„Sprachpanscher“-Preis für die Evangelische Kirche Deutschlands

Wenn zu viele englische Ausdrücke in der deutschen Sprache vorkommen, bekommen viele Liebhaber der deutschen Sprache Zahnschmerzen. Nun haben die Mitglieder des "Vereins Deutsche Sprache" (VDS) auch den Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche Deutschlands, Nikolaus Schneider, ins Visier genommen.
Von PRO
Die Mitglieder des 1997 gegründeten "Vereins Deutscher Sprache" wollen das Deutsche als eigenständige Kultursprache erhalten und fördern. Daher üben sie Kritik, sobald in der Öffentlichkeit zu sehr Anglizismen verwendet werden. "Weekend Flat", "Entertain Comfort" oder "Call & Surf Comfort" – solche Ausdrücke liebt die Deutsche Telekom AG, und die Sprachschützer hassen sie. Deswegen verlieh der Verein mit Sitz in Dortmund dem Vorsitzenden des Telekommunikationsanbieters, René Obermann, dieses Jahr den ersten Preis. Damit bekommt nach Ron Sommer (1998) zum zweiten Mal ein Telekom-Chef die Auszeichnung für das "Sprachpanschen".

Die Auserwählten erhalten eine Urkunde über die Negativ-Auszeichnung per Post zugestellt, erklärte der Sprecher des Vereins, Holger Klatte, gegenüber dem Christlichen Medienmagazin pro. Der Vereinsvorsitzende, der Dortmunder Wirtschaftswissenschaftler Walter Krämer, ärgert sich über englische Sprachimporte der Telekom: "Der Besuch der Netzseiten der Firma ist eine Schocktherapie im Horrorkabinett der deutschen Sprache", so Krämer laut dem VDS. Zu den 34.000 Mitgliedern des Vereins gehören unter anderem Hape Kerkeling, Peter Hahne, Dieter Hallervorden, Reinhard Mey, Nina Ruge, Dieter Wedel, Bastian Sick, Wolf Schneider und Matthias Matussek.

"Worship summer partys" und "LutherActivities"

Auch die Evangelische Kirche in Deutschland erregte das Ärgernis der Sprach-Wächter. Veranstaltungstitel wie "LutherActivities", "Wellness für die Männerseele" oder "marriage weeks" führten dazu, dass die Kirche in diesem Jahr auf Platz drei des Kritik-Preises landete. "In der Evangelischen Kirche gibt es ‚Church nights‘ und ‚worship summer partys’", sagte Klatte gegenüber pro. "Viele Christen haben sich beim Evangelischen Kirchentag über ‚Speed Talking‘ oder ein ‚Godly Play mit Kindern‘ gewundert."

Klatte erklärte weiter, dass die Protestanten bereits bei Bekanntgabe der fünf möglichen Kandidaten Ende Mai auf den Vorwurf reagiert hätten: "Die EKD teilte uns damals mit, dass gerade Präses Schneider eigentlich jemand sei, der stets auf sprachliche Fehlleistungen von Werbeagenturen oder bei kirchlichen Veranstaltungen hinweise und Kritik übe. Deswegen sei er der falsche Kandidat." Doch der Verein betont, dass sich Schneider als Verantwortlicher offenbar nicht ausreichend für den öffentlichen Auftritt eingesetzt habe.

Der "Verein Deutsche Sprache" erhalte jährlich Vorschläge für die Kandidatur des "Sprachpanschers". Daraus wählen die Vereinsmitglieder jene aus, die "am relevantesten erscheinen und wo wir am meisten bewirken können", so Klatte gegenüber pro. "Und ich denke, bei der Evangelischen Kirche würden eine ganze Menge Menschen einen größeren Anteil daran nehmen, wenn sie erführen, dass dort sprachlich einiges im Argen liegt." Klatte freut sich, dass ihr "Sprachpanscher"-Preis Diskussionen über die Sprachverwendung innerhalb eines Unternehmens auslöse, das sei auch bi der Kirche der Fall gewesen.

Auf Platz zwei wählten die 4.764 VDS-Mitglieder, die sich an der Wahl beteiligten, Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU). Sie habe sich ebenfalls durch Anglizismen negativ hervorgetan, etwa durch den "equal pay day", so Krämer. 4.764 Mitglieder des VDS haben sich an der Abstimmung beteiligt. Von ihnen wählten 1.832 René Obermann und die Deutsche Telekom, Bundesfamilienministerin Schröder war für 1.280 die schlimmste "Sprachpanscherin", und den EKD Ratsvorsitzenden wählten 992 Mitglieder. Die weiteren Plätze belegten der Vorsitzende der Deutschen Shell Holding GmbH, Peter Blauwhoff (396 Stimmen) und Frank-Jürgen Weise, Chef der Bundesagentur für Arbeit (264 Stimmen).

Der VDS will die deutsche Sprachgemeinschaft dazu bringen, mehr Verantwortung für ihre Sprache zu übernehmen. Er wirbt nach eigener Aussage für die deutsche Sprache "an den richtigen Stellen in der Politik, in den Medien, in der Wissenschaft". (pro)
http://www.vds-ev.de
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