Macht zu viel Christenliebe blind?" schreiben die Eltern der Getöteten in ihrem Blog und zitieren damit eine Frage, die die "Berliner Zeitung" kurz nach dem Bekanntwerden des Todes von Rita und Anita stellte. Während Zeitungen, Funk und Fernsehen dies mehrheitlich bejahten und christliche Missionare als naiv und wahnwitzig darstellten, haben die Angehörigen der Toten eine andere Anwort: "Nein! Christenliebe öffnet den Blick für die Not der Menschen – und das nicht aus dem Fenster eines klimatisierten Büros über den Dächern Berlins mit kaltem Kaffee auf dem Tisch, sondern da, wo Not ist, wo Hilfe benötigt wird, hautnah!"
"Was sie bewirkt haben, bleibt für immer"
Mit einem eigens eingerichteten Blog wollen Rita und Anitas Eltern nun an die Verstorbenen erinnern, aber auch auf die Angriffe der Presse reagieren. "Rita und Anita waren sich sicher, dass es der richtige Weg sei, und keine von ihnen hatte auch nur den geringsten Zweifel daran. Sie waren sehr froh, dass sie dieses Praktikum zusammen machen durften. Sie freuten sich auf die Aufgaben (egal welcher Art) in diesem Krankenhaus, auf die Menschen, auf eine neue Kultur, eine neue Sprache, die sie ganz toll fanden. Am liebsten hätte ich Anita und Rita bis nach Jemen gefahren, denn mit den beiden wurde es nie langweilig", heißt es in einem Eintrag vom 23. August.
Über ihren Umgang mit der negativen Presse schreiben sie: "Alle negativen Berichte der Presse oder Sender sind im Altpapier gelandet. Das, was unsere Lieben in ihrem kurzen Leben bewirkt haben, bleibt in den Herzen und Gedanken von vielen, vielen Menschen für immer." Fotogalerien und Lebensläufe der beiden Christinnen sollen an ihr Leben erinnern. Die Bilder zeigen Anita bei Einsätzen in Afrika. Sie scheinen zu demonstrieren, was ihre Eltern auch im Blog betonen: "Für Anita und Rita ging es nie um die Masse. Der einzelne Mensch war ihnen wichtig."
"Mit dem ‚Zweiten‘ blind sein"
Die Christinnen Rita und Anita waren Ende Mai zu einem Hilfseinsatz in ein jemenitisches Krankenhaus aufgebrochen. Die beiden Mädchen waren am 12. Juni gemeinsam mit vier weiteren Reisenden entführt worden. Die Täter erschossen die beiden Mädchen und eine Koreanerin. Von den übrigen Entführten fehlt bis heute jede Spur. Nach dem Vorfall wurde deutschlandweit Kritik an evangelikalen Missionsgesellschaften laut. Zuletzt berichtete die ZDF-Sendung "Frontal 21" unter dem Titel "Sterben für Jesus – Missionieren als Abenteuer" und verglich dabei Christen mit Islamisten. Zu dieser Berichterstattung heißt es im Blog: "Ob ‚Frontal 21‘ über Urlauber auf Mallorca, die durch Bombenanschläge durch Terroristen gefährdet sind, genauso berichten würde, wie über Rita und Anita? Man kann mit dem Zweiten auch blind sein." (PRO)