Sportpfarrer Thomas Nonte: Gott hat Freude am Sport

Sport kann zu Begegnungen mit Gott führen, Brücken zwischen Menschen bauen und ein Vorgeschmack auf die Ewigkeit sein. Dieser Meinung ist Thomas Nonte, neuer katholischer Sportpfarrer in Deutschland. Seit kurzem leitet er den Arbeitskreis Kirche und Sport der Katholischen Bischofskonferenz.
Von PRO

Sport zu machen sei eine Art Vorgeschmack auf das Paradies, ist Nonte überzeugt. Der 51-Jährige erinnerte sich daran, wie er sonntägliches Fußballspielen in seiner Zeit als Doktorand genossen habe. Er ist überzeugt, dass Gott Freude daran hat, wenn Menschen den Sport genießen, sagte er in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ).

Sport schlage aber auch Brücken zwischen Menschen, die mit der Kirche nicht viel anfangen könnten. Durch gemeinsame Freude, Trauer und Begeisterung könne eine Art Seelenverwandtschaft entstehen. Das reize ihn an seinem Amt als Sportpfarrer, sagte Nonte. Durch Sport glaubt er, Menschen erreichen zu können, die normalerweise nicht in die Kirche gehen. „Sport machen ist einfach eine geniale Idee der Schöpfung“, findet er. Denn was den Menschen in seinem Innersten ausmache, sei das Spiel. Es bedeute, sich frei zu machen von äußeren Zwängen und sich begeistern zu können. Sogar bei Schwerkranken habe er das schon erlebt.

Kirche im Stadion?

Der Sportpfarrer ist außerdem der Ansicht, dass Sport die Kultur des Sonntags bereichern könne. Obwohl zum Beispiel Fußballspiele oft am Sonntagmorgen ausgetragen werden, seien sie keine Konkurrenz zu kirchlichen Veranstaltungen, ist Nonte überzeugt. Familien und Nachbarn würden zusammengeführt. Seiner Meinung nach sei der Grund, warum ein Sportereignis für viele attraktiver sei als ein Gottesdienst, die Gestaltung. „Vielleicht sollten wir uns mit den Sportereignissen zusammentun“, sagte er über sonntägliche Kirchenveranstaltungen. Der Deutsche Fußballbund (DFB) habe zum Beispiel darum gebeten, vor dem DFB-Pokalfinale in Berlin einen ökumenischen Gottesdienst zu feiern, nannte Nonte eine  Möglichkeit der Zusammenführung von Kirche und Sport.

Kapellen im Stadion, wie zum Beispiel in Berlin, hält der Theologe für sinnvoll. Das sei der einzige Ort im Stadion, wo es nicht darauf ankomme, welcher Mannschaft man anhänge. Dort könne man einfach „sein“. Außerdem schätzt er solch einen Ort auch für die Begegnung mit Muslimen. Muslimische Sportler sollten seiner Meinung nach viel mehr im Fokus stehen. „Die Muslime verehren denselben Gott wie wir, wir sind alle Kinder Abrahams“, äußerte Nonte gegenüber der FAZ. Dieser Ansicht stimmten allerdings nur die wenigsten Theologen zu.

„Karfreitag ist notwendig“

Trotz vieler Diskussionen um eine Lockerung der Karfreitagsverbote unterstützt Nonte es, den Tag nicht für sportliche Veranstaltungen zu nutzen. Es sei auch wichtig, an einem Tag im Jahr mal etwas auszuhalten, was einem gegen den Strich gehe. „Der Karfreitag ist nicht schön, aber er ist notwendig, weil es so viele Karfreitage im menschlichen Leben gibt“, sagte er. Der Feiertag bedeute, an Grenzen im Leben zu stoßen, zum Beispiel durch Krankheit, Enttäuschung oder Schuld. „Ein bisschen dafür zu trainieren, das ist wirklich wichtig“, findet der Sportpfarrer. Welche Bedeutung der Karfreitag für das Sterben und die Auferstehung Jesu hat, sagte Nonte nicht.

Den Leistungsgedanken beim Sport findet Nonte bedenklich. Der Körper sei „nicht nur ein Instrument“, sagte er. Doping zugunsten von Geld, Ruhm und Macht gebe immer nur kurzzeitig Erfüllung. Sport solle aber immer dem Menschen dienen, nicht umgekehrt. Dass der Staat von seinen Leistungssportlern Medaillen erwarte, beurteilt er deshalb kritisch. „Ich glaube, dass es auch insgesamt zu besseren Leistungen befähigt, wenn man Menschlichkeit walten lässt“, erklärte der Pfarrer.

Gottes Schöpfung erleben

Beim Sport könne man außerdem Gott erleben, sagte er und bezog sich damit auf seine Lieblingssportarten Tauchen und Klettern. „Im Berg und unter Wasser habe ich selten in meinem Leben so stark die Schöpfung Gottes in meiner Seele springen sehen“, berichtete er.

Von der Redewendung, dass ein Fußballer während eines Spiels „durch die Hölle“ gehen müsse, hält er nichts. Dafür sei das Thema zu ernst und es gebe Menschen, die das buchstäblich erleiden müssten. Nonte erinnerte an den Torwart Robert Enke, der sich das Leben nahm. Dieser sei „durch die Hölle“ gegangen. „Vielleicht liegt die Hölle manchmal hinter diesem Spiel“, gab der Theologe zu bedenken. (pro)

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