„Spiegel“-Titelthema: Die Atheisten kommen

H a m b u r g (PRO) - Über "die Neuen Atheisten" berichtet das Magazin "Der Spiegel" in seiner neuen Ausgabe vom 26. Mai. Dabei wird deutlich, dass oft gerade diejenigen, die gegen Glaube und Religion zu Felde ziehen, einen Missionseifer an den Tag legen, der jedem "Fundamentalisten" zur Ehre gereichen würde.
Von PRO

„In religiös gemäßigten Zonen wie Deutschland läuft die Debatte bislang noch harmlos ab. Wir sind das Land von Peter Hahne und Eva Herman“, heißt es im Leitartikel des „Spiegel“. Doch was Atheisten in verschiedenen Ländern unternehmen, um der Welt klarzumachen, dass Glaube Unsinn sei, davon berichtet das Magazin auf 13 Seiten unter dem Titel „Gott ist an allem schuld! Der Kreuzzug der neuen Atheisten“.

Das christliche Medienmagazin „pro“ berichtete bereits im November 2006: „Je mehr über die ‚Rückkehr des Glaubens‘ geschrieben und berichtet wird, desto mehr versuchen allerorten die Gegner des festen Glaubens, die erklärten Atheisten, eben diese Rückkehr zu verhindern.“ Einer der bekanntesten Vertreter dieser „Neuen Atheisten“ ist der Evolutionsbiologe Richard Dawkins. Mit seinem Buch „The God Delusion“ („Der Gotteswahn“) wurde er geradezu zu ihrem „Papst“ („Spiegel“). Der 66-Jährige aus Oxford, der bereits Bücher über den Darwinismus schrieb („Das egoistische Gen“), hielt sich in den USA und Großbritannien mehr als 30 Wochen auf der Bestsellerliste. Im September erscheint das Buch auch in Deutschland.

Dawkins rechnet darin mit Gott ab und erhält bei Vorträgen Applaus, wenn er Gott als „Rassisten, Kinderkiller und Korinthenkacker“ bezeichnet. „Der alttestamentarische Gott ist einer der unangenehmsten Charaktere der Literaturgeschichte“, so der Brite.

Gottlose auf Kreuzzug

Die Anhänger des Atheismus haben sich selbst einen Namen gegeben, der ihre intellektuelle Erhabenheit herausstellen soll – denn immerhin haben sie ja rational erkannt, dass es Gott nicht gibt: „die Brights“, was etwa „die Aufgeweckten“ heißt. Viele von ihnen beschränken sich jedoch nicht darauf, an ihren Unglauben zu glauben, sondern begeben sich auf eine Mission, die Welt von ihrem Unglauben zu überzeugen. Denn Glauben ist gefährlich, sind sie überzeugt.

Dawkins erläutert: „Stellen wir uns eine Welt vor ohne Religion. Es gäbe keine Selbstmordbomber, keinen 11. September, keine Kreuzzüge und Hexenverfolgungen, keinen Israel-Palästina-Konflikt, keine Massaker in Bosnien, keine Verfolgung von Juden als ‚Christenmörder’, keine Nordirland-Unruhen, keine hochgefönten Fernsehprediger in schimmernden Anzügen, die leichtgläubigen Leuten ihr Geld aus der Tasche ziehen.“ Für die selbsternannten Atheisten gibt es keinen Unterschied zwischen den Religionen, daher auch nicht zwischen islamistischen Mullahs und christlichen Pfarrern. Das „Unbehagen“ der kämpferischen Atheisten sei laut „Spiegel“ gegenüber Bischöfen, die Homosexualität nicht gut heißen, dasselbe wie gegenüber Irans Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad, der „‚das Licht des verborgenen Imams‘ gespürt haben will, als er vor der Uno-Vollversammlung über seine Atom-Pläne sprach“.

Dabei legen sie laut „Spiegel“ geradezu einen „missionarischen Habitus“ an den Tag. „Spiegel“-Autor Alexander Smoltczyk fragt sich in Bezug auf Dawkins: „Warum wütet der so?“ Im Grunde ähnelten viele dieser neuen Atheisten in ihrer Rage geradezu jenen Fundamentalisten, die sie selbst angehen. In den USA besucht der Autor Christopher Hitchens Talkshows und versucht, die Menschen davon zu überzeugen: „Religion vergiftet alles“. Der Titel seines jüngsten Buches lautet „Gott ist nicht groß“. In Frankreich „missioniert“ Michel Onfray: der 48-Jährige hat bereits 32 Bücher geschrieben und geht gegen den „theologischen Hokuspokus“ vor. In Italien ist es der Mathematiker Piergiorgio Odifreddi, der mit seinem Essay „Warum wir keine Christen sein können“ erfolgreich ist.

Aufklärung und Glaube schließen sich nicht aus

Doch die Ansicht, Glaube und Aufklärung schlössen sich aus, scheint nicht allen zu passen. Es gibt sogar schon eine Gegenbewegung zur Gegenbewegung: „Zu den heftigsten Kritikern der ‚Neuen Atheisten‘ gehören kurioserweise jene, die es laut Dawkins gar nicht geben dürfte: Wissenschaftler, für die ‚Gott‘ keinen Angriff auf ihr Weltbild darstellt“, so der „Spiegel“. Der Oxforder Molekularbiologe und Kirchenhistoriker Alister McGrath hat ein Buch gegen die Wüterei seines Kollegen geschrieben, es heißt „Der Dawkins-Wahn?“. Darin kritisiert er vor allem das ungenaue Zitieren Dawkins und dessen blinden Wissenschaftsglauben. Die Wissenschaft sei keinesfalls notwendigerweise atheistisch, wie Dakwins immer behauptet, so McGrath. Tatsächlich sind viele Wissenschaftler Christen oder Anhänger einer anderen Religion. Der „Spiegel“ mutmaßt über die Atheisten-Bewegung: „Vielleicht ist es auch die nackte Panik, dass Gott im Kampf mit der Aufklärung Sieger bleiben könnte.“

Lesen Sie mehr zum Thema in der Ausgabe 5/2006 des Christlichen Medienmagazins pro: „Die neue Angst vorm Christentum“. Jetzt kostenlos und unverbindlich bestellen: Telefon (06441) 915 151, E-Mail: pro@kep.de oder online. Mehr zum Buch Dawkins lesen Sie im Artikel „Wenn Atheisten dem Glauben den Kampf ansagen„.

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