amerikanischen "Genesis"-Ausgabe von Robert
Crumb. Er habe keinen Comic für Kinder machen wollen, sagte der Starzeichner
der Zeitung "The New Yorker". Für ihn ist die biblische Geschichte
alles andere, als Stoff für Gutenachtgeschichten. Obwohl er das Christentum und
seine Schrift kritisch sieht, hat er sich an die Illustration des ersten Buch
Mose gewagt – und das ohne die biblische Botschaft ins Lächerliche zu ziehen,
wie er sagt: "Ich habe es einfach nur illustriert". Zwar habe er
zunächst eine Satire geplant, die Geschichte erschien ihm dann aber von jeher so
"bizarr", dass er sich gegen einen Karikaturstil entschieden habe.

Von Gewalt und Frauenfeindlichkeit zur Bibel

Um das zu verstehen, muss man mehr über Robert Crumb wissen: Der heute 66-Jährige wurde vor allem durch seine gewaltverherrlichenden, frauenverachtenden, manchmal sogar gotteslästerlichen Zeichnungen bekannt. Als "Underground-Comiczeichner" zog er in den 60er Jahren nach San Francisco, die Hochburg der Hippie-Bewegung. Er wollte Comics machen, die anders sind, als die damals so populären Walt-Disney oder Marvel-Cartoons. So entstand etwa seine in Deutschland bis heute wohl bekannteste Figur: Fritz the Cat, ein arbeitsscheuer und drogensüchtiger Kater.

Nun stellte Crumb in Paris sein neustes Werk vor. Dazu erklärte er der Zeitung "Frankfurter Rundschau": "Die Arbeit am Genesis-Projekt hat mich weder intellektuell noch spirituell verändert. Für mich ist die Bibel nicht das Wort Gottes oder ein heiliger, sondern eher ein mythischer Text, allerdings einer, der sehr bildmächtig ist. Mich haben vor allem diese Bilder interessiert." In Bezug auf seine Hippie-Vergangenheit sagte er:  "Ich liefere keine LSD-Version der Bibel." Dennoch wundere er sich, warum Menschen noch heute an die Schrift glaubten. Die Bibel, so meint er, sei eigentlich lächerlich und ein Mythos.

Vom Katholizismus abgewandt

Vier Jahre investierte Crumb in die Arbeit an seiner "Genesis"-Version. Er las verschiedene Bibelübersetzungen, auch feministische. Dabei ist der Zeichner mit dem biblischen Stoff von jeher vertraut: Er entstammt einem katholischen Elternhaus, lernte in seiner Jugend viel über die Bibel. Als er erwachsen wurde, setzte er sich selbst noch einmal mit der Bibel auseinander – und ließ den Glauben hinter sich. Heute hält er das Alte Testament laut "New Yorker" für "ein Stück patriarchaler Propaganda".

Am 23. Oktober erscheint sein Bibelcomic auch auf deutsch. Der Carlsen-Verlag bringt das Buch als "Graphic-Novel" heraus, also als illustrierten Roman. Er wird 228 Seiten umfassen und 29,90 Euro kosten. (PRO)

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