In der pakistanischen Metropole Lahore hat sich am Sonntag ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt. Der Angriff galt explizit Christen, wie die Splitterguppe der Taliban kundgab, die sich dazu bekannte. Unter den 70 getöteten Menschen befanden sich viele Frauen und Kinder. „Der Anschlag in Lahore ist ein aktueller trauriger Höhepunkt von häufigen Angriffen auf Christen in Pakistan“, sagte Karin Maria Fenbert, Geschäftsführerin des Hilfswerks „Kirche in Not“, auf Anfrage von pro.
Der Anteil der Christen liegt bei zwei Prozent der 190 Millionen Einwohner. Außer ihnen sind die politischen Gegner der Taliban und religiöse Minderheiten häufig das Ziel von Anschlägen. Fenbert kritisiert, dass die Verfassung zwar volle Religionsfreiheit garantiere, aber trotzdem religiöse Minderheiten nicht als gleichberechtigte Bürger behandele.Der Blasphemie-Paragraf sieht für Schändungen des Korans eine lebenslange Haftstrafe vor. Abschätzige Kommentare über den Propheten Mohammed können zum Tode führen. So war die Pakistanerin Asia Bibi wegen angeblicher Blasphemie inhaftiert und zum Tode verurteilt worden. Zurzeit ist die Vollstreckung der Todesstrafe ausgesetzt. Der Fall wird neu verhandelt. Für Fenbert zeigt dieses Beispiel, „unter welcher ständiger Bedrohung und Furcht die christliche Minderheit in Pakistan leben muss“. Die Katholische Kirche und einzelne Politiker hätten schon Anstrengungen unternommen, eine Änderung des Gesetzes herbeizführen. Ein Politiker sei wegen dieses Ansinnens sogar ermordet worden.