In Pakistan herrscht nach den Anschlägen am Ostersonntag Sprachlosigkeit. Erzbischof Sebastian Francis Shaw fehlen die Worte, „um die Menschen zu trösten“. Die Christen dort sind verunsichert, weil es zuletzt Hoffnung auf mehr Akzeptanz gab.
In Pakistan herrscht nach den Anschlägen von Ostern große Sprachlosigkeit
In der pakistanischen Metropole Lahore hat sich am Sonntag ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt. Der Angriff galt explizit Christen, wie die Splitterguppe der Taliban kundgab, die sich dazu bekannte. Unter den 70 getöteten Menschen befanden sich viele Frauen und Kinder. „Der Anschlag in Lahore ist ein aktueller trauriger Höhepunkt von häufigen Angriffen auf Christen in Pakistan“, sagte Karin Maria Fenbert, Geschäftsführerin des Hilfswerks „Kirche in Not“, auf Anfrage von pro.
Der Anteil der Christen liegt bei zwei Prozent der 190 Millionen Einwohner. Außer ihnen sind die politischen Gegner der Taliban und religiöse Minderheiten häufig das Ziel von Anschlägen. Fenbert kritisiert, dass die Verfassung zwar volle Religionsfreiheit garantiere, aber trotzdem religiöse Minderheiten nicht als gleichberechtigte Bürger behandele.Der Blasphemie-Paragraf sieht für Schändungen des Korans eine lebenslange Haftstrafe vor. Abschätzige Kommentare über den Propheten Mohammed können zum Tode führen. So war die Pakistanerin Asia Bibi wegen angeblicher Blasphemie inhaftiert und zum Tode verurteilt worden. Zurzeit ist die Vollstreckung der Todesstrafe ausgesetzt. Der Fall wird neu verhandelt. Für Fenbert zeigt dieses Beispiel, „unter welcher ständiger Bedrohung und Furcht die christliche Minderheit in Pakistan leben muss“. Die Katholische Kirche und einzelne Politiker hätten schon Anstrengungen unternommen, eine Änderung des Gesetzes herbeizführen. Ein Politiker sei wegen dieses Ansinnens sogar ermordet worden.
Ständige Bedrohung und Furcht
Der Erzbischof von Lahore, Sebastian Francis Shaw, kümmert sich um Angehörige der Opfer des Oster-Anschlags, beerdigt Tote und leistet Seelsorge. Die Tage vor dem Attentat seien sehr friedlich verlaufen: Nach dem Ostergottesdienst am Sonntag hätten die Menschen gegen 15 Uhr die Kirche sehr glücklich und dankbar verlassen und seien froh gewesen, dass alles so gut gelaufen ist, erinnert er sich gegenüber „Spiegel Online“.
Es sei üblich, dass die Menschen nach den Ostergottesdiensten weiter feierten. Viele hätten dies in dem Park gemacht, in dem sie der Attentäter heimsuchte: Dieser sei ein Ort der Freude, den auch viele Muslime besuchten. Nach dem Attentat wolle der Theologe Ansprechpartner für die Menschen sein, egal, ob Christen oder Muslime. Er fährt fort: „Es ist so unglaublich schwer. Manche haben ihre Kinder, Ehemänner und weitere Verwandte verloren. Uns fehlen die Worte, um sie zu trösten. Ich höre ihnen zu und sage ihnen, dass Menschen in aller Welt an sie denken und für sie beten. Dafür sind wir sehr dankbar.“
Er habe große Anteilnahme erfahren. Angst und Unsicherheit seien ständige Wegbegleiter, auch wenn die Christen „ein Teil Pakistans“ seien: „Aber normalerweise können wir unseren Glauben praktizieren.“ Durch die Anschläge werde die Angst nun aber größer. Aus seiner Sicht war die Lage vor dem Attentat vor allem durch das Gespräch der Religionen miteinander besser geworden. Es sei sein Ziel, den vielen jungen Menschen in Lahore beizubringen, zusammenzuarbeiten, sich „nicht zu hassen, sondern sich als Menschen gegenseitig zu respektieren und zu lieben“.
Ostern als Nationalfeiertag geplant
Laut der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) gab es für das christliche Hochfest besondere Sicherheitsmaßnahmen. Die Attentäter hatten das Ziel wohl gewählt, weil sich in der Nähe des Parks ein christliches Wohnviertel befindet. In vielen einheimischen Medien sei die Religionszugehörigkeit der Opfer aber kaum thematisiert worden.
Brisant an dem Anschlag ist, dass das pakistanische Parlament vor zwei Wochen eine Resolution verabschiedet habe, in der die Regierung Ostern und ein hinduistisches Fest zu Nationalfeiertagen erklären sollte, auch um das Image des Landes international aufzubessern, wie die FAZ berichtete. Auch sei eine gewachsene Gesprächsbereitschaft vorhanden gewesen, um den Missbrauch der Blasphemie-Gesetze einzudämmen. (pro)
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