„Spickmich“: Wenn Schüler ihren Lehrern Noten geben

K ö l n (PRO) – Sie ist ein klassisches Beispiel für eine Internetseite im Zeitalter des "Web 2.0": www.spickmich.de Hunderttausende Schüler nutzen die Webseite, um ihren Lehrern in verschiedenen Kategorien Noten zu geben. Doch wie andere "Mitmach-Seiten" im Internet ist auch diese umstritten – eine Lehrerin scheiterte nun mit einer Klage.
Von PRO

Die Lehrerbenotung im virtuellen Schülernetzwerk „spickmich.de“ ist von dem Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt. Das hat das Oberlandesgericht Köln am Dienstag entschieden. Damit lehnte das Gericht die Klage einer Lehrerin aus Nordrhein-Westfalen ab, die eine einstweilige Verfügung gegen die drei „spickmich“-Initiatoren erwirken wollte. Die Gymnasiallehrerin aus Neukirchen-Vluyn versuchte, die Seite aus dem Netz zu klagen. Die Richter des am Oberlandesgericht Köln entschieden am Dienstag aber genau so wie ihre Kollegen vom Landgericht, die die Klage im August zurückgewiesen hatten. „Schmähkritik“ oder „an den Pranger stellen“? Die Richter waren der Auffassung, dass eine faire Schülerbewertung weder eine „Schmähkritik“ noch ein „an den Pranger stellen“ sei. Eine sachliche Bewertung könne vielmehr „für eine Orientierung von Schülern und Eltern dienlich“ sein und zu einer „wünschenswerten Kommunikation, Interaktion und erhöhter Transparenz führen“. Ein Unterlassungsanspruch der Lehrerin ergebe sich weder unter dem Gesichtspunkt einer Verletzung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts noch wegen Verletzung datenschutzrechtlicher Bestimmungen, urteilten die Richter.

400.000 Schüler bewerten Lehrer

Auf „spickmich.de“ können Schüler ihren Lehrern Schulnoten in Kategorien wie „fachlich kompetent“, „cool und witzig“, „beliebt“, „guter Unterricht“, „vorbildliches Auftreten“ oder „faire Prüfungen“ geben. Darüber hinaus können Nutzer ein eigenes Profil anlegen und sich untereinander vernetzen, ähnlich wie auf der virtuellen Studentenplattform „StudiVZ“. Seit Februar 2007 haben sich auf „spickmich.de“ nach Angaben der Betreiber Bernd Dicks, Manuel Weisbrod und Tino Keller mehr als 400.000 Schüler registriert. Weit mehr als 150.000 Lehrer wurden bewertet – die Durchschnittsnote liegt bei 2,7.

„Zeitgemäße Vermittlung von Medienkompetenz“

„Anstatt laut nach Verboten zu rufen, sollten Lehrer sich vielmehr mit dem Medium Internet beschäftigen und begreifen, dass die technische Entwicklung der Medien nicht mehr zurückzudrehen ist. Wir sollten gemeinsam daran arbeiten, eine zeitgemäße Vermittlung von Medienkompetenz zu ermöglichen. Hierfür fehlt es vielen am entsprechenden Know-How. Das Internet ist eine Chance und keine Bedrohung“, kommentierte „spickmich“-Mitinitiator Keller das Urteil.

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